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Hausaufgaben per E-Mail

Digitaler Unterricht gehört heute zum Schulalltag. Die Stadt muss für die Computertechnik aber gehörig mehr Geld einplanen.

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© Norbert Millauer

Von Nicole Czerwinka

Coswig. Der Umgang mit Computern ist fast so selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen. Die Ausbildung am PC beginnt in der Grundschule. Martina Schrauber, die Schulleiterin der Grundschule Brockwitz, klappt den Lehrplan auf und erklärt: „Wir haben in der Schule ein Computerkabinett mit Platz für eine ganze Klasse. Die Schüler können hier Aufgaben mit Lernprogrammen lösen und das Schreiben am Computer üben.“ Was völlig normaler Alltag scheint, kommt die Stadt allerdings zunehmend teurer zu stehen.

Laut einer Studie der International Computer and Information Literacy ist die digitale Kompetenz der Schüler in Deutschland im weltweiten Vergleich eher schlecht. Deutschland landet in dem Ranking nur auf dem zwölften Platz. Am fittesten sind die Schüler in Tschechien, Kanada und Dänemark. In Tschechien gibt es längst einen nationalen Plan zur digitalen Bildung, den die Schulen umsetzen müssen. In Australien – das im Ranking auf Platz vier landet – steht der Mehrzahl der Schüler sogar Tabletcomputer zur Verfügung. Dinge, die hier noch undenkbar scheinen?

Am Gymnasium Coswig gibt es derzeit drei Computerkabinette für die 814 Schüler. „Außerhalb der Kabinette haben wir zudem 30 Laptops und 14 interaktive Wandtafeln. Auf allen Geräten läuft das Betriebssystem Windows 7“, erklärt Schulleiterin Britt Göldner. Tablets werden im Unterricht nicht verwendet. „In dem Fach Mathematik wird ab der 8. Klasse systematisch auch der Umgang mit digitalen Geräten in den Unterricht einbezogen“, erzählt Britt Göldner.

Viel Geld für neue Technik

An allen sächsischen Gymnasien und Oberschulen lernen die Schüler im Fach „Technik und Computer“ in der 5. und 6. Klasse Grundlagen digitaler Anwendungen. In den Klassenstufen 7, 8, 11 und 12 wird Informatik als eigenständiges Fach gelehrt. Doch das alles kostet. Etwa alle vier bis fünf Jahre sollten die Computer an den Schulen erneuert werden. Finanzieren muss das der Schulträger, also die Kommune. In Coswig stehen jedes Jahr Haushaltsmittel für die Ersatzbeschaffung von Computertechnik für die Schulen im Haushaltsplan. „Die Beträge schwanken, da die Klassenanzahl und damit die Anzahl der PC-Technik von Schulart zu Schulart verschieden ist“, teilt der Coswiger Bürgermeister Thomas Schubert mit. Im aktuellen Plan für das Jahr 2015 stehen in Coswig Investitionsmittel für PC-Technik für alle Schulen von 50 800 Euro zur Verfügung. Für 2016 sind es 79 200 Euro, 2017 sind es 102 850 Euro und 2018 sogar 208 120 Euro.

Beträge in ähnlicher Höhe bringt die Stadt schon seit Jahren für die Erneuerung der Technik an den Schulen auf. „Bereits seit Ende der 90er-Jahre erfolgten umfangreiche Investitionen in die IT-Ausstattung der Schulen, einhergehend mit der Anpassung des Lehrplans und den Förderprogrammen MEDIOS I und II“, sagt Schubert. Seither werden in Coswig jährlich zwischen 40 000 und 200 000 Euro für die Technik im Haushalt eingeplant.

Vor zehn Jahren undenkbar

Derzeit werden am Gymnasium Coswig Lernplattformen für den Unterricht getestet. Die Schüler können bereits Hausaufgaben per E-Mail an ihre Lehrer senden. Dinge, die vor zehn Jahren an vielen Schulen undenkbar schienen. „Wir sind stolz, dass unsere Schüler eine moderne Ausstattung vorfinden“, sagt Thomas Schubert.

Doch die neue Technik hilft auch Lehrern beim Gestalten ihres Unterrichts. „Über die Lernplattform kann ich etwa Filme, die ich den Kindern für den Unterricht zeigen will, herunterladen und direkt vom Schulserver aus abspielen“, erklärt Martina Schrauber von der Grundschule Brockwitz. Die Schule sei dafür technisch optimal ausgestattet, in fast jedem Klassenzimmer in Brockwitz gibt es eine sogenannte interaktive Tafel mit Whiteboard und Beamer. „Das Gute am Lernen mit dem Computer ist, dass man so noch individueller auf verschiedene Stärken der Kinder eingehen kann. Wer per Hand noch etwas langsam ist, der probiert es eben erst einmal am Rechner“, sagt sie. Das Schreiben per Hand und auch die Schreibschrift werden aber nach wie vor gelehrt. „Die Kinder schreiben auch gern“, sagt Martina Schrauber.