Merken

Harte Arbeit für das Erfolgserlebnis

Volleyball hat in Stolpen Tradition. Früher wurde 2. Liga gespielt, heute bastelt man am nächsten Traum. Ganz wichtig dabei: die Nachwuchsabteilung.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Jens Jahn

Stolpen. Die Hallensaison für die Volleyballer des SV Blau-Gelb Stolpen ist zu Ende. Bei einem gemütlichen Beisammensein im Langenwolmsdorfer Gasthaus „Goldener Apfel“ wurde auf das vergangene Spieljahr zurückgeblickt. „Es war eine spannende Saison mit Höhen und Tiefen“, sagt Jonathan Adler. Der 20-Jährige spielt in der ersten Männermannschaft und ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Volleyballer aus Stolpen verantwortlich: „Wir haben in der Bezirksliga den fünften Platz erreicht. Das entspricht nicht ganz den Erwartungen. Wiederum haben wir gegen alle Teams außer dem Staffelsieger VSV Blau-Weiß Freital gewinnen können.“

Stolpens Volleyball-Chef Jens Neubert hat als Leiter der Oberschule den Volleyball-Nachwuchs bestens im Blick.
Stolpens Volleyball-Chef Jens Neubert hat als Leiter der Oberschule den Volleyball-Nachwuchs bestens im Blick. © Dirk Zschiedrich

So ein wenig hatten die Spieler um Rene Schmidtke oder Sören Michael schon mit einem Top-Drei-Ergebnis geliebäugelt. Im kommenden Jahr soll der Aufstieg anvisiert werden. „Es wäre ein Traum für uns. Dazu müssen wir aber konstanter werden. Ich hoffe, dass der eine oder andere Spieler aus der zweiten Mannschaft den Sprung in die Erste schafft“, sagt Adler. Die zweite Garnitur belegte zum Saisonende in der Kreisklasse Staffel Ost einen starken dritten Platz. Abteilungsleiter Uwe-Jens Neubert gehört zu den erfahrenen Spielern der Zweiten. Der 58-Jährige ist seit 1983 im Verein aktiv und hat als Schulleiter der Ludwig-Renn-Oberschule den Nachwuchs quasi ständig im Blick: „Natürlich sind wir immer auf der Suche nach Jungen und Mädchen für unseren Verein. Wir hatten eine AG Volleyball, die ENSO-Schultour mit Spielerinnen des Dresdner SC hat hier Station gemacht. Es gibt mittlerweile besonders viele Mädchen aus der Region, die ihren Spaß am Volleyball entdeckt haben.“

Mit dem Bau der neuen Zwei-Felder-Sporthalle direkt neben der Oberschule bestehen beste Bedingungen, nicht nur für die Volleyballer. Auch die Turner und Fußballer des SV Blau-Gelb nutzen die hochmodern ausgestattete Turnhalle. Für die seit letztem Jahr bestehende Abteilung der Kegler wurde die Anlage in Rennersdorf renoviert. 521 Mitglieder hat der Gesamtverein momentan, davon sind 92 Volleyballer. Neben den beiden Männerteams gibt es drei Damen-Mannschaften sowie zwei Nachwuchsvertretungen. Die erste Mannschaft der Damen belegte in der Bezirksklasse Staffel West einen hervorragenden zweiten Platz. Die männliche U 16, als Spielgemeinschaft mit Langenwolmsdorf, holte sich im März den Jugend-Kreispokal.

Abteilungsleiter Neubert sieht im Volleyball eine sehr gute Alternative zum Fußball: „Es ist eine technische Sportart, man benötigt Schnellkraft und Sprungkraft. Du bekommst beim Volleyball keine zweite Chance. Entweder der Ball gelingt oder misslingt. Erfolgserlebnisse muss man sich hart erarbeiten.“ Einige Volleyballer begannen einst beim Fußball. So auch Adler, der als Kind beide Sportarten praktizierte: „Irgendwann habe ich mich für Volleyball entschieden. Da war ich besser.“

Die Anfänge des Volleyballs in Stolpen gehen auf das Jahr 1952 zurück. Im Pionier-Zeltlager in Papstdorf kamen die Stolpener Schüler Harald Macykowski, Rolf Kowe, Rolf Hartmann und Gunter Hofmann zum ersten Mal mit diesem Sport in Berührung. Ihr Lehrer Leo Schmalfuß hatte sich bereits während seiner russischen Kriegsgefangenschaft mit dem Volleyball angefreundet. Gerade in den osteuropäischen Ländern wurde der Sport international bekannt gemacht. Als Erfinder des Volleyballs gilt allerdings der amerikanische Sportlehrer William G. Morgan: Er bot im Jahr 1895 seinen Basketballern eine weniger schweißtreibende Alternative an und spielte mit einem Basketball über ein knapp zwei Meter hohes Tennisnetz. In der 20er-Jahren gelangte der Sport nach Europa, 1947 wird in Paris der Weltverband gegründet. 1953 nimmt sich dann Lehrer Schmalfuß seinen Pionieren an und bietet regelmäßiges Training. Vergleichsspiele mit Jungen aus einem Kinderheim und einer Berufsschule werden organisiert, Stolpen siegt bei der ersten Kreismeisterschaft.

1964 gelingt der Aufstieg in die Bezirksliga. Unter den Akteuren befindet sich auch noch der einstige Pionier Harald Macykowski. Der Aufsteiger holt sich sofort den Bezirksmeistertitel, scheitert aber in den Aufstiegsspielen zur DDR-Liga knapp an DHfK Leipzig. Noch, denn drei Jahre später gelingt dann der Sprung in die zweithöchste Liga. Im Team neben Macykowski stehen sein Bruder Rolf, Günter Warecka oder der gerade einmal 16 Jahre alte Manfred Major. Ein Originalbericht von Sieghard Fünfstück aus dem Erfolgsjahr 1973, als Stolpen Dritter in der 2. Liga wurde, lautet: „Die stärkste Waffe war der variable Angriff mit Harald Macykowski, Wolfgang Lenk und Reinhard Schubert.“ Weitere Bezirksmeistertitel folgen, auch die Frauen erobern das Parkett in der Region. Unter Leitung von Günter Warecka bestimmen sie das Niveau im Bezirksmaßstab mit.

Langweilig wird den aktuellen Stolpener Volleyballern nun trotz des Saisonabschlusses nicht werden – die Beachvolleyball-Spielzeit wartet. Auf eigens dafür erbauten Plätzen wird seit 1996 in Stolpen Volleyball im Sand gespielt. Initiator war Rene Bardoux, der mit seinen Helfern die erste Beachvolleyball-Anlage im Landkreis Sächsische Schweiz erschaffen konnte. Einige Jahre fand die Sachsen-Masters-Tour in Stolpen statt, weitere Turniere mit oftmals prominenten Gästen wurden ausgerichtet. „Das ist immer eine tolle Zeit. Das macht richtig Spaß“, freut sich Adler schon auf die anstehende Saison. Und im nächsten Jahr soll anlässlich der 800-Jahr-Feier Stolpens ein gutklassiges Beachvolleyball-Turnier ausgerichtet werden.