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Hamburger Wind blies bis nach Görlitz

Vor Kurzem haben sturmartige Böen für Schäden in Görlitz und Umgebung gesorgt. Im Februar 1962 wurden Böen der Windstärke 11 gemessen.

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© Repro: Sammlung Schermann

Görlitz. Als im Februar 1962 der Orkan Vincinette an der deutschen Nordseeküste eine Katastrophe auslöste, die mit ihren verheerenden Folgen als Hamburger Sturmflut in die Geschichte einging, war das kein auf den Norden beschränktes Wetterereignis. Die Ausläufer dieses Unwetters waren auch in der Oberlausitz zu spüren.

Der SZ-Wetterbericht hatte starke und böige Winde prophezeit – es kam schlimmer. Sogar Böen der Windstärke 11 wurden gemessen. Über den Altkreis Zittau fegten Schneestürme, die meterhohe Verwehungen auftürmten. Bis zu zwei Meter Höhe erreichten sie auf der Straße Oybin – Jonsdorf, da waren Schneepflüge machtlos. Im Bereich des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Löbau wurden 3 000 Festmeter Holz vom Sturm gebrochen. Einige Stromleitungen wurden unterbrochen.

Der Leiter der Görlitzer Feuerwehr, Unterleutnant Frenzel, berichtete, dass die Berufs- und freiwilligen Wehren der Stadt und des Umlandes zu 18 Sturmschäden gerufen wurden. Vor allem galt es, Dächer, Laufbretter und Schornsteine, aber auch diverse Antennenanlagen zu sichern. Erfreut aber stellte der Feuerwehrchef damals in der Presse fest: „Es gab im Stadt- und Landkreis Görlitz keinen Fall, wo Menschen in ernste Mitleidenschaft gezogen wurden.“

Einen etwas agitatorischen Ton gab es zeitgemäß freilich auch. So hieß es im „Landskronecho“ in der Rückschau auf den Sturm: „Gerade bei solchen Ereignissen unterscheidet sich sichtbar die Arbeit der staatlichen Organe bei Katastrophen. Es ist einfach nicht denkbar, dass bei uns in der DDR Menschen aus dem Unglück anderer Kapital schlagen.“ (SZ/rs/dD)