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„Harald Glööckler prägt mein Leben“

Ein junger Designer macht keinen Hehl daraus, anders zu sein. Trotz vieler Anfeindungen will er es nach oben schaffen. Am Sonnabend hat er in Görlitz seine erste Modenschau.

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© privat

Von Daniela Pfeiffer

Er ist nicht normal. Nicht so wie andere Menschen. Das ist es, was Santino Beyrich als Erstes von sich preisgibt. Das sei ihm auch schon immer klar gewesen. Er sagt nicht, er wäre etwas Besonderes, sondern eben anders als andere.

Rein optisch auf jeden Fall. Der 25-Jährige, der sich selbst Modedesigner, Florist und Schmuckdesigner nennt, fällt sofort auf. Mit seinen gegelten Haaren, dem vielen opulenten Schmuck. Von Piercings, über Ringe, Armreifen, Ketten, bis hin zu lackierten Fingernägeln. Sein Markenzeichen ist außerdem, dass er immer schwarze Anzüge trägt. Ein Gesamtkunstwerk.

Das gefällt nicht jedem. „Ich werde oft angefeindet, verspottet, sogar bespuckt, auch schon geschlagen – alles nur wegen meines Aussehens und meiner Lebenseinstellung“, so der junge Mann, der mit seinem Lebensgefährten Matthias Schnabel in Löbau wohnt. Dass er homosexuell ist, dazu hat er sich schon vor einigen Jahren bekannt.

Von all den bösen Blicken oder den Verspottungen lasse er sich nicht beeindrucken, sagt der selbstbewusste Mann. „Wenn jemand nicht damit klar kommt, wie ich bin, dann tut es mir leid. Ich lebe mein Leben für mich, nicht für andere.“ Sein großes Vorbild, Modedesigner Harald Glööckler, hat einmal gesagt: „Lebe Dein Leben so, wie Du es möchtest.“ Das hat Santino Beyrich im Fernsehen gesehen, als er in der 6. Klasse war. „Das war der Auslöser, mich zu verändern.“ Seitdem hat er einen vollkommen neuen Kleidungsstil. Der Wunsch, Mode selbst zu kreieren, sei aber noch älter. „Als wir in der ersten Klasse gefragt wurden, was wir einmal werden wollen, habe ich schon mit Modedesigner geantwortet. Damals haben mich alle belächelt, auch die Lehrerin.“

Doch Santino Beyrich ist auf dem besten Weg, sich seinen Traum zu erfüllen. Zwar hat er eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner und Floristen absolviert, doch nennt er sich seit zwei Jahren Modezar Diamond. Damals hat er auch sein erstes Abendkleid entworfen. „Nähen konnte ich es nicht selbst, da habe ich zwei linke Hände.“ Stattdessen recherchierte er im Internet und fand ein Unternehmen in China, das anbot, Kleidung preisgünstig zu nähen. In Deutschland hätte er sich das nicht leisten können. „Also habe ich meine Zeichnung und genaue Angaben zum Stoff nach China gemailt und hatte nach drei Monaten mein Kleid.“ Ein silberfarbenes Abendkleid mit Schleppe und Strass. Inzwischen sind etliche weitere dazu gekommen. Alles Abendkleider mit Elementen des Barock. Nichts Kopiertes, sondern alles in seinem eigenen Stil, betont Modezar Diamond. Alle Kleider sind Prototypen, Unikate gewissermaßen.

Bei seiner ersten Modenschau sollen sie an diesem Sonnabend in Görlitz vorgeführt werden. Im Schlesischen Tor veranstaltet die Görlitzer Schwulen- und Lesbenszene an diesem Tag einen Tanzabend für alle. Er steht unter dem Motto „Venezianischer Maskenball“. „Gegen 23.30 Uhr findet meine Modenschau statt, ich bin jetzt schon völlig aufgeregt“, sagt Santino.

Zu seiner Beruhigung und Unterstützung steht ihm seine Assistentin Ines Richter zur Seite. Seit einem Jahr sind sie befreundet. Zusammen haben sie auch die Models gesucht, die die Kleider vorführen sollen. Alles Laien, alles Görlitzer Damen, die noch nie einen Laufsteg betreten haben. Aber Ines Richter und Santino Beyrich sind zuversichtlich, dass trotzdem alles klappt und der Modezar sich mit diesem Auftritt vielleicht in Görlitz einen Namen machen kann. Hierher will er demnächst wahrscheinlich umziehen.

Und hier hat er auch schon eine erste Interessentin gefunden. Angelika Dedeleit vom Bekleidungshaus Goldmann hat er einige seiner Kleider gezeigt und sie sei angetan gewesen. „Sie hat versprochen, auch zur Modenschau zu kommen. Ich bin gespannt“, sagt Modezar Diamond, der gern auch einmal eine Schau im Görlitzer Kaufhaus organisieren würde.

Vielleicht würde dann sogar sein großes Idol Harald Glööckler mal nach Görlitz kommen, gefragt hat er ihn schon. Denn nach jahrelangem Schwärmen hat er ihn in diesem Jahr endlich persönlich getroffen: einmal als Glööckler einen neuen Laden in Berlin eröffnete und noch einmal während einer Autogrammstunde. „Ich war total fasziniert, es war wie ein Traum. Schließlich prägt er mein ganzes Leben. Was er erreicht hat, würde ich auch gern schaffen.“