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Heilung im Halbschlaf

Therapeutin Christina Ehrlacher-Bendull will Krankheiten durch Hypnose kurieren – anders als in TV-Shows.

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Von Katarina Gust

Ein Pendel braucht sie nicht. Auch mit den Fingern muss Christina Ehrlacher-Bendull nicht schnippen. Ihre Stimme und eine purpurfarbene Couch ist alles, was sie braucht. Die junge Frau hat im November eine Praxis für Hypnose und Psychotherapie in Neustadt eröffnet. „Wenn ich Menschen davon erzähle, haben sie oft schnell ein Bild vor Augen“, sagt Christina Ehrlacher-Bendull. Sie würden sich oft an Fernsehshows erinnern, in denen Probanden auf Knopfdruck wie ein Hund bellen oder plötzlich nicht mehr bis drei zählen können. „Das ist leider eine völlig falsche Vorstellung. Mit medizinischer Hypnose hat das alles nichts zu tun“, erklärt Christina Ehrlacher-Bendull. Ihr geht es nicht darum, Menschen vor einem Millionenpublikum bloß zu stellen. Sie will Menschen heilen.

Die gelernte Pflegefachkraft hat sich deshalb in Leipzig zur psychotherapeutischen Heilpraktikerin und Hypnosetherapeutin ausbilden lassen. Ein Jahr lang dauerte die Ausbildung. Im Sommer hat sie den Abschluss gemacht. Anfang des Monats folgte die eigene Praxis in Neustadt. Gemütlich eingerichtet ist der Raum, in dem Christina Ehrlacher-Bendull ihre Patienten empfängt und behandelt. Die rote Couch, die aus den Dreißigerjahren stammt, sei ein Muss gewesen. In Anlehnung an ihr großes Vorbild Siegmund Freud. Auf dem Sofa können sich die Patienten ausstrecken und fallen lassen – in Trance, einen halbschlafähnlichen Zustand. Dieser veränderte Bewusstseinszustand ist die Umgebung, in der Christina Ehrlacher-Bendull arbeitet. „Hypnose ist ein Weg, um Kontakt mit unserem Unterbewusstsein aufzunehmen und um Handlungsspielräume zu vergrößern“, erklärt sie. Durch Hypnose könnten Heilungsprozesse angekurbelt und neue Lösungswege gefunden werden. All das passiere im Gehirn der Patienten. Ein großer Muskel, wie die Therapeutin beschreibt, der trainiert und programmiert werden könnte. Je nach Krankheitsbild. Menschen mit Angst- und Panikstörungen lassen sich von Christina Ehrlacher-Bendull hypnotisieren. Sie hat mit Menschen zu tun, die sich sozial isolieren, nicht mehr Auto fahren, unter Essstörungen oder chronischen Schmerzen leiden. Das sind die schwierigeren Fälle, mit denen sie zu tun hat. „Auch wer Angst vorm Zahnarzt hat oder sich das Rauchen abgewöhnen will, kann durch Hypnose geholfen werden“, sagt sie. Beim Thema Rauchen müsse jedoch auch der Patient einen starken Willen haben. Denn von der eigenen Motivation sei der Erfolg abhängig. Ohne könne auch Hypnose nicht greifen.

Gleiches gilt, wenn Patienten eine körperliche Ursache für ihre Krankheit haben. Zum Beispiel bei Schizophrenie sei das der Fall. Dann sei eine Behandlung in einer neurologischen Klinik nötig. „In einem Vorgespräch mit meinen Kunden kann ich schnell herausfinden, ob ich überhaupt behandeln darf oder nicht“, sagt Christina Ehrlacher-Bendull.

Während ihrer Ausbildung hat die Neustädterin selbst verschiedene Hypnose-Praktiken an sich ausprobiert und viel damit experimentiert. „Ich habe selbst erfahren, wie Hypnose wirken kann“, sagt sie. Das will sie nun an ihre Patienten weitergeben. Die junge Frau will sich dabei vor allem auch auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisieren. Hypnose könne ihnen neue Kraft geben und den Körper stark machen. Davon ist Christina Ehrlacher-Bendull überzeugt. Die Behandlung gibt es nicht auf Rezept. Wie bei anderen Heilpraktikern auch, müssen Patienten die Sitzungen bezahlen. Pro Therapieeinheit, die in der Regel eine Stunde dauert, berechnet sie 40 Euro.

www.hypnosepraxis-ehrlacher.de