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Heiligabend mit australischer Kiefer

Die Görlitzerin Franka Balvin verbringt das zweite Weihnachten in Folge am anderen Ende der Welt – mit Mann und Kind.

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© privat

Von Daniela Pfeiffer

Außentemperaturen von 28 bis 32 Grad machen die Sache mit dem Weihnachtsbaum schwer. Trotzdem: Für das richtige Heiligabendgefühl muss sie sein. Deshalb haben Franka Balvin und ihre Familie auch 2016 wieder eine australische Weihnachtskiefer da stehen – festlich geschmückt, aber stark nadelnd. Das Paar lebt seit mehr als einem Jahr in Australien, zurzeit in Byron Bay. Für die dreijährige Tochter India ist es schon das dritte Weihnachten, das sie im warmen Ausland verbringt. Die Eltern – auf keinen würde der Begriff Weltenbummler wohl besser passen – haben sogar schon einige Weihnachtsabende mehr weit entfernt von der Heimat gefeiert.

Ein Weihnachtsmann für Tochter India.
Ein Weihnachtsmann für Tochter India. © Steffen Schreiber

Eigentlich liebt die Görlitzerin Franka Balvin genau wie Lebensgefährte Steffen Schreiber, der aus Dresden stammt, Weihnachten. „Weihnachtsmärkte, die Zeit mit der Familie und natürlich ein verschneiter Winterwald sind Dinge, die wir hier in Australien stark vermissen.“ Aber das Reisefieber ist bei beiden stärker. Zusammen sind sie bereits zwei Jahre um die Welt gereist, waren auch vor ihrem Kennenlernen beide schon in der Welt unterwegs. „Wir leben gerade in einer für uns schönsten Ecke der Welt im Norden von New South Wales“, sagt Franka Balvin. „Hier gibt es wunderschöne Strände aber auch grünes hügeliges Hinterland mit Wasserfällen und vielen Wanderwegen. Die perfekte Kombination. Nur Schnee gibt es leider nicht, den ich schon sehr vermisse. Besonders das Snowboarden.“ Heimweh ist auch kein Fremdwort für Franka Balvin – vor allem Weihnachten. „Nichts kommt eben an Heiligabend an eine Görlitzer Zitronenwurst heran.“ Auf die mussten sie diesmal wieder verzichten. Ersatzessen: Ente. Die hat Franka Balvin beim australischen Aldi gekauft, sonst bekomme man in Australien so etwas nirgends. Weihnachtsessen hat für die Australier eher mit Meeresfrüchten wie Shrimps und Austern zu tun.

Für die Görlitzerin gehören unweigerlich auch Plätzchen zu Weihnachten. Mit befreundeten Nachbarn und deren Kindern wurden im Advent diese auch gebacken. „Das ist definitiv ungewöhnlich für Australien. Bei der Hitze backt man einfach nicht“, erzählt Franka Balvin. Um ihrer Tochter so viel wie möglich deutsches Weihnachtsgefühl mitzugeben, werden auch deutsche Weihnachtslieder gesungen oder auf dem I-Pod angehört. „Das gehört für mich dazu. Gerade wegen India, für die dieses Jahr das erste Weihnachten ist, dass sie wirklich mitbekommt, möchte ich es schon traditionell machen. Aber auch mir tut es gut.“ Heiligabend werde in Down Under ohnehin kaum gefeiert, da es erst morgens am 25. die Geschenke gibt und sich dann die Familien zum Essen oft am Strand treffen.

Trotz aller Sehnsucht in der Weihnachtszeit – Australien ist eines der Traumländer der Görlitzer. Franka Balvin war schon 2001 hier, reiste damals mit Work and Holiday Visa allein für ein Jahr durch den Kontinent. Danach ging es durch Spanien, Indien, Nord- und Südamerika, Neuseeland, Fiji, Asien und Afrika. „Eigentlich dachte ich, dass sich als Mutter mein Leben und meine Reiselust ändern wird. Aber das war nicht der Fall. Mit India bereisten wir bereits mit drei Monaten die Kanaren und mit einem Jahr Thailand“, erzählt sie.

Für eine lange Reise sei aber Australien einfach optimal. Es sei kinderfreundlich, das Wetter ganzjährig spitze, die Leute offen, die Natur ist atemberaubend. „Es ist ein absolut unkompliziertes Land, wo man sich wegen Kriminalität und medizinischer Versorgung absolut keine Sorgen machen muss.“ Die junge Familie hat zurzeit ein Touristenvisa. Einen festen Wohnsitz gibt es nicht. Entweder leben sie über das sogenannte Haushüten in Häusern von Leuten, die selbst unterwegs sind. Oder reisen in ihrem ausgebauten Van kostengünstig durch das Land. Wie die Zukunft aussieht, ist noch nicht ganz klar. „Derzeit ist für uns wichtig, dass wir den Moment genießen, da wir uns hier richtig wohl fühlen, auch wenn die Familie und Freunde schon sehr fehlen.“ Vor allem zu Weihnachten.