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Hänsel und Gretel in der Sporthalle

Gewandhausorchester und Oper Leipzig gehen mit der Aufführung auf Tour. In Roßwein sind sie nicht zum ersten Mal.

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© Dietmar Thomas

Von Frank Korn

Roßwein. Diese Gelegenheit lässt sich Moritz nicht entgehen. Der Viertklässler spielt selbst Gitarre und fragt ganz genau nach, wie die Klarinette von Thomas Ziesch funktioniert. Der Künstler vom Gewandhausorchester Leipzig beantwortet die Fragen geduldig und gibt auch eine kleine Kostprobe seines Könnens.

Der Grund, dass der Viertklässler und der Musiker aufeinandertreffen, ist die Aufführung von Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“. Doch die über 200 Kinder der Grundschule Roßwein müssen dafür nicht nach Leipzig fahren, sondern die Künstler des Gewandhausorchesters und der Oper Leipzig kommen zu ihnen nach Roßwein.

Maik Oyen, Musiklehrer an der Grundschule Roßwein, ist stolz, dass die Leipziger Künstler schon zum zweiten Mal in Roßwein zu Gast sind. Vor zehn Jahren wurde die Oper „Papageno und die Zauberflöte“ in Roßwein aufgeführt. „Für die Kinder ist das ein tolles Erlebnis. Sie erleben die Künstler hautnah“, sagt Oyen, der auch als Fachberater für Musik in Sachsen tätig ist. Wie schon 2007 hatte er die Ausschreibung der Oper Leipzig gelesen und die Grundschule Roßwein angemeldet. Für ihn sei es faszinierend, dass ein Orchester, das weit in der Welt herumkommt, eben auch in Roßwein sein Können zeige, so Oyen.

Fünf bis sechs solcher Auftritte leisten die Künstler im Jahr, erklärt Heidi Zippel. Sie ist Theaterpädagogin und verantwortlich für dieses Projekt. 2007 sei die Idee dazu entstanden. „Wegen Bauarbeiten war unser Haus damals geschlossen. Also haben wir uns entschlossen, in die Schulen zu fahren, die weiter weg von Leipzig sind. „Die Künstler lieben das Projekt. Es gibt es ihnen doch die Möglichkeit, den Zuschauern praktisch in die Augen zu schauen“, sagt Heidi Zippel. Das bestätigt auch Schlagzeuger Philipp Schroeder. „Diese Art der Musikvermittlung bereitet mir und meinen Kollegen viel Freude. Wenn man selbst Kinder hat, weiß man, was Musik auch für sie bedeutet“, so Schroeder.

Etwa 20 Kinder aus den beiden 4. Klassen der Grundschule haben schon beim Aufbau der Bühne mitgeholfen. Bei der Probe der Musiker des Gewandhausorchesters kommen dann auch die anderen Mitschüler dazu, dürfen hautnah dabei sein und den Künstlern Fragen stellen. Doch irgendwann ist diese Zeit vorbei und das Stück beginnt. „In der normalen Inszenierung an der Oper Leipzig dauert die Aufführung reichlich zwei Stunden“, erklärt Gundula Nowack. Sie ist Regisseurin und hat die Oper für die „mobile“ Variante auf knapp eine Stunde gestrafft. Natürlich sind aber Volkslieder wie „Brüderchen, komm tanz mit mir“ oder „Ein Männlein steht im Walde“ ebenfalls Bestandteil dieser Aufführung. Die Oper kommt bei den Schülern und Ehrengästen gut an.

Die Kinder zahlen einen symbolischen Eintritt von fünf Euro. Die restlichen Kosten trägt die Oper Leipzig. „Bildung ist ein Bestandteil unseres Hauses“, sagt Heidi Zippel. Und weiter: „Wir leben von Steuermitteln, da muss es normal sein, dass wir den Kindern die klassische Musik näherbringen.“ Dabei erleben die Schüler nicht etwa eine kindgerechte Fassung der Oper, sondern eine professionelle Vorstellung, so Zippel. Sie hofft, dass durch die Aufführung bei dem einen oder anderen das Interesse für die ernste Musik geweckt wird.