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Hamburger Hof schenkt DDR-Museum eine Apotheke

Alte Möbel und Schränke der Meißner Sonnen-Apotheke lagern Jahrzehnte im Hamburger Hof. Sie werden nun aufbereitet und in Dresden ausgestellt.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen/Dresden. Fast 45 Jahre haben diese drei Teile auf dem Buckel: Ein dunkelbrauner, großer Rezepturschrank, ein Handverkaufstisch und ein Medikamentenschrank. Dass sie alle etwas mit einer Apotheke zu tun haben, ist unschwer zu erkennen. Davon künden die unzähligen Schiebetüren, auf denen teilweise noch Medikamentennamen wie „Bromhexin“ oder „Summavit“ geschrieben stehen.

Bis zur Wende und teilweise darüber hinaus hatten die Möbel in der Meißner Sonnen-Apotheke von Evelyn Guthmann gestanden. Sie besitzt noch heute zwei Apotheken in Meißen. Als sich die Zeiten im wiedervereinten Deutschland änderten, mehr und neue Medikamente wie auch modernere Lagerungsmöglichkeiten auf den Plan traten, schmiss die ehemalige Leiterin eines Pharmazeutischen Zentrums jedoch nichts weg. „Ich habe seit der Wende angefangen alte DDR-Medikamente zu sammeln, darüber sogar ein Buch herausgebracht. Außerdem war in Räumen des leerstehenden Hamburger Hofes Platz für nostalgische Einrichtungsgegenstände, von denen ich mich nicht trennen wollte“, sagt Evelyn Guthmann.

Das zahlt sich nun für das Dresdner DDR-Museum aus, das nach dem Umzug aus Radebeul am 29. Januar neu eröffnen soll. Dann werden auch Guthmanns 1972 gebaute Apothekenschränke hier ihren Platz finden. „Mein Mann Eckardt und ich haben einige Male beim Museumsgestalter Werner Steiner angefragt, ob er sich die Gegenstände im Museum vorstellen könnte. Er musste nicht lange überzeugt werden“, erzählt die 62-jährige Apothekerin.

Wie Werner Steiner bestätigt, sollen die Schränke und Tische bereits Ende nächster Woche auf der Ausstellungsfläche platziert werden. „Es ist abgesprochen, dass Herr Guthmann den Transport übernehmen wird. Die drei Gegenstände aus Meißen sollen dann unweit des neuen Haupteingangs neben einer Art Krankenzimmer mit alten Krankenhaus-Gegenständen thematisch passend aufgestellt werden“, sagt der Museumsgestalter. In Nachbarschaft der DDR-Apotheke aus dem Meißner Hambi sollen außerdem eine Postfiliale und ein Friseur – wie man sie vor der Wende kannte – originalgetreu aufgestellt werden.

Die Gegenstände, so Steiner, hätte Evelyn Guthmann schon vor einiger Zeit gerne dem Museum gegeben. „Als dieses sich aber noch in Radebeul befand fehlte dazu der Platz. Der ist nun in den neuen Räumen vorhanden“, sagt Steiner erfreut.

Bevor Rezeptur- und Medikamentenschrank sowie der Verkaufstisch die Reise in die Landeshauptstadt antreten, müssen sie aber noch an einigen Stellen aufbereitet werden. Die Zeit hat ihre Spuren an den Möbeln hinterlassen.

Um die Reparatur kümmert sich Robert Leideck von der Meißner Möbelwerkstatt. In den nächsten Tagen will er eine neue Verkleidung für den Medikamentenschrank bauen, einige kaputte Griffe und zersprungene Kanten erneuern. Seinen Einsatz bezahlen die Guthmanns selbst. Das verdeutlicht deren Engagement für das Überleben von Dingen, die in der DDR zum Alltag gehörten.

Zusammen mit ihrer Schwester Birgit Petrasek sammelt Evelyn Guthmann seit 25 Jahren Arzneimittel – etwa, weil beide heute noch wissen wollen, was Medikamente früher gekostet haben oder welche Informationen ein Rezept damals enthalten musste. Damit brachten es die Geschwister im November 2016 auch zu einem Fernsehbeitrag im MDR-Fernsehen. Dabei stand vor allem Guthmanns Wissen um beliebte Ost-Medizin im Vordergrund.

Noch heute, erzählt sie, kommen manchmal Kunden vorbei, die gerne Mittel wie Schlangengift (Vipratox) oder Bienengift (Apisathron) haben wollen, weil diese ihnen früher gut geholfen hätten. „Nur leider gibt es diese längst nicht mehr“, sagt Guthmann mit einem Augenzwinkern. Ihre alten Apothekenmöbel dagegen, werden dank der Kooperation mit dem DDR-Museum noch lange nicht aussterben.