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Hanfposse in Görlitz

Der im September vorm Görlitzer Kino gefundene Hanf ist inzwischen getrocknet. Wer ihn gepflanzt hat, kann die Polizei nicht sagen.

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© dpa

Von Marvin Liebig

Der 23. September war ein ereignisreicher Tag. Damals hatten Polizisten auf der Grünfläche des Kreisverkehrs vorm Kino etwa 100 junge Hanfpflanzen beschlagnahmt. Der Fund gab viele Rätsel auf: Wer hat die grünen Provokateure wie, wann und warum gerade dort platziert? Und vor allem: Wurden weitere Pflanzen in der Stadt gefunden? Um Klarheit für die Ermittlungen zu schaffen, ließ die Polizei die sichergestellten Teile bis vor Kurzem auf der Wache trocknen.

Gut zwei Monate später, kann jedoch nur die Frage nach weiteren Hanfpflanzen mit Sicherheit beantwortet werden. „Uns sind keine weiteren Fälle bekannt, bei denen Hanf gefunden wurde“ , sagt Polizeisprecher Thomas Knaup auf SZ-Nachfrage. „Wir gehen davon aus, dass es ein Einzelfall war, eine Art Provinzposse.“ Dass nichts aufgespürt wurde, bestätigt auch Stadtsprecherin Sylvia Otto. „Es sind keine weiteren Pflanzen in der Stadt entdeckt worden“ , teilt sie auf SZ-Nachfrage mit.

Obwohl sich ein anonymer Nutzer mit dem Pseudonym „Pflanzer statt Landser“, der augenscheinlich einer politisch linken Gruppierung angehört, bereits einen Tag vor der Entdeckung der Pflanzen im Internet zu der Tat bekannte, kann die Polizei nach wie vor keine Angaben zu dem oder den Tätern machen. „Die Ermittlungen der Kriminalpolizei sind abgeschlossen und wurden der Staatsanwaltschaft Görlitz übergeben“ , erklärt Thomas Knaup. „ Wie die Pflanzen in den Boden am Kreisverkehr kamen, blieb ungeklärt.“ Über weitere Details zu Inhalt und Ablauf der Ermittlungen wollte er sich nicht äußern.

Auch nicht über das Geschlecht der Gewächse. Sind diese nämlich weiblich, enthalten sie das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC). Das würde einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz bedeuten. Die mutmaßlichen Täter hätten sich also strafbar gemacht. Diese wiederum lassen im Internet keinen Zweifel an ihrer Tat und nennen unter anderem „die restriktive Drogenpolitik und den widerlichen Umgang mit Flüchtlingen“ als Gründe für ihr Handeln.

Allerdings hatten sie auch behauptet an weiteren Orten in Görlitz aktiv gewesen zu sein, was sich bislang nicht bestätigte. Eines ist jedoch sicher, sagt Thomas Knaup. Der sichergestellte Hanf vom Kreisverkehr bleibt bis zu seiner Vernichtung in polizeilicher Verwahrung.