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Happy End nach der Flut

Drei Jahre nach dem Untergang der alten Stadtsporthalle wurde die neue eingeweiht. Roßwein hat sich damit verbessert.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Roßwein. Die Arbeiten an der neuen Sporthalle haben nicht nur sprichwörtlich bis zur letzten Minute gedauert. Gerade als die Band Kalsarikännit zur Eröffnung spielte, kamen die letzten Raumpfleger aus der Tür und drückten sich an Bürgermeister Veit Lindner vorbei. Sie setzten praktisch den Endpunkt hinter eineinhalb Jahren Bautätigkeit. Das Ergebnis haben am Sonnabend eine Menge Leute angeschaut. Nur ein Bereich des Neubaus war tabu: die Halle selbst. Betreten ist nur mit sauberen Sportschuhen erlaubt. Und daran wurde auch am Tag der Eröffnung nicht gerüttelt. Bürgermeister Lindner versuchte sich als Architekturkritiker. Nüchtern sei sie, die neue Halle, aber trotzdem ein gelungenes Stück Architektur mit klaren Sichtachsen und einer klar definierten Nutzung. Das neue Gebäude füge sich gut ein und mache sich eher klein gegenüber der Oberschule. „Man hat fast den Eindruck, dass sich die Halle etwas vor der Schule verbeugt“, meinte Lindner. Innen lenke nichts ab. „Die Sportler und Zuschauer werden geführt und nicht erdrückt.“.

Eine ganze Reihe Neugieriger, Vertreter von Sportvereinen, der Schulen und von Baufirmen sind zur Eröffnung gekommen.
Eine ganze Reihe Neugieriger, Vertreter von Sportvereinen, der Schulen und von Baufirmen sind zur Eröffnung gekommen. © André Braun
Tom Altmann hat sich in einer der vier Umkleidekabinen umgesehen. Jede ist einer anderen Farbe gestaltet entsprechend den „Leitlinien“ im Flur.
Tom Altmann hat sich in einer der vier Umkleidekabinen umgesehen. Jede ist einer anderen Farbe gestaltet entsprechend den „Leitlinien“ im Flur. © André Braun

Die Besucher konnten sich später ein Bild davon machen, was er meint. Die Halle mit ihren Nebenräumen wirkt sehr sachlich. In großen Stil wurde Sichtbeton für die Wände eingesetzt. Dass das nicht billig wirkt, dafür sorgt auch der Einsatz von Naturholz – getränkte Birke, wie Architekt René Kaps vom Planungsbüro Bauconzept Lichtenstein sagte. Getränkt deshalb, um die Brandschutzauflagen zu erfüllen. Auffällig sind die farbigen Linien – grüne, rote, blaue und hellgraue – die sich durch das ganze Gebäude ziehen, farbliche Akzente setzen und gleichzeitig einen praktischen Nutzen haben. Sie enden in den Umkleideräumen, die in der jeweils gleichen Farbe gehalten sind. „Die fünf Zentimeter breiten Linien sind an die Spielfeldmarkierungen angelehnt. Sie sind auch als Leitsystem gedacht. Das ist die Grundidee“, sagte Kaps.

„Auf der Tribüne gibt es 199 Plätze“, rief Winfried Adolf, Präsident des Roßweiner SV, beim Rundgang den Besuchern zu. Sein Verein profitiert besonders von der neuen Halle. Sie ist für Volleyballer, Handballer und Fußballer Trainings- und Wettkampfstätte. „Wir sind sehr zufrieden, es ist alles top. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das so erhalten können. Da muss man immer hinterher sein, dass alle ordentlich mit der Einrichtung umgehen.“ Dem Sportverein steht ein eigener Raum für die Geräte zur Verfügung. In den vergangenen drei Jahren waren die Sportgruppen „heimatlos“. „Wir sind auf andere Sporthallen in der Region ausgewichen. Die Sportler mussten teilweise 30 Kilometer fahren“, sagte Adolf. Das habe nicht nur für deutliche Mehrkosten gesorgt, sondern sei auch eine Belastung für die Sportler gewesen.

Wichtigster Nutzer der Halle wird die Oberschule. „Was wir hier geschaffen haben für den Schulsport, das ist Spitze“, meint Sportlehrer Matthias Petzold. Als Fachberater für den Schulsport kennt er sich aus im Sportbetrieb von 23 Oberschulen in der Region. „Das sind endlich Bedingungen, unter denen man den Lehrplan erfüllen kann, auch mit Kletterstange und Hürdenlauf“, meint er. Auch Floorball, Handball und Volleyball als Ganztagsangebote für die Schüler können wieder organisiert werden. Die Schüler hatten seit dem Untergang der Stadtsporthalle an der Stadtbadstraße vor drei Jahren schwierige Bedingungen beim Sportunterricht. „Wenn wir zur Grundschule am Weinberg oder ins Stadion gelaufen sind, da war eine Stunde weg“, sagte Petzold. Fünf Minuten für den Weg bis zur Sporthalle seien eigentlich die Vorgabe. Die kann die Schule jetzt locker einhalten.

Das Hochwasser war für den Sport in Roßwein eine Katastrophe, aber am Ende ist die Sache gut ausgegangen. Die neue Sporthalle ist nicht nur moderner als die alte, sie ist auch hochwassersicher. Die Stadt hat den Bau, rund 3,1 Millionen Euro, auf dem Fonds zur Hochwasserschadensbeseitigung finanziert bekommen. Die Ausstattung hat noch einmal rund 150 000 Euro gekostet, so Bürgermeister Lindner.