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Halbzeit auf der Albertbrücke

Sicherheit und Historie müssen bei der Sanierung beachtet werden. Die Tage der Behelfsbrücke sind dagegen gezählt.

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© Marco Klinger

Von Lars Kühl

Dieses Mal geht es nicht um die goldene Ananas. Der Prototyp in den Händen von Dresdens Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz sucht noch seine Farbe. Irgendwo zwischen stahlgrau und anthrazit wird der Anstrich letztendlich sein, orientiert an einem Farb-Katalog von 1920. Die Ananas ist die krönende Spitze der sogenannten Vasen, die aneinandergereiht und verstrebt das historische Geländer auf der Albertbrücke ergeben.

Die Originale sind über die Jahrzehnte so verschlissen, dass sie zum Teil „nur noch von der Farbe zusammengehalten werden“, wie Koettnitz sagt. Zurzeit werden die schweren Segmente in Dippoldiswalde bei Spezialisten nach historischem Vorbild gegossen. Die genaue Ananas-Zahl kennt Koettnitz nicht, „aber es sind viele“.

Noch etwas ist anders als gewöhnlich, als er gestern zusammen mit Reiner Zieschank, dem Chef der Dresdner Verkehrsbetriebe, über den Baufortschritt auf der Albertbrücke redet. „Es gibt keinen Bauverzug. Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Koettnitz und verspricht: „Und werden auch keine Überraschungen mehr erleben.“ Heißt, ab Montag, dem 24. August, fahren die Straßenbahnen auf ihrem neuen Gleisbett auf der Ostseite des Bauwerkes. Vorher muss die Brücke allerdings eine Woche lang für die Linien 6 und 13 gesperrt werden, erläutert Zieschank. In der Zeit werden notwendige Weichen eingebaut und die Gleisanschlüsse hergestellt.

Fußgänger und Radfahrer nutzen vorerst weiter die Behelfskonstruktion neben der Brücke, um die Elbseiten zu wechseln. Mitte September können auch sie auf der fertig sanierten Ostseite entlang.

Bis die Autos und Motorräder erstmals wieder über den Fluss fahren können, dauert es noch bis zum November. Allerdings ist vorerst nur eine Spur von der Altstadt in Richtung Neustadt offen.

Es ist fast Halbzeit bei der aufwendigen Sanierung, die sich zunächst auf den Bereich elbaufwärts konzentriert. Im August beginnen die Straßenbauer, den neuen Asphalt auf der Fahrbahn aufzutragen. Der liegt auch zwischen den Gleisen und ist bereits zu 80 Prozent fertig. Zurzeit arbeiten Schweißer noch an den Schienen. Die Ausleger für die Oberleitungen und den Schiffsradar, die nur zeitweise stehen, sind schon montiert. Die Granitplatten für den Fußweg sind von der Altstädter Seite aus zu mehr als der Hälfte verlegt. Das 1,30 Meter hohe Sicherheitsgeländer ist bereits über den ersten beiden Brückenbögen angebracht. Gesichert mit Seilen sind Spezialisten gerade dabei, die restlichen Teile anzubringen. Auch die neue Sandsteinbrüstung ist zu vier Fünfteln zu sehen. „Ich hoffe, dass da keine Graffiti dran kommen“, erklärt Koettnitz. Der Radweg aus Beton „mit Besenstrich“, wie Koettnitz sagt, entsteht gerade. Die kleinen Rillen sind aufgebracht, um die Griffigkeit zu erhöhen.

Im Umfeld der Albertbrücke hat sich in den vergangenen Monaten auch einiges getan. Auf der Altstädter Seite sind Fahrbahn und Gehweg des Terrassen- sowie des Käthe-Kollwitz-Ufers im Kreuzungsbereich des Sachsenplatzes ebenso fertiggestellt wie auf der Florian-Geyer-Straße und der Einmündung in die Lothringer Straße. Gebaut wird noch an der Brückenzufahrt und an der Einmündung von der Sachsenallee in die Florian-Geyer-Straße.

Gegenüber, auf der Neustädter Seite, ist der Sanierungsfortschritt ebenfalls schon gut zu sehen. Die Haltestelle Hoyerswerdaer Straße am Rosa-Luxemburg-Platz ist zur Hälfte neu gestaltet. Bauleute führen noch Restarbeiten am Platz selbst und an der Brückenanbindung aus.

Wenn die Radler und Fußgänger wieder die richtige Albertbrücke nutzen, wird die „kleine“ Namensschwester daneben abgebaut. Die Behelfskonstruktion verschwindet am Jahresende. Allerdings bleiben Brückenpfeiler noch bis Mitte nächsten Jahres stehen, sagt Koettnitz.

Er räumt ein, dass die Kosten um rund 500 000 Euro erhöht wurden. Bei einem Budget von 21 Millionen Euro sei das aber völlig im Rahmen. Der Straßenbau-Chef ärgert sich allerdings, dass dabei Ausgaben für Vandalismus-Attacken sind. Zwar sei in der Nacht ein Wachschutz beauftragt, alles ließe sich trotzdem nicht verhindern. Die Bilanz zum BRN-Wochenende liest sich zum Beispiel so: Jugendliche wollen Bauzäune entwenden, andere Baken umwerfen, ein Dieb klaut Pflastersteine, eine Frau will in die Elbe springen und Pyromanen zündeln – Zusatzausgabe von 10 000 Euro.