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Händlerverein besinnt sich auf seine Wurzeln

Der Aktionsring Görlitz will mit einem neuen Vorstand durchstarten. Von großen Ideen wie Bid und Baustellenmanagement hat man sich aber verabschiedet.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Einfach wird es nicht. Darüber ist sich Barbara Frühauf klar. „Aber es muss weitergehen“, sagt sie. Etwas tun für den Görlitzer Handel, die Händler vor allem – das ist das Ziel der Chefin der City-Fleischerei am Demianiplatz. Barbara Frühauf ist die neue Vorstandschefin des Aktionsrings Görlitz. Ein Urgestein des Händlervereins. Seit 25 Jahren ist sie im Vorstand. „Ich war ein Gründungsmitglied“, sagt sie. Damals, in den 90ern, machte sich Barbara Frühauf mit dem damaligen Chef des Karstadt-Kaufhauses, Udo Timmers, und Bank-Chef Wolfgang Jung daran, den Händlern in der Stadt eine Stimme zu geben. „Die Idee kam aber letztendlich von Herrn Timmers“, erinnert sich Barbara Frühauf.

Es ist kein einfaches Erbe, das sie nun zu verwalten hat. Monatelang war es sehr ruhig um den Händlerverein, zu ruhig vielleicht schon. Der bisherige Vorsitzende, Thomas Schynol, war nicht mehr zur Wahl angetreten. Er hatte Ideen wie das umstrittene Händlerprojekt Bid, das Baustellenmanagement für Post- und Kirchplatz angestoßen. Heute spricht sich die neue Chefin des Aktionsringes dafür aus, Maß zu wahren, Maß in personeller und vor allem in finanzieller Hinsicht. Ein Bid in der bisher angedachten Form wird es mit dem Aktionsring offensichtlich als Partner nicht geben.

„Wir können nicht überall dabei sein“, sagt Barbara Frühauf. Ja, es gebe hohe Erwartungen an den Aktionsring, weiß sie. „Aber wir können einfach nicht alle erfüllen“, so die Vorstandsvorsitzende. Baustellenmanagement etwa, so wie es bisher geplant war, wird es nicht geben. „Unsere Mitglieder können das nicht leisten. Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Jeder hat mit seinem Unternehmen genug zu tun“, sagt sie. Dennoch, der Händlerverein will weitermachen. Um die 30 Mitglieder sind es heute noch, sagt Barbara Frühauf. Eine optimistische Rechnung. Mancher hat schon für das kommende Jahr gekündigt, die derzeit reelle Zahl dürfte bei 25 Mitgliedern liegen. „Ich rede mit den Leuten, versuche, sie zum Bleiben zu bewegen“, schildert Barbara Frühauf. Sie kennt noch Zeiten, als 87 Händler im Aktionsring vereint waren. Die Zahl habe sich langsam, schleichend verringert.

So oder so: Das Bewährte will der Aktionsring auf jeden Fall beibehalten. „Für das kommende Jahr haben wir zudem neue Ideen“, sagt Frank Reimann. Der Chef von VTS Event war und ist der Schatzmeister des Aktionsringes. Es werde Veränderungen im Verein geben. „In der Struktur, in der Arbeitsverteilung“, sagt er. Generell heißt es, nach vorn zu schauen, so der Schatzmeister. Am 26. September gibt es den nächsten Stammtisch der Händler. Dann werde unter anderem über neue Ideen diskutiert. Vielleicht auch darüber, wie und ob es mit dem Bid weitergehen soll.

Was die Görlitzer und ihre Gäste vom Aktionsring an Bekanntem erwarten, dass bleibe auf jeden Fall, sagt Frau Frühauf. Der verkaufsoffene Sonntag am 1. Oktober zum Beispiel, das Lichterglanzfest, die Weihnachtsmeile. Letztere soll wieder vor der Post stattfinden. „Das ist ein Wunsch unserer Händler“, sagt Barbara Frühauf. Hier funktioniere die Veranstaltung nun einmal am Besten. „Die Weihnachtsmeile ist das Ereignis, das finanziell ganz von allein läuft“, sagt die Vereinschefin. Noch steht sie in Verhandlungen mit der Baufirma, die ihr Material auf dem Gelände gelagert hat. „Wir hoffen, dass das Unternehmen die Fläche rechtzeitig räumen kann. Ansonsten sind wir auf die Ausweichmöglichkeit Marienplatz angewiesen“, sagt Barbara Frühauf. Eine bei den Händlern eher ungeliebte Variante, räumt sie ein. Denn statt durch, gehen viele Besucher einfach vorbei, sagt die Vereinschefin.

Und dann ist ja noch die Muschelminna, die, beleuchtet, zur Weihnachtsmeile auf dem Postplatz korrespondiert. Und sie wird in diesem Advent wieder leuchten, verspricht Barbara Frühauf. Im vergangenen Jahr war das Lichterkleid stellenweise beschädigt worden. Eine Entschädigung von der Versicherung gab es nicht. „Aber wir haben für die defekten Elemente schon für Ersatz gesorgt“, sagt Barbara Frühauf. Unterstützung gebe es zudem von der Europa-Stadt-Gesellschaft, den Stadtwerken, dem städtischen Bauhof. „Ohne diese Hilfe würde so ein Vorhaben einfach nicht funktionieren. Die Stadt unterstützt die Händlern schon“, sagt die Vorstandschefin des Aktionsringes. Die leuchtende Minna sei ein Görlitzer Gemeinschaftsprojekt.

Eigentlich hatte der Händlerverein zudem auf einen Wettbewerb gehofft, der von der Herrnhuter Sterne GmbH veranstaltet wurde, wollte noch ein Stück Stadt zusätzlich weihnachtlich mit den bekannten Sternen illuminieren. Aber die Görlitzer gingen bei der Sterneverteilung am Ende leer aus. „Egal, wir schaffen das auch so. Dabei sein ist eben alles“, schmunzelt Barbara Frühauf.