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Händler schließen für Siemens und Bombardier

Für eine Stunde bleiben in der Innenstadt am Freitag etliche Geschäfte zu – aus Solidarität.

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© nikolaischmidt.de

Von Matthias Klaus

Das ist es, das Plakat, mit dem Görlitzer Innenstadthändler verkünden, dass sie am Freitag für eine Stunde ihre Geschäfte schließen werden – um ein Zeichen zu setzen für den Erhalt von Siemens- und Bombardier in der Stadt. Die Idee dahinter: Der Görlitzer Innenstadthandel soll sich solidarisch zeigen. Inzwischen ist das in vielen Geschäften in Görlitz zu sehen. Monique Hänel hat es entworfen. Sie kümmert sich beim Verein Aktionsring Görlitz eigentlich um das Projekt GR-IN. Mit dem soll eine einheitliche Repräsentanz der Innenstadthändler geschaffen werden. „Aber wenn Kunden wegbleiben, weil Unternehmen schließen, dann nutzt das dem Innenstadthandel nichts“, so Monique Hänel.

Zwischen Bahnhof und Obermarkt wurden die Plakate des Aktionsringes an Geschäfte verteilt. Eine Rückmeldung, wie viele davon jetzt tatsächlich an Eingangstüren und Schaufenstern kleben, gibt es nicht. „Das haben wir auch nicht abgefragt“, sagt Frank Reimann vom Vorstand des Aktionsringes. Die Resonanz auf das Vorhaben sei jedenfalls gut gewesen, manche Ladeninhaber holten die Plakate auch noch direkt beim Verein ab. Enttäuscht zeigt sich Frank Reimann von Filialisten, großen Einkaufsketten in der Stadt. „Manche haben uns gesagt, dass sie unsere Plakate nicht einmal annehmen dürfen“, so Frank Reimann. Das sei schon ein bisschen unverständlich, ärgert er sich.

Eine, die ihrer Firma die Situation geschildert hat, ist Kathrin Horschig, Leiterin des Leiser-Schuhhauses am Postplatz. „Man muss es dem Unternehmen nur genau erklären, was es mit der Aktion auf sich hat“, sagt sie . Von 14 bis 15 Uhr wird Leiser deshalb am Freitag schließen, die Mitarbeiter bei der Demo auf dem Obermarkt dabei sein. „Wir müssen in der Stadt einfach einen Schritt weiterdenken. Wenn hier jetzt 1 000 Leute wegziehen müssen, können wir ja gleich alle Tore in Görlitz dichtmachen “, sagt Kathrin Horschig.

Ähnlich sieht es Regine Büttner, Chefin vom „Görlitzer Fass“ am Marienplatz. „Es geht um Arbeitsplätze und damit um die Zukunft von Görlitz“, sagt sie. Deshalb bleibt das „Görlitzer Fass“ am Freitag ebenfalls eine Stunde geschlossen. Sie hoffe, sagt Regine Büttner, dass möglichst viele Menschen an der Kundgebung teilnehmen.

Die Gewerkschaft IG Metall Ostsachsen hat zunächst 5 000 Teilnehmer angemeldet. „Aber wir gehen davon aus, dass es noch mehr werden“, sagt Organisator Philipp Singer von der IG Metall in Bautzen. Die Idee, dass Görlitzer Händler für eine Stunde die Geschäfte schließen, findet der Gewerkschafter sehr gut. „Es ist ein Zeichen. Es geht nicht nur um die Siemens- und Bombardiermitarbeiter. Es geht um die Stadt. Es geht um die gesamte Region“, sagt Philipp Singer.

Die Comenius-Buchhandlung liegt in unmittelbarer Nähe des Geschehens am Freitag an der Steinstraße. Hier hängt ebenfalls das Plakat des Aktionsringes am Fenster, auch wenn das Geschäft kein Mitglied des Vereins ist. „Die Mitarbeiter von Siemens und Bombardier sind unsere Kunden. Was wären wir ohne sie?“, sagt Filialleiterin Anja Sorkalle. Es sei wichtig, gerade in dieser Zeit bei so einer Veranstaltung Gesicht zu zeigen. „Die eine Stunde, in der das Geschäft geschlossen bleibt, ist da sicherlich zu verschmerzen“, sagt Anja Sorkalle.

Ganz so einfach macht es sich die Thalia-Buchhandlung an der Berliner Straße damit nicht. Das Geschäft muss laufen, wenn auch mit reduzierter Besatzung. Chefin Petra Kriegel hat einen Kompromiss gefunden. „Ja, wir werden bei der Kundgebung dabei sein“, sagt sie. Aber Thalia bleibt trotzdem geöffnet. „Das Anliegen liegt uns am Herzen. Ohne Siemens, Bombardier würde in Görlitz etwas sehr fehlen“, sagt Petra Kriegel.

Das City-Center bleibt während der Kundgebung geöffnet. Eine generelle Regelung gibt es nicht. „Da kann ich unseren Mietern natürlich nichts vorschreiben. Das muss jeder selbst entscheiden“, sagt City-Center-Managerin Sandra Waschow. In einer Mieterinformation wurden die Geschäfte allerdings auf die Kundgebung hingewiesen. „Manche haben angedeutet, dass sie Mitarbeiter hinschicken werden“, sagt Sandra Waschow. Sie geht jedoch davon aus, dass die Läden im Center trotzdem offen bleiben.

Die Demonstration zum Erhalt des Industriestandortes Görlitz und der Werke von Siemens und Bombardier in der Stadt startet am Freitag um 13 Uhr vor den beiden Werkstoren. Über den Brautwiesenplatz, Bahnhofstraße, Postplatz und Marienplatz geht es zum Obermarkt, wo ab 14 Uhr die Abschlusskundgebung geplant ist.