Merken

Händler fürchten um ihre Existenz

Erst seit drei Wochen wird an der Grimmaischen Straße gebaut. Schon jetzt müssen die Gewerbetreibenden mit hohen Einbußen zurechtkommen.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Die Gewerbetreibenden im Bereich der Baustelle an der Grimmaischen Straße, aber auch in direkter Nachbarschaft, haben Probleme. Die Kunden bleiben weg. Der Umsatz ist zwischen 30 und 40 Prozent gesunken. Etwa eineinhalb Jahre soll das Bauvorhaben insgesamt dauern. Aufgrund dieser Länge bangen einige Händler um ihre Existenz.

„Die Kunden vermeiden den langen Weg, wenn sie in die Stadt einen kürzeren haben“, sagt Michaela Cyliax vom Blumeneck am Sternplatz. Zwar hielten ihr die Stammkunden die Treue, aber die Kunden, die bisher aus Richtung Großbauchlitz gekommen sind, fehlen. „Ich hoffe, dass der Laden bestehen bleibt. Aber ob ich meine Angestellte behalten kann, weiß ich nicht“, so die Inhaberin. „Wir müssen sehen, was die nächsten drei Monate bringen, die im Normalfall sehr umsatzstark sind.“ Nur abwarten, will sie aber nicht. Sie habe begonnen, bei Facebook Dekorationen vorzustellen. Das zeige bereits Wirkung.

Als Kornelia Härtel mit ihrem Lotto- und Bestellcenter von der Bahnhof- an die Grimmaische Straße umgezogen ist, sind ihre Kunden mitgezogen. Jetzt bleiben sie aus. Denn aus Zschaitz, Mochau oder Ebersbach kommend, müssen sie nicht nur eine Baustelle umfahren. Die Zahl der Bestellungen sei um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. „So schaffen wir es noch zwei bis drei Monate. Dann müssen wir schließen“, befürchtet die Inhaberin. Bereits jetzt setzt sie die Aushilfe, die bisher regelmäßig am Sonnabend kam, nur noch im Notfall ein.

Kunden sind für immer verloren

Richtig sauer ist Toska Matzeik vom Getränkeladen. Schon vor etwa acht Jahren sei ein Stück Straße an der Brücke abgefräst worden. Damals habe es wenigstens nur eine halbseitige Sperrung gegeben. „Die können doch jetzt nicht ganz Döbeln zumachen“, schimpft sie mit Blick auf die vielen Baustellen. Toska Matzeik befürchtet: „Wer jetzt nicht mehr hier einkauft, kommt auch später nicht wieder.“

Eine Mitarbeiterin der Apotheke am Sternplatz ärgert sich über die Ausschilderung der Umleitung an der B 169. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Zufahrt bis zur Teichstraße möglich ist. „Auswärtige wissen damit nichts anzufangen“, meint die Apothekerin. Außerdem würden alle Kunden fehlen, die auf dem Weg zum Einkauf in einen der Supermärkte an der Apotheke angehalten haben. Der eigene Lieferservice müsse derzeit bis zu zehn Kilometer Umweg fahren, um zu den Kunden zu gelangen.

Bei der Bäckerei Körner an der Ecke Bahnhof-/Weststraße bleibt das Café jetzt am Sonnabendnachmittag geschlossen. „Es lohnt sich nicht mehr“, sagt Geschäftsführerin Franziska Seyffarth. „Am Sonntag haben wir für die Stammkunden wieder aufgemacht.“ Aber wenn die Laufkundschaft weiter ausbleibe, müsse sie prinzipiell über andere Öffnungszeiten nachdenken, so Seyffarth.

Etwa 20 Prozent Umsatzeinbuße verbucht die RHG, meint Filialleiter Dirk Friebel. Er ärgert sich darüber, dass er vor Jahren einmal ein Schreiben zu dem geplanten Straßenbau erhalten, aber dass es nun losgeht, aus der Zeitung erfahren hat. Vor allem die Döbelner Kunden blieben weg. Mit verstärkter Werbung will sie der Bau- und Gartenmarkt zurückholen.

AZV baut bis Ende des Jahres

Die Entsorgungsgesellschaft Döbeln hat bisher keine Probleme. Trotz der umfangreichen Arbeiten an der Teichstraße sei die Durchfahrt der großen Fahrzeuge bisher immer möglich gewesen. „Und wenn doch einmal nicht, warten sie zwei bis drei Minuten“, so Einsatzleiter Marco Schulze. Sowohl mit der Oewa als auch mit dem Polier der Bauleute seien immer Absprachen auf kurzem Weg möglich.

Für den Außenstehenden ist es auf der Baustelle in den vergangenen drei Wochen nur schleppend vorangegangen. Doch das kann Olaf Starke, Projektleiter der Oewa Wasser und Abwasser GmbH und des Abwasserzweckverbandes Döbeln-Jahnatal, nicht bestätigen. Nachdem der Asphalt abgefräst und die Borde entfernt wurden, waren einige Vorarbeiten nötig, bis es in die Tiefe gehen konnte. Dazu gehören Suchschachtungen, um einzugrenzen, wo verschiedene Leitungen liegen. Denn mit 3,5 bis vier Metern wird der Abwasserkanal am tiefsten unter den vielen anderen Medien liegen. Mitte dieser Woche haben die eigentlichen Arbeiten begonnen. Start war an der Teichstraße. Dort werden in Richtung Grimmaische Straße glasfaserverstärkte Rohre mit einem Durchmesser von einem Meter verlegt. „Auf der Grimmaischen Straße geht es dann weiter in Richtung Eisenbahnstraße bis kurz vor die Brücke“, so Starke. Insgesamt werden 250 Meter Trinkwasser- und 150 Meter Abwasserleitung verlegt. Der bis zu drei Meter breite Schacht verläuft etwa in der Mitte der Straße, sodass diese voll gesperrt ist. Von der Bahnhofstraße her ist die Eisenbahnstraße aber durch die Brücke noch erreichbar. Die Leitungsarbeiten sollen bis zum Jahresende abgeschlossen werden.