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Dohna und Heidenau als Extremfälle

Kleingärtner sind durch Landverkäufe und Baupläne verunsichert. Was macht ihr Verband?

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© Marko Förster

Dohna/Heidenau. Es grünt und blüht, doch einige Heidenauer und Dohnaer Kleingärtner können das dieses Jahr nicht genießen. Ihre Sparten werden bebaut bzw. wird darüber diskutiert, andere wurden verkauft und sollen in der Pacht teurer werden. Viel Ärger und viel Arbeit für Susanne Russig, die Chefin des Territorialverbandes der Kleingärtner.

Haben Sie eigentlich einen Kleingarten, Frau Russig?

Nein. Durch meine Arbeit im Kleingartenwesen bin ich sehr oft abends und an Wochenenden im Einsatz, sodass dafür leider keine Zeit bleibt. Aber ich bin Mitglied im Gartenverein Pirna-Jessen und im Kleingarten meiner Eltern aufgewachsen. Mein Vater ist seit vielen Jahren im Vorstand des Vereines. Ich weiß, was man wie anbaut und bin im Kleingartenwesen zuhause.

Können Sie sich ohne eigenen Garten in die hineinversetzen, die ihre Gärten verlieren?

Ich denke schon. Ich spreche viel mit den Gärtnern, kenne alle Anlagen. Ich kann sehr gut nachempfinden, dass der Garten für viele ein Heiligtum und Lebensmittelpunkt ist. Er bedeutet ihnen ein kleines Glück, das sie nicht verlieren möchten.

In Heidenau und Dohna stehen die Gärtner aber vor solchen Situationen ...

Das sind wirklich zwei extreme Fälle in unserem Territorialverband.

In Heidenau verkaufte erst der Freistaat unter anderem die Anlage Goldene Ähre, nun sind einige Gärten weiterverkauft worden. Einige werden verschwinden, weil sie bebaut werden sollen. Für andere Gärten will der neue Eigentümer mehr Pacht. Ist das rechtens?

Was die Pachterhöhung betrifft, haben wir als Verband widersprochen. Maximal möglich ist die ortsübliche Pacht mal vier. Die maximale Pacht im Landkreis beträgt damit derzeit sechs Cent. Der neue Eigentümer der Heidenauer Goldene Ähre-Gärten, die ms gartenreich, wollte 20 Cent. Das ist aus unserer Sicht nicht rechtens.

Dass mit Gärten Monopoly gespielt wird, ist nicht zu ändern?

Die ms gartenreich kaufte die Heidenauer Anlage mit der Absicht vom Freistaat, Gärten teuer weiter zu verkaufen. Das ist nicht ganz aufgegangen. Es wurden jedoch einige Gärten an privat verkauft. Nun prüft der Freistaat, ob dieser Verkauf gültig ist, da es im Vertrag mit ms gartenreich Einschränkungen und Bedingungen für den Weiterverkauf gibt, zum Beispiel eine Mehrerlösklausel. Das heißt, wenn innerhalb einer Frist weiterverkauft wird, muss der Freistaat am Gewinn beteiligt werden.

Kaufen, verkaufen – das bringt Unsicherheit. Gibt es das auch anderswo?

Ja, aber ohne Auswirkungen. Auf dem Pirnaer Sonnenstein gab es vor einigen Jahren für einige Gärten auch einen Eigentümerwechsel, der aber problemlos erfolgte.

Die Dohnaer Gärtner haben jetzt aber Probleme. Die Anlage Meuschaer Blick mit 19 Gärten liegt auf Bauland, für einen Teil der Kahlbusch-Gärten prüft die Stadt auch, weil sie hier erwägt, eine Grundschule zu bauen. Verschwinden immer mehr Gärten?

So schwierig es im Einzelfall ist, wir haben für alle genügend Gärten. Wir werden mit der Stadt Dohna für alle eine Lösung finden. Beim Kahlbusch sollten wir die endgültige Entscheidung der Stadt abwarten. Werden die Gärten für einen Schulbau benötigt, erhalten alle eine Entschädigung.

Aber es sind doch im Schnitt weniger als fünf Prozent der Gärten frei. Wie sollen da allen Betroffenen neue angeboten werden?

Erinnern wir uns an den Bau von Obi in Pirna. Von den dort einst 65 Gärten zogen nur 15 an den Kohlberg. Wir werden jeden einzelnen Gärtner fragen, was er will. Manche werden ganz aufhören, andere sich selbst kümmern. Das sind Erfahrungswerte.

Heidenau erarbeitet einen Flächennutzungsplan, Gärtner hoffen auf Beachtung ihrer Interessen. In Dohna wird mit dem gleichen neuen Plan möglicherweise das Aus einiger beschlossen. Wie können Gärten gesichert werden?

Die meisten Gärten im Territorialverband existieren auf Grünland mit der Zweckbestimmung Dauerkleingartenland. Pirna hat sich jetzt mit der Entwicklungskonzeption für Kleingärten klar für den Erhalt der Anlagen positioniert. Es wäre schön, wenn das noch mehr Kommunen machen würden. Heidenau will den Entwurf des Flächennutzungsplanes überarbeiten. Wir werden uns für den höchstmöglichen Schutz unserer Kleingartenanlagen einsetzen. In Dohna liegen fast alle Anlagen laut neuem Flächennutzungsplan als Dauerkleingartenland auf Grünland, jedoch lässt der Plan auch das Aus einiger Gärten zu.

In Heidenau und Dohna war zu hören, der Verband könnte sich mehr um die Interessen der Gärtner kümmern …

Das ist heftig. Ich sage, unser Verband hat nichts anderes als den Erhalt und die Förderung unserer Anlagen zum Ziel. Wir setzen uns täglich mit Grundstückseigentümern, Behörden und Anwälten auseinander, um die Interessen unserer Pächter durchzusetzen. Es gibt aber auch rechtliche Zusammenhänge, die nicht immer einfach nachvollziehen zu sind. Und es gibt Entscheidungen, die Zeit brauchen.

Das Gespräch führte Heike Sabel.