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Haus der indischen Kostbarkeiten

Bis vor einem Jahr stand gegenüber von Eis-Keyl eine Ruine. Jetzt wohnt dort eine Familie, die viele Dresdner kennen.

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© René Meinig

Von Andreas Weller

Dresden. Zum Tag der Architektur nutzten viele Dresdner die Gelegenheit, in den Kulturpalast oder die Ballsportarena, die auch als Saegeling-Halle bekannt ist, zu gucken. Neben den bekannten Großobjekten öffneten interessante Wohnhäuser ihre Türen. Darunter das an der Leipziger Straße 187.

Architekt Matthias Koenitz hat das Haus für Jujhar Singh an der Leipziger Straße geplant und realisiert.
Architekt Matthias Koenitz hat das Haus für Jujhar Singh an der Leipziger Straße geplant und realisiert. © René Meinig

Dort stand bis vor einem Jahr noch ein altes, heruntergekommenes Haus. Die Fläche galt als Schandfleck. Da sie quasi gegenüber des Kult-Eisverkaufs von Andreas Keyl liegt, war sie umso mehr im Fokus. Nun stehen dort ein schickes Haus. Von außen zwar nicht spektakulär, aber in interessanten Erdtönen gehalten, und auch die hohe Sandsteinmauer ist ein Blickfang.

Seit März wohnen dort Jujhar Singh, seine Frau Manjit Kaur und ihre beiden Kinder. Die indische Familie lebt seit 15 Jahren in Dresden und ist Anhänger der Sikh-Religion. Bekannt ist vor allem Jujhar Singh. Ihm gehören das Jaipur und einige weitere indische Restaurants in der Stadt. Angefangen hat er als Koch in der Scheune, ebenfalls in der Neustadt. Mittlerweile hat der Gastronom sich offenbar einen ordentlichen Umsatz aufgebaut. „Er kam zu mir und hat gesagt: ,Mein Steuerberater rät mir, ein Haus zu bauen‘“, erzählt Architekt Matthias Koenitz. Die beiden hatten sich kennengelernt, weil Koenitz gerne seine Mittagspause im Jaipur verbringt.

Nachdem der Architekt den Auftrag hatte und die Pläne standen, hat er das Haus innerhalb von neun Monaten bauen lassen. Im Februar ist es fertig geworden, bis auf Kleinigkeiten im Eingangs- und Außenbereich. Immerhin satte 440 000 Euro musste der Inder investieren, um zum Eigenheim nach seinen Wünschen zu gelangen. „Auf Luxus wurde bewusst verzichtet“, erklärt Koenitz allerdings.

Auf dem Flachdach sind Solarkollektoren als Röhren verbaut, damit diese nicht hochstehen. Ansonsten wurde viel auf Naturmaterialien und -farben gesetzt. So hat es sich die indische Familie gewünscht. Die Sandsteinmauern – wie auch die Spezialfenster – wurden gebaut, um sich etwas vor dem Lärm der Leipziger Straße zu schützen. Wichtig ist Koenitz, dass das Haus dennoch modern ist. Denn er setzt auf Zeitgeist. Allerdings ließen die „kleinen“ Extras den Preis in die Höhe schnellen. Ursprünglich wollte Singh etwa 250 000 Euro in sein Haus investieren.

Auch wenn außen nur Nuancen der Farbwahl indisches Flair anmuten lassen, sieht der Besucher bei der Inneneinrichtung schnell, woher die Eigentümer stammen. Schwere Sessel, verschnörkelte Bettgestelle, bunte Teppiche und einiges mehr sind klar erkennbare indische Kostbarkeiten. Auf dem Fernseher flimmert eine indische Seifenoper. Das macht eine besonders starke Satellitenschüssel möglich.

Das Haus steht übrigens völlig ohne Fundament da. Stattdessen ist unter der Bodenplatte Kies und darunter Sand. Es gibt keinen Keller. Das hat auch Flutschutzgründe, denn so versickert das Wasser besser. Die Elbe stand bei Hochwassern bereits bei den Nachbarn in Kellern und Gärten. Bisher hat die Familie rund 200 Quadratmeter Wohnfläche. Mit der Option auf Erweiterung. Sie denkt darüber nach, die Eltern mit einziehen zu lassen. Dann müsste noch ein Stockwerk draufgebaut werden.