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Harte Landung zwischen Reichenbach und Königshain

Am Montagabend schlitterte ein Taxi bei glatter Straße auf einen Acker. Sieben Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Das Auto aber ist nur noch Schrott.

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© Jens Kaczmarek

Von Ralph Schermann

Reichenbach/Königshain. Spät am Montag fuhr Detlef Künzel nach Niesky. Der Inhaber des Görlitzer Unternehmens Taxi-Pfeiffer holte mitten in der Nacht einen seiner Fahrer aus dem Emmaus-Krankenhaus ab. „Wie geht es den Fahrgästen?“, wollte der wissen. „Gut“, hörte er und war beruhigt. Denn es hätte ja schlimmer ausgehen können.

Wenige Stunden zuvor war der 42-Jährige mit einem großen Mercedes-Vito-Taxi unterwegs auf der Verbindungsstraße von Reichenbach nach Königshain. Drei Frauen und drei Männer, im Alter zwischen 63 und 74 Jahren, wollten nach Hause. Sie kamen nur bis zu einer Kurve. „Plötzlich wurde aus dem Straßenmatsch eine geschlossene Schneedecke, unter der sich wohl gefährliche Glätte gebildet hatte“, erzählt Detlef Künzel über das, was sein Mitarbeiter zu Protokoll gab. Er fuhr nicht schnell, doch der voll besetzte Kleinbus schob kräftig nach, als die Reifen ins Rutschen kamen. Alles Gegensteuern half nichts, das Auto schlitterte rechts über die Böschung, überschlug sich und landete auf dem Feld neben der Straße auf dem Dach. Die Fahrzeuguhr blieb stehen: 18.07 Uhr.

Drei Minuten später erfuhr die Rettungsleitstelle per Notruf davon und löste Alarm aus. Überall piepten die Funkmelder und ließen Rettungswagen aus mehreren Orten anrollen. Die Feuerwehren von Reichenbach und von Königshain machten sich auf den Weg, in Görlitz wurde zur Rettung vom Feld auch die mit einem Korb versehene Drehleiter der Berufsfeuerwehr angefordert. Vor Ort sah es aber zum Glück weniger schlimm aus, als es die Feuerwehrkameraden befürchtet hatten. Einer berichtet: „Gemeldet wurden mindestens sechs Verletzte, aber alle Fahrzeuginsassen konnten zum Glück selbstständig das Fahrzeug verlassen.“ Die Fahrgäste und der Fahrer kamen ins Klinikum Görlitz, ins St. Carolus-Krankenhaus und nach Niesky, konnten aber nach kurzer Versorgung die Kliniken wieder verlassen. Nur ein Verletzter blieb noch einige Zeit zur Beobachtung. Die Feuerwehr sicherte und beleuchtete die Unfallstelle mit 18 Kameraden und drei Fahrzeugen. Die Görlitzer Drehleiter konnte noch während der Anfahrt wieder umdrehen. Beamte des Görlitzer Polizeireviers und des Einsatzzuges der Direktion nahmen den Unfall auf und notierten auch eine mit rund zehn Meter ziemlich kurze Bremsspur. „Das deutet darauf hin, dass der Kollege nicht zu schnell fuhr“, sagt Detlef Künzel. Eins aber ist ganz und gar nicht erfreulich: „Das Taxi ist Schrott.“ Den Zeitwert gibt die Polizei mit 6000 Euro an.

Andreas Gritzner, Vorsitzender der Taxi-Innung, des Fachverbandes des Taxi- und Mietwagengewerbes im Kreis Görlitz, bedauert den Unfall sehr. „Aber auch Taxifahrer sind Menschen, die vor solchen Zufällen nicht gefeit sind.“ Es sei deshalb töricht, Taxis zu meiden: „Wer bei verschneiten Straßen nicht selbst fahren will oder kann, ist in einem Taxi immer besser aufgehoben“, betont er. „Denn diese Fahrer sind Profis.“ Detlef Künzel, der auch den Görlitzer Taxi-Funk betreibt, bestätigt das: „Ich fahre seit Jahrzehnten Taxi bei jedem Wetter, habe den Wagen noch nie stehen lassen. Denn wir haben viel Erfahrung mit den unterschiedlichen Straßenverhältnissen.“ Der Unfall indes zeigt: Gegen alle Situationen und Wetterkapriolen ist auch der beste Taxilenker nicht gerüstet.