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„Hauptsache, es passiert was“

Die Apotheke im Hamburger Hof gibt es seit 1929 – die heutigen Betreiber wollen, dass endlich in das Gebäude investiert wird.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Was wird nun aus dem Hamburger Hof? Das fragt man sich unwillkürlich, wenn man an dem Gebäude vorbeikommt. Auch, wenn die Türen zugesperrt und die Fenster vernagelt sind – der einstige Glanz des Hambis – wie ihn nicht nur die Cöllner nennen – ist immer noch zu erahnen. Wurde der Hauptbau 1896 im historistischen Baustil der Kaiserzeit errichtet, stammt der Anbau im damals hoch modernen Bauhausstil aus dem Jahr 1929. Seit damals gibt es eine Apotheke im Hambi. Sie zählte zu den ersten Mietern in dem Gebäude, und heute ist sie der Letzte. „Unsere Existenz hängt an der Zukunft des Hambis“, sagt Eckard Guthmann, dessen Frau Evelyn die „Sonnen“-Apotheke führt. Und das ist ganz wörtlich zu nehmen. „Wir haben vor zwei Jahren auf eigene Kosten eine Notdeckung des Daches über dem Gebäudeteil, unter dem sich die Apotheke befindet, vorgenommen, damit es nicht reinregnet.“ Das waren Kosten, die das Ergebnis des Betriebes geschmälert haben, zu dem neben der „Sonnen“- auch noch die „Regenbogen“-Apotheke auf der Brauhausstraße gehört. Immerhin beschäftigen die beiden Apotheken mit Kosmetikstudio und Sanitätshaus 20 Mitarbeiter.

Darauf versucht auch das Plakat, das jemand an den „Hambi“ gezweckt hat, hinzuwirken.
Darauf versucht auch das Plakat, das jemand an den „Hambi“ gezweckt hat, hinzuwirken. © Claudia Hübschmann

Die Notbedachung war nicht das einzige, was Eckardt Guthmann am Hambi getan hat. Vor Jahren, als Glas aus den kaputten Fenstern auf die Gehwege fiel, kam die Feuerwehr und hat die Fenster ausgehängt. Er hat die Höhlen zugenagelt. Das ist mehr als zehn Jahre her. Heute gibt es Gebäudeteile, in die er sich nicht mehr hineinwagt, weil die Gefahr besteht, durch die Decken zu brechen. „Wir hätten hier gern jemanden, der investiert, damit es weiter geht.“ Eckardt Guthmann hat erst gestern mit Alexander Mause von der Firma Wert-Investition GmbH aus Sarstedt, südlich von Hannover, telefoniert. Sie ist der neue Besitzer des Hambis, der im Mai 2015 für 75 000 Euro zwangsversteigert worden ist. Nun suche Wert-Investition wieder nach einem Betreiber für betreutes Wohnen, sagt Eckardt Guthmann. Zuvor hatte sich die Idee, Studenten im Hambi anzusiedeln, als nicht durchführbar erwiesen (SZ berichtete). Nach SZ-Informationen führt Wert-Investition derzeit Gespräche mit zwei möglichen Betreibern einer Anlage für betreutes Wohnen im Hambi.

Inzwischen hat sich rund um den Hambi etwas getan. Am 18. August war mit der Landeskonservatorin Rosemarie Pollack die höchste Denkmalschützerin Sachsens vor Ort, und auch Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) war bei dem Termin anwesend. Darüber, was dort besprochen worden ist, wurde Stillschweigen vereinbart. Kein Geheimnis ist indes, dass die Stadt Ende Juli die durch die Sächsische Aufbaubank (SAB) bewilligten Gelder aus dem Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ in Höhe von 750 000 Euro vom Hambi abgezogen und für die Sanierung der Cöllner Johanneskirche umgewidmet hat. Seitens der Firma Wert-Investition hatte es dazu geheißen, dass man die mit der Förderung verbundenen Auflagen wie ein vertraglich fixiertes Instandsetzungskonzept nicht in Kauf nehmen wolle, um schnell bauen zu können und deshalb lieber auf die Fördergelder verzichte.

Eckardt Guthmann geht davon aus, dass der 1929er Anbau des Hambi nicht mehr denkmalgeschützt ist. Auf Nachfrage widerspricht dem Kreisdenkmalpfleger Dr. Andreas Christl: „Der Hamburger Hof ist nach wie vor in seiner Gänze denkmalgeschützt.“ Allerdings ließe sich der Anbau aufgrund seiner Raumstruktur sicher einfacher neuen Nutzungen anpassen als der historistische Hauptbau.

Für Eckardt Guthmann sind denkmalpflegerische Fragen nicht der Hauptpunkt – „Hauptsache, es passiert was.“