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Heilpflanze wird zum Erfolgsrezept

Emil Bergmann gründete vor 113 Jahren mit Freunden die Bombastus-Werke Freital. Produkte aus Salbei sind noch heute der Renner.

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© Repro: SZ

Von Yvonne Popp

Freital. Es heißt, hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Ob Emil Bergmanns zweite Frau im Wortsinn stark war, ist heute kaum mehr aufzudecken. Feststeht aber, dass die gebürtige Belgierin gebildet und fleißig war. Um die Haushaltskasse der Familie aufzubessern, unterrichtete die ausgebildete Lehrerin Französisch. Zwei ihrer Schüler sollten später die engsten Freunde Emil Bergmanns und die Mitbegründer der Bombastus-Werke in Freital werden. Aber der Reihe nach.

Als Sohn eines Metalldrehers wurde Emil Bergmann am 26. April 1861 in Freital-Potschappel geboren. Schon früh zeigte er großes künstlerisches Talent. Und so wendete er sich nach 1877 der Porzellanmalerei zu, nachdem er ursprünglich hatte Lehrer werden wollen.

Also erlernte der junge Bergmann in der Sächsischen Porzellanmanufaktur von Carl Thieme in Potschappel das Handwerk des Porzellanmalens und übte es einige Jahre aus. Auf Wanderschaft in Böhmen, wo er sich auch mit der Glasmalerei vertraut machte, lernte er seine erste Frau, Marie, kennen. Nur ein Dreivierteljahr nach der Trauung im Herbst 1885 verstarb sie während ihrer ersten Schwangerschaft.

Kurz darauf verließ Emil Bergmann Böhmen, um nach Brüssel (Belgien) zu gehen. Hier lernte er seine zweite Frau kennen und heiratete sie im April 1888. Nach Aufenthalten in Böhmen und Österreich kehrte das Paar im Herbst 1889 nach Freital zurück, wo sie im Laufe der folgenden Jahre vier Kinder bekamen. Während der Familienvater weiter als Porzellanmaler für Dresdner Firmen tätig war, gab seine Frau Französischunterricht. Und so ergab es sich, dass zwei ihrer Schüler, der Kaufmann Max Däbritz und der Gärtner Otto Braune, nach und nach zu guten Freunden der Familie wurden. Emil Bergmann aber befasste sich neben der Porzellanmalerei auch mit natürlichen Heilverfahren. Besonders die vielseitige Einsetzbarkeit des Salbeis faszinierte ihn. Auch Däbritz und Braune teilten dieses Interesse.

Mundwasser in aller Munde

So kam es, dass die drei Männer am 1.  April 1904 die Bombastus-Werke gründeten. Dabei nutzten sie Salbei-Rezepturen des mittelalterlichen Arztes Bombastus „Paracelsus“ von Hohenheim und produzierten –  damals noch in der Privatwohnung Bergmanns   –  Präparate zur Mund-, Zahn, Haut- und Haarpflege. Das Bombastus-Mundwasser wurde noch im Gründungsjahr ausgezeichnet.

1906 zog die Firma in das neu gebaute Fabrikgelände am heutigen Sitz des Unternehmens an der Wilsdruffer Straße 170. Neben Emil Bergmann, der für die Gestaltung der Etiketten und die der Reklame zuständig war, übernahm der am 4. August in Freital-Zauckerode geborene Max Däbritz die kaufmännische Leitung des Unternehmens. Otto Braune, geboren am 1. März 1869 in Dresden, wurde aufgrund seiner besonderen Befähigung der Leiter des chemischen Laboratoriums der Bombastus-Werke.

Alle drei waren bei ihren Mitarbeitern sehr beliebt, besonders der gerechtigkeitsliebende Däbritz, der nebenbei auch mehrere philosophische Schriften verfasste. Er machte keine Unterschiede, was soziale Herkunft oder Geschlecht seiner Angestellten anbetraf. Zudem galt in den Bombastus-Werken, noch weit, bevor das in Deutschland üblich war, der Acht-Stunden-Arbeitstag.

Auch heute noch ist der Salbeianbau das Herzstück des Unternehmens. Zurzeit werden 35 Hektar in Freital bewirtschaftet. Das sind 25 mehr, als es noch 1990 waren. 153 Mitarbeiter, darunter fünf Schwerbehinderte und zwei Auszubildende sind derzeit in der Firma beschäftigt. Zum Sortiment gehören unter anderem Fertigarzneimittel, unter anderem Arzneitees und homöopathische Präparate, Lebensmittel und Kosmetika. Auch das 1904 schon prämierte Mundwasser wird heute noch hergestellt.