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Hart sein wie die Asiaten

Der US-Präsident will für Drogenbosse die Todesstrafe - so wie sie in vielen Staaten Südostasiens heute schon gilt. Gelöst ist das Problem nirgendwo.

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© Evan Vucci/AP/dpa

Bangkok. Man weiß selten genau, woher Donald Trump seine Ideen hat. Was den Kampf gegen die Drogenkriminalität angeht, gibt es aber keine Zweifel daran, dass der US-Präsident Gefallen daran gefunden hat, wie einige Länder in Asien mit dem Problem umgehen.

Singapur zum Beispiel, wo schon beim Besitz kleiner Mengen die Todesstrafe möglich ist. Oder die Philippinen, wo Präsident Rodrigo Duterte einen brutalen „Krieg gegen die Drogen“ mit Tausenden Toten führt. Gelöst ist das Drogenproblem allerdings nirgendwo. Ein Überblick über die Handhabe anderer Staaten:

SINGAPUR:

In dem Stadtstaat mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohnern drohen drakonische Strafen. Wer mit mehr als 30 Gramm Kokain erwischt wird, muss mit dem Todesurteil rechnen. Und Singapur vollstreckt solche Urteile auch. Jüngst wurde trotz internationaler Kritik wieder ein Drogenhändler hingerichtet, ein Mann aus Ghana. Bei kleineren Mengen ist immer noch lebenslange Haft möglich. Für Drogenkriminelle gilt „null Toleranz“. Ziel der Regierung ist ein „drogenfreies Land“. Davon ist man noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 4300 Verhaftungen.

PHILIPPINEN:

In dem Inselstaat mit mehr als 100 Millionen Einwohnern ist seit Dutertes Amtsantritt ein regelrechter „Krieg gegen die Drogen“ in Gang. Nach offiziellen Zahlen wurden seit Juli 2016 mehr als 4100 Verdächtige von den Sicherheitskräften getötet, mutmaßliche Drogenabhängige ebenso wie Dealer. Menschenrechtler vermuten, dass in Wahrheit schon mehr als 13 000 Menschen starben, auch Unschuldige. Duterte brüstete sich auch schon mehrfach damit, selber getötet zu haben. International gibt es viel Kritik. Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) ermittelt. Das Problem ist nach wie vor enorm: Offiziellen Zahlen zufolge gibt es vier Millionen Abhängige.

INDONESIEN:

Das weltweit bevölkerungsreichste muslimische Land gehört auch zu den Ländern mit den härtesten Strafen gegen Drogenkriminelle. Allein 2015 und 2016 wurden 18 hingerichtet, darunter 15 Ausländer. Vergangenes Jahr gab es keine Exekutionen. Präsident Joko Widodo ordnete jedoch an, dass Dealer erschossen werden, wenn sie sich einer Festnahme widersetzen. So starben 98 Verdächtige. Das Jahr zuvor waren es 18. Derzeit warten mindestens 134 Todeskandidaten auf ihre Hinrichtung, die meisten wegen Drogendelikten. Auch einem Deutschen, der im Februar auf Bali mit einigen Gramm Heroin festgenommen wurde, droht nun die Todesstrafe.

THAILAND:

Auch in Thailand gibt es noch die Todesstrafe. Allerdings wurde seit bald einem Jahrzehnt kein Urteil mehr vollstreckt. Wie in der gesamten Region bereitet in dem Königreich Ecstasy die größten Probleme. Im vergangenen Jahr wurden fast 200 Millionen Pillen beschlagnahmt. Im Urlaubsland Thailand werden immer wieder auch Ausländer damit erwischt. Die herrschende Militärregierung hat der Drogenszene den Kampf angesagt - das ist allerdings kein Vergleich zu früheren Jahren, als unter dem gewählten Premierminister Thaksin Shinawatra mehr als 2800 Menschen getötet wurden. Viele sehen in ihm diesbezüglich einen Vorläufer Dutertes.

IRAN:

Im Iran steht seit fast vier Jahrzehnten auf Drogenhandel die Todesstrafe. Hunderte Schmuggler und auch Kleinhändler wurden jedes Jahr hingerichtet. Nach Ansicht der iranischen Justiz müssen diejenigen, die Menschen mit Drogen das Leben zur Hölle machen, auch selber in die Hölle. Aber seit einigen Jahren wachsen auch im Gottesstaat immer mehr Zweifel am Nutzen der Todesstrafe. Ein Untersuchungsausschuss kam 2016 zu einem sehr ernüchternden Ergebnis. Trotz der vieler Hinrichtungen habe die Menge und Vielfalt der in den Iran geschmuggelten Drogen eher noch zugenommen. Daher hat die Justiz letztes Jahr eine Überprüfung aller Todesurteile wegen Drogendelikten angeordnet.

SAUDI-ARABIEN:

Im streng islamisch-konservativen Königreich Saudi-Arabien steht unter anderem auf Drogenschmuggel und -handel die Todesstrafe. So wurden im vergangenen Jahr mehrfach Verurteilte hingerichtet, weil sie Heroin oder Amphetaminpillen geschmuggelt hatten. Generell gehört Saudi-Arabien weltweit zu den Ländern mit den meisten Todesstrafen. So wurden im vergangenen Jahr mehr als 100 Menschen hingerichtet. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, dass rund 40 Prozent davon im Zusammenhang mit Drogendelikten standen. Amnesty sieht darin einen Verstoß gegen internationale Menschenrechte.

SÜDAFRIKA:

In Südafrika als einem der wichtigsten Länder Afrikas droht bei Drogenbesitz keine Todesstrafe, sondern eine Gefängnis von bis zu fünf Jahren, bei Drogenhandel von bis zu zehn Jahren. Bei besonders gefährlichen Drogen könnte der Handel sogar zu einer Haftstrafe von bis zu 25 Jahren führen. Ein großes politisches Thema waren der Drogenhandel und die Drogentoten in jüngster Zeit allerdings nicht, der Kampf gegen HIV etwa spielt eine deutlich größere Rolle.

NIGERIA:

In Nigeria wurde in den 80er-Jahren für kurze Zeit die Todesstrafe für bestimmte Drogendelikte eingeführt, allerdings wurde dies später wieder geändert. Nun ist die Höchststrafe für Drogenkriminelle lebenslange Haft. Es gibt allerdings wenig Anzeichen dafür, dass die Strafen wirksam sind. In Nigeria wird vor allem mit Cannabis gehandelt, was auch in dem westafrikanischen Land wächst, sowie mit Heroin und Kokain, was von außerhalb kommt. Drogenhandel und Drogentote sind kein großes politisches Thema in Nigeria.

KUBA:

Auch in Lateinamerika stellt der Drogenhandel und -konsum ein großes Problem dar. Allerdings hat nur Kuba Drogenhandel unter Todesstrafe gestellt. Vollstreckt wurde sie bisher jedoch nicht. (dpa)