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Häftlinge kritisieren Zustände im Knast

Die Gefangengewerkschaft beklagt unter anderem verkürzte Aufschlusszeiten. Die Zeithainer JVA-Leitung nennt Gründe.

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© Symbolfoto/Jürgen Lösel

Zeithain. Die Gefangenengewerkschaft GG/BO spricht derzeit von einer bedrohlichen Personalnot in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Zeithain. Die einzelnen Stationen könnten derzeit nur noch von jeweils einem Beamten „notdürftig“ betreut werden, erklärt Gewerkschaftssprecher Marco Bras dos Santos. Das habe negative Auswirkungen auf die Häftlinge. Statt der normalen Aufschlusszeiten von 18.30 bis 21 Uhr werde ihnen nun lediglich eine Stunde Aufschluss gewährt. „In dieser Zeit teilen sich durchschnittlich 25 Häftlinge einen Herd sowie ein Stationstelefon“, so Marco Bras dos Santos. Zudem seien die Gruppenangebote massiv eingeschränkt und Sportaktivitäten wie Tischtennis oder Fußball gänzlich gestrichen.

Die Stimmung unter den Häftlingen sei deshalb „gereizt und aggressiv“. – Die Gewerkschaft fordert nun, die Verwaltungsstruktur der JVA zu entschlacken und dafür den Vollzug personell zu stärken. Vom Klageweg wolle man unter anderem aufgrund der Neubesetzung des Anstaltsleiter-Postens vorerst absehen.

Die JVA Zeithain selbst spricht dagegen höchstens von sehr kurzfristigen Einschränkungen für die Häftlinge, bestätigt allerdings einen Personalmangel. Derzeit sind lediglich circa 70 Prozent der Bediensteten des allgemeinen Vollzugsdienstes im Dienst, sagte JVA-Mitarbeiterin Anja Stephan gegenüber der SZ. Dies sei der Ferienzeit und dem kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfall durch die aktuelle Erkältungs- und Grippewelle geschuldet.

Vom 13. bis 15. Februar wurde deshalb die Aufschlusszeit verkürzt, zudem fiel einmalig das Treffen der Tischtennisgruppe aus. Therapieangebote hätten darüber hinaus gestrichen werden müssen. „Eine zunehmend gereizte und aggressive Stimmung aufgrund des verkürzten Aufschlusses kann nicht bestätigt werden“, so Anja Stephan. Zumal der Personalmangel derzeit schon wieder behoben scheint und ausreichend Bedienstete im Früh- und Spätdienst anwesend sein würden.

In der JVA Zeithain sind aktuell 171 Bedienstete tätig, davon waren am Donnerstag noch 58 Mitarbeiter aufgrund von Krankheit oder Urlaub nicht im Dienst. Sicherheit und Ordnung sind aber zu jeder Zeit gewährleistet, betont Anja Stephan.

Demgegenüber stehen aktuell 381 Gefangene. Zum 1. Februar betrug damit der Personalschlüssel im Zeithainer Vollzugsdienst 0,32. Zum Stand der letzten bundesweiten Erhebung im Jahr 2015 lag der Personalschlüssel im Bundesschnitt bei 0,38 Bediensteten pro Haftplatz. (SZ/ste)