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Heftiger Hass

Nach dem Tod eines Nieskyer entlädt sich auf Facebook der Wut gegen die Tatverdächtige.

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© Armin Weigel/dpa

Von Alexander Kempf

Niesky. Die Schimpfworte und Kraftausdrücke, die verschiedene Menschen derzeit auf dem Facebook-Profil einer 24-jährigen Görlitzerin hinterlassen, gehören nicht in die Zeitung. Unter den Internetbildern der jungen Frau und Mutter entlädt sich purer Hass. Die Staatsanwaltschaft Görlitz wirft ihr und einem 33-jährigen vor, einen jungen Nieskyer getötet zu haben, um in Besitz seiner Geldkarte und seines Autos zu gelangen. Nachdem die Bild-Zeitung ein Foto und den Vornamen der Tatverdächtigen veröffentlich hat, ist ihr Facebook-Profil im Laufe der Woche Ziel zahlreicher verbaler Angriffe geworden.

Mittlerweile haben sich auf der Seite aber auch Stimmen zu Wort gemeldet, die zu Mäßigung aufrufen. Es sei nicht hilfreich angesichts des schon großen Leids noch mehr Hass und Unmut in die Sache hinein zu argumentieren, schreibt ein Nutzer. „Denkst Du Deine Hasstiraden bringen etwas?“, fragt er einen anderen Nutzer. Ein Dritter regt an, dass das Profil der Tatverdächtigen ganz geschlossen wird. „Ich glaube es wäre am besten, wenn jemand der Zugriff auf ihr Profil hat, es einfach deaktiviert“, schreibt er.

Der grausame Tod des 24-jährigen Philipp W. hat in seiner Heimatstadt Niesky zu einer riesigen Anteilnahme geführt. Nach Bekanntwerden des Verbrechens haben am Dienstagabend rund 350 Menschen auf dem Nieskyer Zinzendorfplatz Kerzen für ihn aufgestellt und Blumen niedergelegt. Die Angehörigen des jungen Mannes hatten zuvor tagelang mit Aushängen in Supermärkten und Aufrufen bei Facebook vergeblich nach ihm gesucht.

Seit dem 9. Februar hat auch die Polizei nach dem Kokillenschlosser gesucht. Nach einem Zeugenhinweis haben die Beamten am Montagabend dann die 24-Jährige und den 33-Jährigen festgenommen und in einer Görlitzer Wohnung den Leichnam des Nieskyer gefunden. Die Staatsanwaltschaft wirf beiden vor, das Opfer erst gefesselt, dann geschlagen und schließlich in der Wohnung zurückgelassen zu haben.

Vom Konto des Toten soll das Pärchen, das in der Vergangenheit schon mehrfach wegen Drogendelikten aufgefallen sein soll, rund 2 000 Euro abgehoben haben. Die Grausamkeit des Verbrechens hat in Niesky zu viel Bestürzung, Trauer und auch Wut geführt.

Freunde des Getöteten haben vor der Trainingshalle des Nieskyer Kampfsportvereins Ironsports einen gemeinsamen Gedenkort eingerichtet.