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Hat Kreischa zu wenig Feuerwehrleute?

Ein Gemeinderat schlägt Alarm. Die Ortswehren seien nicht bereit für größere Einsätze. Das Rathaus dementiert das.

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© Andreas Weihs

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Den vergangenen Sonntag werden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der vier Kreischaer Feuerwehren nicht vergessen. Sturmtief Herwart sorgte für zahlreiche Schäden im Gemeindegebiet. Schwerpunkt waren dort die Ortsteile Sobrigau, Quohren und Lungkwitz. 29 registrierte Einsätze haben die rund 60 Feuerwehrleute innerhalb von elf Stunden abgearbeitet. Obendrein gab es an diesem arbeitsreichen Sonntag noch zweimal Fehlalarm durch eine Brandmeldeanlage in einem Altenheim in Kreischa. Die Einsatzführung wurde im Feuerwehrhaus Kreischa eingerichtet, war zum Teil auch für Bannewitz zuständig.

Von einem generellen Notstand bei den hiesigen Einsatzkräften könne Bürgermeister Frank Schöning (FBK) zufolge also nicht die Rede sein. Zum dem Thema gab es aber im jüngsten Gemeinderat kritische Töne. „Größere Einsatzereignisse können nicht abgedeckt werden von uns“, warnte Gemeinderat Frank Fiebiger (CDU). Das habe er erst aus Reihen der Feuerwehr erfahren. „Tagsüber ist das ein Riesenproblem. Wir müssen uns mit dem Thema beschäftigen, wir haben Klinik, Altenheim und Schule.“

Die Aussagen sorgten teils für Verwunderung. Allerdings wurde in der Bilanz der Gemeindewehrleitung nach der gelungenen Evakuierungsübung im September in der Grund- und Oberschule (SZ berichtete) moniert, dass das Personal vor allem bei Atemschutzgeräteträgern knapp aufgestellt sei. Vier sind Pflicht, fünf waren dort.

Derzeit gibt es in den vier Ortswehren in Kreischa, Saida, Kautzsch und Lungkwitz 155 Feuerwehrleute. Davon sind 83 Kameraden aktiv, 23 in den Jugendfeuerwehren und 49 in der Alters- und Ehrenabteilung. „Die Gemeindewehrleitung unterrichtet Bürgermeister und Gemeinderat regelmäßig über den Stand. Grundsätzlich ist es nicht so, dass die Feuerwehr über zu wenig Einsatzkräfte verfügt, was sich ja auch am Sonntag gezeigt hat“, sagt Schöning. „Die Einwohner von Kreischa können sich also sicher fühlen, es eilt jemand zu Hilfe.“

Kritisch sei aber in der Tat die Zeit von Montag bis Freitag, zwischen 6 und 17 Uhr. „Hier teilen wir leider das Los mit vielen anderen Kommunen, es stehen zu wenig Einsatzkräfte aus eigenem Aufkommen bereit.“ Sollstärken für die Fahrzeugbesetzung würden nicht erreicht, es mangelt an Atemschutzgeräteträgern, Spezialisten für technische Hilfe oder andere Funktionen.

„Der größte Teil der Feuerwehrleute arbeitet auswärts und ist somit innerhalb angemessener Frist nicht erreichbar“, sagt er. „Problematisch ist auch, dass die Einsatzkräfte aus verschiedenen Ortswehren vor Ort formiert und eingesetzt werden müssen. Bei einer Berufsfeuerwehr handeln alle einheitlich und aus einem Guss.“ Zu den Mängeln habe es im Januar schon eine Sondersitzung mit Gemeinderat und Gemeindefeuerwehrausschuss gegeben. Lösungsansätze wurden erörtert, erklärt Schöning.

Der „große Wurf“ blieb bei der Lösung des Problems bisher aus, Zugänge gebe es dennoch. Um besser gewappnet zu sein, sei die Alarm- und Ausrückeordnung erweitert worden. Aus Nachbargemeinden werden Einsatzkräfte und Technik mit angefordert – umgekehrt packen auch Kreischaer Kameraden andernorts an. Es gebe zudem Doppelmitgliedschaften von Mitarbeitern der Klinik Bavaria, die bereits in anderen Wehren Mitglied sind. Diese rücken tagsüber mit aus, was vonseiten der Klinik und der Gemeinde unterstützt und gefördert werde. Ferner werden eigene Wehrkräfte umfassender ausgebildet. Jeder Kamerad soll mit der Einsatztechnik aller anderen Ortswehren arbeiten können. Erstmals wurde ein Rahmendienstplan für 2018 erstellt, der das Konzept weiter unterstützt.

Es gebe auch Werbung für die Feuerwehr bei Veranstaltungen, der Zuschuss für die Kameradschaftskasse wurde erheblich aufgestockt. Schließlich werden 2018 im überarbeiteten Brandschutzbedarfsplan alle Bereiche der Gemeinde und Gefahren beleuchtet, darunter auch Sonderrisiken – wie etwa in den Kliniken. Überlegungen zur Personalsituation flössen auch mit ein.