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Hallenstreit beigelegt

Nach dem heftigen Zank um die Belegungszeiten in der hiesigen Sporthalle haben sich alle wieder lieb. Oder doch nicht?

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Priestewitz. Es war der vorletzte Tagesordnungspunkt der jüngsten Gemeinderatssitzung in Priestewitz. Aber einer, auf den viele mit Spannung gewartet hatten. Bürgermeisterin Susann Frentzen informierte darüber, dass es im Streit um die Hallennutzungszeiten eine Einigung gibt.

Ausgehandelt haben sie die vier Gemeinderäte Gernot Dehnert, Sven Täubert, Adolf Noppes und Arndt Geißler. Dehnert und Täubert als unabhängige Vertreter des Gemeinderates, Noppes und Geißler als Vertreter des SV Traktor Priestewitz, der die Sporthalle am meisten nutzt.

Der Streit war in der Augustsitzung des Gemeinderats ausgebrochen. Den Grund lieferte die Bürgermeisterin, weil sie sich nach Noppes und Geißlers Ansicht in die Planung der Hallenzeiten „einmischte“. Bisher sprachen die beiden Vereinsspitzen des SV Traktor mit dem Hallenwart Peter Pocha den Belegungsplan ab. Meist im September. Doch Susann Frentzen wollte schon Anfang Juli, kurz nach Beginn der Sommerferien, von den Verantwortlichen des SV Traktor Priestewitz deren Anträge für den neuen Hallenplan. Darin tauchte zum ersten Mal auch der Handballclub Großenhain (HCG) auf.

Und noch eines stieß Noppes und Geißler sauer auf: Die Handballer des HCG und des SV Niederau waren mit ihren Hallenzeiten gesetzt. „Das war der Hauptgrund für unsere Empörung“, sagt Noppes. „Es kann doch nicht wahr sein, dass der gemeindeeigene Verein als letztes gefragt wird. Das gibt es nirgend woanders.“

Mit den Niederauern herrsche seit rund zwei Jahrzehnten ein freundschaftliches Verhältnis. „Sie haben keine eigene Halle und sind auf Priestewitz angewiesen“, sagt Noppes. Deshalb müsse man sie anders behandeln als die Großenhainer, die in der Großenhainer Rödertalsporthalle trainieren und spielen können.

Zweimal anderthalb Stunden wollte Susann Frentzen den Großenhainer Handballern pro Woche in Priestewitz Trainingszeiten einräumen. Das hätte der Gemeinde jährlich rund 2000 Euro Miete eingebracht. Doch nach dem Streit im Priestewitzer Gemeinderat habe sich der HCG zurückgezogen und kein Interesse mehr an Trainingszeiten in der Priestewitzer Sporthalle, so Dehnert. Er hatte das Einigungsgespräch mit dem SV Traktor initiiert. Es sollte bewusst ohne die Bürgermeisterin erfolgen. Dehnert informierte jetzt über die Ergebnisse dieser Viererrunde mit Täubert, Noppes und Geißler.

Um künftig Irritationen auszuschließen, so Dehnert, soll die Abstimmung der Hallenbelegungszeiten künftig kurz nach dem Ende des Schuljahres erfolgen. Außerdem solle an den bisherigen Plänen orientiert werden. Nur wenn es dann noch freie Kapazitäten gebe, könne man sie auch Vereinen von außerhalb anbieten.

Überall nur Sieger

Für Noppes ist das ein Sieg auf der ganzen Linie. „Unser Ziel war es, die alte Ordnung wieder herzustellen. Und das haben wir geschafft“, sagt er triumphierend. „Gemeindeeigene Vereine sollten grundsätzlich Vorrang haben. Wir sind zufrieden.“

Doch auch die Bürgermeisterin sieht sich auf der Siegerseite. „Wir sind alle glücklich mit dem Ergebnis“, sagt sie. Es sei eine einvernehmliche Lösung, mit der die Gemeindeverwaltung sehr gut leben kann. Dass der Belegungsplan in Zukunft kurz nach dem ausgelaufenen Schuljahr beraten werden soll, ist zweifellos ihr Erfolg.

Gernot Dehnert und mehrere Priestewitzer Gemeinderäte, die sich in der letzten Sitzung zu Wort meldeten, verbreiteten den Eindruck totaler Harmonie. Kein Wort mehr von „Lüge“, „chaotischen Zuständen“ und „Amtsmissbrauch“. Mehr noch: Susann Frentzen entschuldigte sich sogar öffentlich. Wofür allerdings, das ging im Taumel von Harmonie und Einigkeit unter. „Keiner hat die Begründung wirklich verstanden“, sagt Noppes. Auch Nachfragen bei drei Gemeinderäten brachten ihm keine Erkenntnis.

Auf Nachfrage der SZ bestätigt die Bürgermeisterin, sich für die Schnelligkeit ihrer Gemeindeverwaltung entschuldigt zu haben. Das dürfte bei einigen wohl eher als Spitzfindigkeit, als ernst gemeinte Reue ankommen.

Für Noppes ist auch eine nicht ernst gemeinte Entschuldigung ein Schuldeingeständnis. „Wenn man nichts falsch macht, braucht man sich ja nicht entschuldigen“, sagt der Vereinspräsident des SV Traktor Priestewitz.

Eines kann man Susann Frentzen allerdings nicht vorwerfen: Amtsmissbrauch. Das hat ihr die Rechtsaufsicht des Landratsamtes Meißen bestätigt. Diese konnte kein Dienstvergehen der Priestewitzer Bürgermeisterin feststellen.

Gemeinderätin Manuela Schitzel hatte ihr in der Augustsitzung vorgeworfen, dass sie dem HCG Trainingszeiten einräume, weil ihre Tochter dort Handball spielt. Die Bürgermeisterin reagierte empört und mit harschen Worten. Daraufhin entbrannte der Streit um die Hallenzeiten endgültig.