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Händler wollen einen Stadt-Manager

Bei einem Stammtisch gibt es Vorschläge, wie Großenhain ein Magnet werden kann. Doch erst einmal wettern die Teilnehmer.

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Von Birgit Ulbricht

Zu Wort kam Janet Putz zunächst nicht. Das war der OB-Kandidatin der CDU allerdings klar, denn als Thema für den Stammtisch stand ausgerechnet „Einzelhandel“. Und die Händler kamen. Da mussten sogar noch Stühle in den Vereinsraum der „Mücke“ geholt werden. Aber natürlich bewegten die Händler zuerst weder OB-Wahl, noch Visionen, sondern das gegenwärtige Verkehrschaos in der Stadt. Günter Reitmann vom gleichnamigen Spiel- und Papiergeschäft am Neumarkt konstatierte, das sei ja schlimmer als nach dem Tornado! Sprich, die Kunden meiden Großenhains Innenstadt schlicht, weil sie im Schilderwald stehen. Ronny Rühle, Modegeschäft Poststraße, hakte hartnäckig nach, weshalb denn zur gleichen Zeit zwei Baustellen, die auf der Dresdner Straße/Frauenmarkt und die auf der Weberallee, sein müssten? Auch Jan Dingfelder, Selectorz, mahnte an, das hätte man doch alles abschnittsweise machen können. Wolfgang Sauer, Landschaftsbau, kritisierte die Schilder. „Bis Baustelle frei“ – was solle das denn? Könnte man da nicht konkret eine Straße, ein Geschäft nennen? Auch Bauamtschef Tilo Hönicke gab zu: „Ja, es ist jeden Tag anders chaotisch.“

Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl
Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl
Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl
Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl
Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl
Janet Putz (li.) nimmt die Idee des Stadtmanagers aus der Händler-Runde mit. Die Händler sprachen darüber, was sie an und in der Stadt stört und was sie selbst falsch machen. G. Reitmann, R. Rühle und H. Ruscher (re.) in Diskussion.Fotos: K.-D. Brühl

Ergebnis: Das Bauamt will sich nächste Woche mit Händlern treffen und die schlimmsten Ecken besser ausschildern lassen bzw. Sperrungen überdenken.

Doch Großenhains Gewerbetreibenden wird nicht nur wegen des Verkehrschaos mulmig. Viele Geschäftsinhaber haben keine Nachfolger. Was sollen sie mit den Häusern einmal machen? Wer könnte die Läden übernehmen? Einige Gedanken zum Thema hatte sich auf Bitte von Janet Putz zunächst Henner Ruscher, Sportgeschäft, gemacht. Sein letzter Ärger: Zu Ostern wurde in Großraschütz großflächig geworben „Clevere Hasen kaufen im Elbepark“. Am liebsten hätte er darunter plakatiert: „Clevere Hasen bleiben hier“. Doch warum miete die Stadt nicht solche Großwände für die Einkaufsstadt Großenhain an? Schließlich nehmen sie doch auch Gewerbesteuern ein. Warum gebe es kein Management für Geschäfts-Nachfolge? Warum sind längst nicht alle Händler Mitglied bei „Großenhain aktiv“ und warum schaffe man einfach den Schritt nicht, „Großenhain aktiv“ nicht nur auf die Händler zu beziehen und auch andere dazuzuholen, um Großenhain bekannter zu machen? Auch die Stadt bekam ihren Teil mit der Frage, wo denn die Einkaufsstadt, die man ja sein will, beim Internet-Stadtauftritt zu finden ist? Stadtführer Klaus Hammerlik warb dafür, doch wenigstens immer aktuelle Angebote auf die Einkaufsseite „www.Einkaufen-in-Großenhain.de“ einzustellen. Doch andere zögerten, wollten nicht nur beim Thema Einkaufen stehenbleiben. Jan Dingfelder, Selectorz, möchte die Historie der Stadt wieder viel mehr herausarbeiten, den Leuten Fakten und Flair vermitteln, statt sich hinter Meißen und Riesa zu verstecken. Die, findet er, haben beide kommunalpolitisch in den letzten zehn Jahren weniger auf die Beine gestellt als Großenhain. Da war er ganz auf der Welle von OB-Kandidatin Janet Putz, die neuen Wegen wie einer „Großenhain-App“ aufgeschlossen gegenübersteht – aber überlegt und im Gesamtpaket mit touristischen und anderen Stadtinfos. Die Idee, eine Art Stadt-Manager einzustellen, der von Stadt und Händlern bezahlt wird, fand sie frisch und auf alle Fälle bedenkenswert. „Wir können so viele Großenhain-Apps herausbringen, wie wir wollen“, sagte Andreas Löffler, Fliesen & Kamine. Wenn die Händler nicht endlich zusammenhalten, werde das gar kein Problem lösen. Zur Neuöffnung des „Stilwechsel“ am Frauenmarkt ist nicht einmal jemand von „Großenhain aktiv“ gratulieren gekommen. „Wir müssen erst einmal eine Gemeinschaft werden“, meinte er. Dass er die politisch-bürokratische Entwicklung wie die anderen Händler eindeutig negativ finde, so dass man seinen Kindern gar nicht guten Gewissens raten könne, die Geschäfte oder Firmen zu übernehmen – das war der Tenor zum großen Geschehen, das man in der Stadt freilich wenig beeinflussen könne. Stadtpolitisch interessant war dafür die Äußerung von Ronny Rühle, der ganz klar ein Umdenken der Händler forderte: Es sei falsch, sich die Wettbewerber vom Hals schaffen zu wollen. Im Gegenteil. Jedes Angebot sei ein weiterer Grund für die Kunden, überhaupt in die Stadt zu kommen. Unter dem Aspekt sei es fatale Klientelpolitik gewesen, den Einkaufsmarkt auf dem Topfmarkt zu verhindern. In Riesa ziehe die Elbgalerie die Kunden an. Schade ist es daher auch, dass Großenhain nie einen Baumarkt bekommen hat. Den Einwand von Tilo Hönicke, es wollte nie jemand her, konterte Rühle: „Wenn die Stadt das gewollt hätte, wäre auch einer da.“ Doch auch Rühle fasste den Händlern an die eigene Nase, denn die müssten endlich ihre Öffnungszeiten abstimmen, vor allem samstags. Von der Stadt wünschte er sich, bauliche Verordnungen zu überdenken und auf den Denkmalschutz zu zugehen. Denn was soll werden, wenn Läden leerstehen? Mit den großen Schaufenstern lassen sich die Geschäfte wohl kaum als Wohnraum umbauen und vermieten!

Ergebnis: Die Händler wollen einen Stadtmanager. Janet Putz hat die Idee mitgenommen. Die „Großenhain-App“ könnte ein Ergebnis dessen sein.