Merken

Heidenaus Sportvater wird 70

Frank Müller hat Geschichte geschrieben und trainiert noch immer weiter. Das nächste Jubiläum naht bereits.

Teilen
Folgen
NEU!
© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Heidenau. Wo Frank Müller wohnt? Im Stadion und in der Sporthalle. Wer ihn sucht, findet ihn am ehesten dort. Zum Beispiel beim Training der Handball-Mädchen, das er mit seinem Sohn leitet. Wer ihn am Donnerstag gratulieren will, kann ihn gegen Mittag mal anrufen, sagt er. Vormittags ist er unterwegs. Am liebsten wäre ihm ja eine Sportveranstaltung an seinem 70. Geburtstag, aber das ließ sich gerade nicht so einrichten.

Der Sport in Heidenau hat einen Namen: Frank Müller. Er begann als Junge wie so viele mit dem Fußball, hat auch geturnt. Seit 1975 ist er Heidenaus Handball-Vater. Damals wurde die neue Halle an der Bruno-Gleißberg-Schule fertig, Müller baute mit seiner Frau Kirsten eine Mannschaft nach der anderen auf. Generationen von Schülern haben bei ihm gespielt, die wenigsten lange und aktiv, aber bei allen ist er in Erinnerung geblieben. Als der, der anfeuern, motivieren und auch gehenlassen konnte. Zwang und Druck bringen nichts.

Bis heute ist er dem Handball verbunden. Aber nicht nur dem. Müller hat viele sportliche Leidenschaften. Den Faustball und den Radsport, Sambo und natürlich den Neujahrslauf. Den hat er 1976 ins Leben gerufen, das Kindersportfest kam 1990 dazu. Der SSV, dessen Vorsitzender Frank Müller seit Urzeiten ist, ist in der öffentlichen Wahrnehmung oft der kleinere Heidenauer Verein, obwohl er mehr Mitglieder und mehr Sportarten als der Fußball-Verein HSV hat. Zwischen beiden Vereinen gab es immer mal wieder mehr oder weniger offene Rivalitäten.

Als Reno König, langjähriger HSV-Präsident, Frank Müller vor 44 Jahren kennenlernte, war er sieben, sagte „Herr Müller“ zu ihm und gehörte zur Gruppe der Weitspringer. „Es war eine schöne Zeit“, sagt König. Danach sind sie sich immer wieder in verschiedenen Funktionen begegnet.

Erster in der zweiten Reihe

Einmal saßen Müller und König auf ganz verschiedenen Seiten. Das war 2010, als der Stadtrat – König ist Fraktionschef der CDU-Mehrheit – Klaus Müller und weitere für den Ehrenamtspreis Vorgeschlagene ablehnte. Müller sah das nicht so verbissen. Bis zur Ankündigung damals in der SZ habe er von seiner Nominierung gar nichts gewusst. Dennoch kann er die Entscheidung nicht nachvollziehen. „Aber vielleicht haben sich einige gesagt, der Müller macht uns so viel Ärger, den wollen wir nicht“, sagte er nach der umstrittenen Entscheidung.

Er hat sich nie was draus gemacht aus der abgesagten Ehrung, arbeitet lieber immer weiter. Siege, Meisterschaften, Rekorde, Pokale: Müller ist in der Regel derjenige, der in der zweiten Reihe steht, wenn vorn die Gewinner geehrt werden. Für Müller der beste Platz. Und wenn er am Donnerstag mal vorn steht, dann wird er das ein bisschen auch genießen und sich sagen, Montag ist wieder Handball-Training.

Der Kreissportbund wird ihm zu seinem 70. Geburtstag gratulieren, viele Sportler natürlich und vielleicht auch der eine oder andere Überraschungsgast. Sie alle werden ihm wie Reno König alles Gute, viel Gesundheit und ein langes Leben wünschen. Das größte Geschenk aber wird er nicht an seinem Geburtstag bekommen, sondern immer dann, wenn Heidenauer Sportler gewinnen, Titel in die Stadt holen und sich einfach nach Müller’schem Vorbild für den Sport begeistern. „Sein Leben ist der Sport. Das schätze ich an ihm. Ich hoffe für den SSV, dass Frank noch lange aktiv bleibt und mit seiner Erfahrung und Ruhe den Verein führt“, sagt Reno König.

Manche sagen, Müller sei alt geworden. Das mag sein, die Jahre gehen auch an ihm nicht spurlos vorbei. Er läuft manchmal etwas gebückt und nicht mehr ganz so schnell. Wenn er aber bei einer Sportveranstaltung die Teilnehmer und Besucher begrüßt, durchs Programm führt, dann sind ihm nur seine Erfahrung und seine Liebe zum Sport anzumerken, nicht aber seine 70 Jahre. In zwei Jahren steht bei Müller das nächste Jubiläum ins Haus. Dann sind es 60 Jahre, die er dem Sport gewidmet hat. Es ist angemessen, zu sagen, sein ganzes Leben. In diesem Sinne: Sport frei!