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Happy End in Lückendorf

Das Dorfgemeinschaftshaus ist nach 36-jähriger Bauzeit fertiggestellt. Das ist vor allem ein Verdienst der Einwohner.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

Was lange währt, wird endlich gut. Dieser Spruch trifft nun auch für das Lückendorfer Dorfgemeinschaftshaus zu. Denn 37 Jahre nach Errichtung des Rohbaus für die Mehrzweckhalle ist am Sonnabend das neue Dorfgemeinschaftshaus feierlich zur Nutzung freigegeben worden.

Im Haus befindet sich unter anderem ein großer Saal, der Platz für 200 Menschen bietet.
Im Haus befindet sich unter anderem ein großer Saal, der Platz für 200 Menschen bietet. © Rafael Sampedro

Das Aufatmen bei den Lückendorfern und dem Oybiner Bürgermeister Hans-Jürgen Goth (Linke) ist an diesem Abend deutlich zu spüren gewesen. Zu lange hat es gedauert, das Haus zu vollenden, zu oft standen die Verantwortlichen kurz davor, das Bauvorhaben ein für alle Mal zu beerdigen. Dass es soweit nicht gekommen ist, ist vor allem das Verdienst der Lückendorfer selbst, weiß der Bürgermeister. „Mit ihrem Zusammenhalt und ihrer Begeisterung, mit ihrem Drängen, die Halle haben zu wollen, haben die Einwohner dafür gesorgt, dass es das Haus heute gibt“, sagt Hans-Jürgen Goth.

Die Einwohner hätten den Traum vom Dorfgemeinschaftshaus als kulturellen Mittelpunkt des Ortes nie abgeschrieben und alljährlich ihr Heimatfest, Fasching und Silvester in dem halbfertigen Gebäude gefeiert. Hans-Jürgen Goth, der als Bürgermeister seit 1997 mit der ehemaligen Mehrzweckhalle zu tun hat, sieht in diesem Engagement der Lückendorfer den Hauptgrund dafür, dass der Bau vollendet werden konnte.

Rohbau bereits im Jahr 1978 fertig

Daran war jedoch lange Zeit nicht zu denken. Immerhin war der Rohbau zur neuen Mehrzweckhalle bereits im Jahr 1978 fertiggestellt worden. Anfangs als Lagerhalle für Gemeindetechnik und Streusand genutzt, richteten sich nach der Wende die Vereine die Halle für Veranstaltungen her. Projektstudien und eine Diplomarbeit dazu wurden erstellt, auch eine Arbeitsgruppe „Mehrzweckhalle“ hatte sich 1995 gegründet, die das Vorhaben voranbringen sollte. Trotzdem blieb die Mehrzweckhalle jedoch über viele Jahre ein Provisorium, denn außer der Bauhülle musste alles erneuert werden: Das Dach war undicht, Fenster, Heizung, Elektrik und Sanitäranlagen nicht mehr zeitgemäß, ein Fußboden fehlte gänzlich.

Mit der Zeit bekam die Halle darum immer neue Namen verpasst: Investruine, Unvollendete, Jahrtausendhalle. Aber die Gemeinde scheiterte immer wieder am Geld: „Es gab viele Versuche, passende Förderprogramme für den Weiterbau der Mehrzweckhalle zu finden“, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Goth. „Doch es war wie verhext, die Halle passte nirgendwo hinein“, so Goth.

Bis zum Jahr 2004. Da gelang es, die Baumaßnahme, dank Fördermitteln in Höhe von 400 000 Euro, fortzusetzen. Seitdem sei es dank weiterer Förderungen „Schritt für Schritt“ vorangegangen, sagt Bürgermeister Goth. Dass mit dem Baufortschritt der Kostenrahmen mehrmals vergrößert werden musste, trat im Sommer 2008 aber in den Hintergrund: Da konnten die Lückendorfer erstmals ihr Dorffest im Dorfgemeinschaftshaus feiern.

Dass die Heizungsanlage noch fehlte, spielte da zwar keine Rolle, wurde von den Lückendorfern aber nicht vergessen: Mit einer Unterschriftensammlung forderten sie 2009 von der Gemeinde die Fertigstellung des Hauses. Drei Jahre später sollten sie ihre Forderung erfüllt bekommen: „Ab 2012 ging es flott voran“, sagt Hartmut Köckritz, der – selbst Lückendorfer – als Architekt und Bauplaner das Projekt begleitet. Zwar sind die Arbeiten, vor allem im Außenbereich, noch nicht abgeschlossen, doch an den Gesamtkosten für das Lückendorfer Dorfgemeinschaftshaus werde das nichts mehr ändern, so Köckritz.

1,1 Millionen Euro waren am Ende nötig, bis Bürgermeister Goth den Lückendorfern das Dorfgemeinschaftshaus übergeben konnte. Dieses hat nun, neben einem Festsaal für 200 Gäste, auch diverse Räumlichkeiten, die von den örtlichen Vereinen genutzt werden können. Und es hat ein 2,40 Meter breites Öl-Gemälde des Zittauer Heimatmalers Karl Wolfgang Weber bekommen: Dieses trägt den Titel „Lückendorf Panorama“, zeigt eine Ortsansicht mit dem Hochwald im Hintergrund und wurde von am Bau beteiligten Firmen gesponsert.

Doch auch wenn der Bau nun vollendet ist – das Lückendorfer Dorfgemeinschaftshaus wird die Gemeinde weiterhin beschäftigen. Denn nun gilt es, das Haus so mit Leben zu füllen, dass die Erhaltungs- und Betriebskosten hereinkommen. Den Hut dafür hat der Oybiner Fremdenverkehrsbetrieb auf. Dessen Mitarbeiter wollen gemeinsam mit den Lückendorfer Vereinen versuchen, das Haus auszulasten. Es wird sich wohl erst jetzt so richtig zeigen, wie viel den Lückendorfern an ihrem Dorfgemeinschaftshaus liegt.