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Hausschwamm unterm Museumsdach

Fachleute haben den gefährlichen Pilz in Dipps entdeckt. Jetzt kommen die ganzen Sanierungsplanungen durcheinander.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Dass im Dippser Museum Sanierungsarbeiten notwendig sind, ist schon lange bekannt. Dass die Sache aber so akut ist, hat die Planer erschreckt. Holzfachleute haben das Gebäude untersucht – und das Ergebnis war niederschmetternd, wie Architektin Silke Grombach den Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung informierte. Im Dachgebälk steckt der Hausschwamm.

Ursache für den Schwamm dafür dürfte die Feuchtigkeit sein, die durch das schadhafte Dach eindringen konnte.
Ursache für den Schwamm dafür dürfte die Feuchtigkeit sein, die durch das schadhafte Dach eindringen konnte. © Frank Baldauf

Das ist ein Pilz, der Holz zerstört. Der Hausschwamm wächst oft im Verborgenen und kann auch tragende Balken zersetzen, sodass Einsturzgefahr entsteht. Deswegen bedeutet Hausschwammbefall höchste Alarmstufe. Er muss der Baupolizei gemeldet werden. Für Dippoldiswalde ist die Bauaufsicht im Landratsamt zuständig. Die hat auch schon schriftlich gefordert, dass die Stadt aktiv werden muss. Der Hausschwamm liebt es feucht und warm. Diese Bedingungen hat er offenbar unter dem schadhaften Museumsdach gefunden.

Die Architekten des Planungsbüros „Vetter – von Berg“ in Pirna und der Partnerschaft „H.e.i.z.haus Architektur.Stadtplanung“ in Dresden hatten eigentlich den Auftrag, einen Depotneubau und die Sanierung des bestehenden Museums zu planen. Die neuen Erkenntnisse bedeuten für sie: Umplanen! Es geht jetzt darum, das Museumsgut zu sichern und das Museumsgebäude zu sanieren.

Die ursprüngliche Planung ist damit hinfällig. Dabei war vorgesehen, erst ein Depotgebäude neben dem Museum zu errichten. Dann sollten die Museumsstücke umgeräumt und in Ruhe das bestehende Museumsgebäude saniert werden. Aber diese Ruhe hat Dippoldiswalde nicht mehr.

Der Stadtrat entschied sich auf seiner jüngsten Sitzung für die Variante, das Museumsgebäude sofort zu sanieren. Zuerst werden die Holzteile, die vom Schwamm befallen sind, ausgetauscht. Dann folgen die weiteren Sanierungsarbeiten und Umbauten. Das Museum soll auch so verändert werden, dass die Besucher ohne Barrieren hineinkommen. Dafür ist beispielsweise der Einbau eines Aufzugs geplant. Diese Variante kostet nach aktuellen Schätzungen 2,6 Millionen Euro. Der ursprünglich geplante Anbau kann dann immer noch errichtet werden, aber nicht als erster Schritt wie ursprünglich vorgesehen, sondern erst später. Der Hausschwamm hat die Prioritäten neu gesetzt.

Welche Folgen das genau für den Museumsbetrieb hat, ist noch nicht ganz bekannt. Einschränkungen bei der Öffnung für die Besucher sind aber zu erwarten, wie Museumsleiter Thomas Klein bestätigt.

Alternativen sind im Stadtrat auch angesprochen worden. Eine andere Möglichkeit wäre auf den ersten Blick günstiger gekommen. Das hätte bedeutet, nur den Hausschwamm im Dachstuhl zu bekämpfen und das übrige Gebäude zu lassen, wie es ist. Aber das hätte das gesamte städtebauliche Förderprojekt für die Unterstadt infrage gestellt. Denn dort ist die Sanierung des Museums ein wesentlicher Bestandteil. Wenn der wegfiele, könnte es auch passieren, dass bereits erhaltene Fördergelder, beispielsweise für den Polypark, zurückgezahlt werden müssten. Da wäre am Ende gar nichts gespart.

Marko Thiele, Fraktionschef der Freien Wähler, sprach noch die Möglichkeit an, das gesamte Gebäude abzureißen und neu aufzubauen. Aber dafür gibt es keine Chance, erklärte Silke Grombach. Das Gebäude ist in den 1970er- und 80er-Jahren von Grund auf denkmalpflegerisch saniert worden. „So etwas war in der DDR selten.“ Es sind auch wenige Häuser so gründlich untersucht worden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Denkmalbehörde dem zustimmt.“ Außerdem wären die Kosten für einen Neubau auch nicht günstiger.

Die Museumsmitarbeiter sind inzwischen schon damit beschäftigt, den Dachboden zu räumen, damit die Handwerker freie Bahn haben, um alle schadhaften Balken zu finden und auszutauschen.