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Haus Altmarkt eröffnet im Februar

Das markante Gebäudeensemble wird saniert und zum Hotel. Erste Musterzimmer sind bereits fertig.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Dass Denkmalschutz immer auch ein Abenteuer ist, hat Sruel Prjas gewusst. Dennoch ist der Chef der Firma Berlinhaus überrascht, wie viele neue Probleme beim Haus Altmarkt auftauchen. Gerade muss er den Hauptwasserstrang erneuern. Der war eingebrochen. Für Prjas bedeutet das einen Zeitverzug und Zusatzkosten von 400 000 Euro.

Die ersten Musterzimmer für das Hotel sind schon eingerichtet.
Die ersten Musterzimmer für das Hotel sind schon eingerichtet. © Sven Ellger

Insgesamt investiert er etwa 14 Millionen Euro für die Sanierung und den Umbau des Gebäudes am Altmarkt aus den 1950er-Jahren. Mehr als ursprünglich erwartet, denn mit Baubeginn hatte sich herausgestellt, dass die Statik völlig unzureichend war. So mussten rund 70 Tonnen Stahlträger eingezogen werden. „Im Saal gab es früher Tanzveranstaltungen und Discos. Es ist mir ein Rätsel, wie die Decken gehalten haben“, sagt Prjas.

Er hatte das Geviert am Altmarkt, Kreuzstraße, Weiße Gasse und Wilsdruffer Straße 2009 erworben. Zu der Zeit baute sein Unternehmen auch das NH-Hotel daneben. Die meisten Mieter waren auf der Altmarkt-Ostseite schon 2005 ausgezogen. Damals wollte noch die städtische Woba die Wohnungen sanieren. Doch aus Kostengründen wurde daraus nichts. So standen sie fast ein Jahrzehnt ungenutzt. Es gab mehrere Versuche, um das den Platz prägende Gebäudeensemble zu nutzen.

Schließlich konnte Architekt Ludger Kilian gemeinsam mit Matthias-Maria Kolb Pläne zum Umbau in ein Hotel erarbeiten, die der Denkmalschutz akzeptierte. Auch Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) setzte sich für die Häuser ein. Sie seien als Zeugnisse für die Nachkriegsära sehr bedeutend. Seit einem guten Jahr saniert Prjas das Haus Altmarkt und die angrenzenden Gebäudeflügel. Davon ist hauptsächlich auf der Hofseite etwas zu bemerken. Zur Altmarktseite bleiben die unter Denkmalschutz stehenden Fassaden nahezu unverändert.

Inzwischen hat die Firma Berlinhaus die zumeist ungewöhnlich geschnittenen Wohnungen mit ihren großzügigen Fluren hinter schweren Holztüren saniert. Sie sind mit Parkett und modernem Stuck gestaltet. Der Denkmalschutz hat zugestimmt, dass auf der Hofseite Balkons angebracht werden können. Die ersten drei Mieter wohnen bereits drin. Allerdings müssen sie hart im Nehmen sein, denn die Treppenhäuser werden bis zum Jahresende renoviert. Die Kaltmieten liegen, so Prjas, zwischen neun und zehn Euro pro Quadratmeter. Im gesamten Gebiet gibt es später etwa 70 Wohnungen.

Das Herzstück vom Haus Altmarkt bildet künftig ein Hotel mit 123 Zimmern. Es wird ein Star-Inn-Hotel. Gründer Paul Garai aus Wien kennt Dresden bereits gut. Er war 21 Jahre lang für die Hotelkette Accor tätig, bevor er 2004 sein eigenes Unternehmen gründete. Bis Ende nächsten Jahres zählt die Star-Inn-Kette 20 Hotels. „Mitte Februar wollen wir unser Drei-Sterne-Premium-Haus in Dresden eröffnen“, sagt Garai. Die ersten Musterzimmer, ausgestattet mit hellem Holz und kontrastreicher Tapete, sind bereits eingerichtet. Dazu gehören auch Familienzimmer, in denen zwei Doppelbetten nebeneinander stehen. Als Direktorin hat er Anja Ratzsch aus Riesa eingestellt. Sie hatte zuvor ein Star-Inn-Hotel in Salzburg geleitet. Garai schwärmt vom Charme des Altbaus für sein neues Hotel. Die Arkaden am Altmarkt sind bereits verglast. Dahinter wird er ein Wiener Café einrichten und selbst betreiben. Doch bis es so weit ist, muss Projektmanager Gottfried Schaaf noch die Handwerker vieler Gewerke koordinieren, um die Termine zu halten.

Trotz Sanierung und Einbau neuer Aufzüge lief der Betrieb im Altmarktkeller und bei McDonald’s weiter. Beide Gastronomen bleiben auch künftig im Haus Altmarkt. Im Erdgeschoss des Haupteingangs wird ein Glasaufzug die Hotelgäste zur Rezeption in das erste Obergeschoss bringen. Daneben ist Platz für das Café. Im Obergeschoss entsteht der Frühstücksraum für die Hotelgäste und die nötigen Küchenräume.

Die Bauherren müssen zahlreiche Anregungen des Denkmalschutzes umsetzen. So sind beispielsweise die vielen Dresdnern noch vertrauten Nischen im Treppenhaus zugemauert. Sie seien in späteren Zeiten entstanden. Dafür muss die Rosette an der Decke im Original erhalten bleiben, ebenso die Jahreszahl „1956“ in der Putzwand vor dem Saal.

„Wir haben die Kronleuchter sogar vom selben Hersteller bezogen, wie zu Zeiten der Entstehung des Hauses“, sagt Prjas. Es handelt sich dabei um die Firma ELB Ebersbacher Leuchtenbau. Die Kronleuchter sind so schwer, dass sie zum Säubern oder Wechseln der Lampen mit Motoren hoch- und runtergezogen werden.