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Hafenbetreiber saniert Verkehrsader

Die Arbeiten an den Gleisen parallel zur Hamburger Straße laufen – das merken vor allem die Autofahrer.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Ein „normaler Mensch“, der mit dem Riesaer Hafen nichts weiter zu tun hat, würde von den Arbeiten kaum etwas mitbekommen – wenn die Hamburger Straße dadurch nicht zur Einbahnstraße geworden wäre. Seit November können Autofahrer nur noch aus Richtung Weida/Paul-Greifzu-Straße über die Hamburger Straße nach Merzdorf fahren. In der Gegenrichtung ist ab dem Heizkraftwerk der Stadtwerke kein Durchkommen mehr. Bis Oktober dieses Jahres soll das so bleiben.

© Grafik/SZ

Was dort – oberhalb der Hamburgerstraße – geschieht, ist für den Hafenbetreiber Sächsische Binnenhäfen Oberelbe (SBO) von immenser Wichtigkeit, erklärt Gunto Mörer. In den SBO-Häfen ist der Prokurist zuständig für die Neu- und Umbauten. „Wir arbeiten am Gleisanschluss des Hafens. Seit etwa 40 Jahren ist daran nichts gemacht worden.“ Rund 80 Prozent aller Güter würden das Hafengelände nicht, wie gemeinhin angenommen, per Schiff, sondern per Zug verlassen. Nur etwa ein Prozent gehe per Lkw auf die Reise, der Rest, knapp 20 Prozent, über die Elbe. Der Gleisanschluss ist demnach die wichtigste Lebensader des Riesaer Hafens. „Und das ist er schon immer gewesen. Das hängt mit der Geschichte des Hafens zusammen. Er wurde 1888 von der Königlich-Sächsischen-Staatseisenbahn eröffnet“, erzählt Gunto Mörer. Somit war der Bahnanschluss zeitgleich mit dem Hafen da.

Aber zurück in die Gegenwart: Den Gleisen, die im Bogen um das Reifenwerk und parallel zur Hamburger Straße führen (siehe Grafik), ist anzusehen, dass sie alt sind. „Schienen in der Kurve sind einer höheren Belastung ausgesetzt als gerade. Daher sind sie auch schneller verschlissen“, so Mörer. Zum Teil sind die Holzschwellen gespalten. Sie sollen nun durch Betonschwellen ersetzt werden.

Der Zuständigkeitsbereich des Hafenbetreibers beginnt etwa in Höhe des Reifenwerks. Bis zu dieser Grenze ist die Deutsche Bahn zuständig. Bereits 2016 hatte die Bahn neue Gleise verlegt. Jetzt macht der Hafenbetreiber auf „seiner Seite“ weiter. „Es geht aber nicht nur um die Gleise, sondern vor allem auch um die Stützwand an der Hamburger Straße“, so Gunto Mörer von den SBO. Die Krux daran: „Die Stützwand ist uralt, es liegen kaum Informationen darüber vor.“ Dementsprechend habe man nicht einschätzen können, wie stabil das Bauwerk noch ist. „Statt zu sanieren, bauen wir jetzt eine neue Stützwand hinter die alte. Platz genug ist vorhanden.“ Allerdings nicht, um auf Höhe der Schienen auch noch mit den Baufahrzeugen wenden zu können. „Deswegen und wegen den Arbeiten an der Stützwand ist leider die halbseitige Sperrung notwendig.“ Seit Ende des vergangenen Jahres führt eine asphaltierte Rampe von der Hamburger Straße hinauf zur Baustelle. Die Zuwegung soll auch nach Abschluss der Arbeiten bleiben, um so besseren Zugriff auf die Gleisanlage zu haben. „Negative Auswirkungen auf den Verkehr auf der Hamburger Straße wird das nach Abschluss der Arbeiten dann aber nicht mehr haben“, betont Gunto Mörer.


Weil die eingleisige Verbindung zwischen Hafen und dem Güterbahnhof so wichtig ist, müssen die Arbeiten im laufenden Betrieb vorgenommen werden. „Das macht das Ganze so langwierig und teuer“, erklärt Mörer. 3,2 Millionen Euro netto investiere der Hafenbetreiber. Etwa die Hälfte des Geldes komme vom Bund. „Deswegen müssen wir auch pünktlich fertig werden, denn die Fördermittel müssen bis Ende dieses Jahres ausgegeben sein.“

Die Autofahrer müssen also nicht damit rechnen, dass die halbseitige Sperrung länger bleibt als derzeit angekündigt. „Bis jetzt liegen wir auf jeden Fall gut im Zeitplan“, sagt Gunto Mörer.