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Heim aus Holz

Christiane Lörks aus Poppitz wohnt in einem Haus, das sie selbst entworfen hat. Dabei hat sie einiges ausprobiert.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe Gromes

Riesa. Warum wohnt man als Architektin eigentlich in einem Holzhaus? Christiane Lörks antwortet frei heraus: „Weil ich es bis dahin noch nicht ausprobiert hatte.“ Ihr eigenes Haus, das sie 2002 baute, sei für sie ein Experiment gewesen, bei dem sie viele Erfahrungen gesammelt habe. Ohnehin gehen Arbeit und Leben bei Christiane Lörks oft ineinander über: „Ich arbeite einfach sehr gern“, sagt sie. Ihr Haus in Poppitz ist der bauliche Ausdruck davon.

Wohnen im Holzhaus: „Jedes Haus ist für mich individuell wie ein Mensch“, sagt die Bewohnerin.
Wohnen im Holzhaus: „Jedes Haus ist für mich individuell wie ein Mensch“, sagt die Bewohnerin. © Sebastian Schultz
Die Decke ist mit großen OSB-Platten verkleidet. Die Lampen werden über Umlenkrollen in der Höhe verstellt.
Die Decke ist mit großen OSB-Platten verkleidet. Die Lampen werden über Umlenkrollen in der Höhe verstellt. © Sebastian Schultz

Im unteren Geschoss des reinen Holzbaus befinden sich die Büroräume für sie und ihre zwei Mitarbeiter. Hier stapelt sich viel Papier, Pläne und Skizzen hängen an den Wänden. Das Obergeschoss mit Lörks’ privatem Wohnbereich ist von außen über eine Eisentreppe zugänglich. Im Grunde besteht es aus nur einem großen Raum. Nach vorn zur Straße hin befindet sich das helle Wohnzimmer mit der offenen Küche. Hier steht ein großer, hölzerner Esstisch, über dem drei weiße Lampen hängen, deren Höhe mittels Umlenkrollen verstellt werden kann.

Sie sind Fundstücke von Baustellen – wie viele andere Gegenstände auch in ihrem Haus. Zum Beispiel die Sammlung alter Blechtöpfe auf einem Holzschrank. Alte Sachen weiter zu verwenden statt wegzuwerfen, gehört zu den Prinzipien von Christiane Lörks. Ebenso wie die Verwendung ökologischer Baumaterialien dort, wo es möglich ist. So wird das Badezimmer nicht von einer Beton- oder Ziegelwand, sondern von einer runden Lehmwand umschlossen. Es ist ein Anliegen der 55-Jährigen, immer wieder nach neuen und individuellen Baulösungen zu suchen, denn „sonst wird es langweilig.“

Das Obergeschoss hat eine ungewöhnliche Raumhöhe. Die Decke läuft entsprechend der Dachform spitz zu. Sie ist mit großen OSB-Platten verkleidet. „Die Platten anzupassen war eine ganz schöne Puzzlearbeit. Das würde ich nicht unbedingt noch mal so machen“, erinnert sich die Architektin, die unter anderem für die Sanierung des Riesaer Klosters zuständig war.

Als Fußbodenbelag wurde dunkles Linoleum mit bunten Einsprengseln verwendet. Darauf kommen die hellen Teppiche gut zur Geltung. Selbst im Bad- und Küchenbereich hat die Architektin das vielseitige Material eingesetzt, von dessen Qualitäten sie überzeugt ist. „Man muss Bad und Küche nicht zwingend fliesen“, sagt sie.

Statt einer Couch stehen drei unterschiedliche Sessel neben dem Esstisch. Arbeitsmaterialien und Zeitschriften finden sich auch hier. Vor allem das barrierefreie Bauen beschäftigt Christiane Lörks seit einiger Zeit sehr. So baute sie eine alte Scheune, die sich auf ihrem Grundstück befindet, zu einem barrierefreien Gästehaus um. Erst vor rund einem Jahr ist dieses Projekt weitgehend fertig geworden, ein paar Kleinigkeiten sind noch zu machen. Auch hier hat sie sich intensiv mit der bestehenden Substanz auseinandergesetzt und viel von dem alten Material belassen.

Ursprünglich stammt Christiane Lörks aus einem kleinen Dorf bei Aachen. Von der Öffnung der Mauer war sie sehr berührt und bereiste kurz darauf mit ihren Eltern den Osten. Damals kam sie auch zum ersten Mal nach Riesa: „Gerade die Nähe der Dinge zueinander bildet das Potenzial dieser schönen Stadt“, sagt sie.

Wohnen Sie auch „anders“? Dann melden Sie sich bei uns in der Lokalredaktion Riesa: [email protected] oder telefonisch unter 03525 72415715. Ihr Wohnort – ob Riesa, Strehla, Nünchritz, Zeithain oder Gröditz – spielt dabei keine Rolle. Wir freuen uns!