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Hauptsache Bewegung

Vor dem Dresden-Marathon sind dicke Kinder und ehrgeizige Senioren ein Thema.

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© Ronald Bonß

Von Jochen Mayer und Tino Meyer

Läufer brauchen nicht nur schnelle Beine. Der Kopf läuft immer mit. Das weiß auch Dr. Axel Klein genau. Der Dresdner Hobbyläufer und Freizeittriathlet kennt das Gefühl, wenn die Beine schwer werden. Oder wie man sich überwinden muss, um dem Herbst- und Winter-Blues zu trotzen. Und er kennt als Orthopäde und Sportmediziner die Nöte der Läufer, wenn Verschleiß droht oder schon einsetzt.

Dass es nicht so schnell dazu kommt, dafür organisiert der Vorsitzende des Sächsischen Sportärztebundes am Sonnabend zum siebenten Mal ein Laufmedizinisches Symposium. Das ist offen für alle, aber besonders gedacht für Läufer, die nach Dresden zum Piepenbrock-Marathon kommen, dem traditionellen Oktober-Laufereignis.

Nicht nur die DNA ist entscheidend

Dann bevölkern auch wieder unsportlich wirkende Menschen am Sonntag den Kurs durch Dresdens Zentrum. Und mancher wird sich bei deren Anblick fragen: Gibt es denn ein Läufer-Gen? Die Frage ist nicht abwegig, da sich längst der Eindruck festgebrannt hat von dominierenden Afrikanern auf den Langstrecken bei Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und den großen Marathonrennen. „Aber nicht nur die DNA entscheidet, ob man ein guter Läufer wird“, sagt Axel Klein, „sondern auch das ganze Drumherum, wie man fördert und gefordert wird. Man kann nicht alles auf die Gene schieben“. Bestes Beispiel ist für ihn der Triathlon, wo in Hawaii zuletzt die deutschen Männer bei der Ironman-WM triumphierten.

Aber wie sieht es im Alltag aus? Da macht sich Dr. Klein große Sorgen um die Jüngsten. „Das Dicke kommt mehr und mehr“, beklagt er die um sich greifende Bewegungsarmut und den daraus entstehenden Teufelskreis: Können Dicke laufen, sollen sie es, ist es aus medizinischer Sicht aber vielleicht problematisch? Also doch nicht laufen? „Man darf die Kinder nicht aufgeben“, lautet der Mediziner-Appell. „Wenn sie nicht in Bewegung kommen, vielleicht auch die Eltern nicht drängen, dann kann man noch so viel Psychologie betreiben, sie zu Kuren schicken – es wird sich nicht viel ändern.“

„Es muss nicht immer das Laufen sein“, sagt der 48-Jährige, „aber Bewegung ist wichtig.“ Für ihn ist Laufen die effektivste Form, um sich fit zu halten. Begründung: „Da werden die meisten Kalorien verbrannt.“ Und Kinder sollten in ihrem Bewegungsdrang im Grunde nicht gebremst werden. Vor Extrembelastungen schützen schon die Altersgrenzen. So dürfen beim Dresden-Marathon erst Menschen ab dem Geburtsjahr 1998 – also die 18-Jährigen – über die Marathondistanz und ab 2000 Geborene beim Halbmarathon starten. Gelenke und der Stützapparat werden es danken.

Im Gegensatz zu den Jüngsten, die meist zum Laufen animiert werden müssen, brauchen Ältere eher eine Art Schutzbremse vor zu großem Ehrgeiz. „Laufen ist die natürlichste Bewegungsform“, sagt Axel Klein, „und die funktioniert, solange man sich überhaupt bewegen kann.“ Er sieht deshalb keine Altersgrenze nach oben, selbst wenn aus gesundheitlichen Gründen kein Joggen mehr möglich sein kann, sondern nur noch zügiges Gehen. „Hauptsache in Bewegung bleiben.“

Dramatische Verschleißerscheinungen durch normales Laufen sind für ihn auch nicht die Regel. Allerdings warnt er ältere Läufer, wenn sie zu häufig ein hohes Tempo anschlagen, „und die, die ein Laufpensum von 50 Kilometern und mehr pro Woche auch noch mit vielen Wettkämpfen garnieren“. Bei hohen Intensitäten steigt die Abnutzungsrate in den Gelenken, selbst wenn das mitunter noch gar nicht als störend empfunden wird.

Mittelmaß als gesunde Lösung

Gesundes Altern ist auch eine Kopfsache, um das gesunde Maß zu finden, wo mitunter das Mittelmaß die gesündeste Lösung ist. „Für Herz, Lunge, Zucker sowie viele andere Erkrankungen kann das Laufen ein wesentlicher Therapieansatz sein“, sagt der Arzt. „Aber nur vernünftig, mit der richtigen Dosierung. Wenn Schmerzen oder Schwindelgefühle auftreten, dann sind das Signale, auf die man hören muss. Dann sollte man umgehend einen kompetenten Sportarzt konsultieren.“

Das Laufmedizinische Symposium will wieder Anregungen und Anstöße geben, was alles möglich ist – für Junge wie Ältere, für Anfänger wie Fortgeschrittene. Die Einstiegsstrecke könnte am Sonntag unter den vier Distanzen beim Dresden-Marathon vielleicht auch schon dabei sein. Meldungen sind selbst am Sonnabend noch im Congress-Center möglich.

Von den Genen bis zum Altern

Zeitplan des Laufmedizinischen Symposiums am Sonnabend, Dresdner Congress-Center (Eintritt frei):

10.35 Uhr: „Die Gene des Läufers“ – Prof. Dr. Wilhelm Bloch (Köln).

11.20 Uhr: „Laufen mit und nach Tumorerkrankungen“ – Dr. Christine Hofbauer (Dresden).

12.05 Uhr: „Return to play nach internistischen Erkrankungen“ – Dr. Paul Schmidt (Dresden/Berlin).

12.45 Uhr: „Dick und Laufen ?“– Prof. Dr. Christine Graf (Köln).

13.30 Uhr: „Einlagen im Laufschuh – sinnvoll oder Marketing“ – Dr. Carsten Pfeifer (Bautzen).

14.15 Uhr: „Rückenschmerzen bei Läufern – BISP-Studie“ – Dr. Heidrun Beck (Dresden).

14.45 Uhr: „Sportmedizinische Ansätze für gesundes Altern“ – Prof. Dr. Lorenz Hofbauer (Dresden).