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Haben Diebe die Zittauer Innenstadt im Visier?

Es gab in Zittau mindestens fünf Einbrüche in Gewerberäume in wenigen Tagen – zurück bleibt eine Spur der Verwüstung.

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© Archivbild/Matthias Weber

Von Mario Heinke

Anita Hannig wird in der Nacht von Donnerstag zu Freitag gegen drei Uhr munter. Eine klirrende Scheibe unterbricht ihre Nachtruhe. Sie steht auf und schaut aus dem Fenster des Schlafzimmers hinaus auf den Rathausplatz. Sie traut ihren Augen nicht, als sie einen Mann entdeckt, der auf dem Fassadenvorsprung im ersten Stock des „Schuhhofs“ herumspaziert und über das Fenster mit der eingeworfenen Scheibe ins Innere steigt. Frau Hannig weckt ihren Mann. Ein zweiter Mann steht vor dem „Schuhhof“. Es ist wohl der Steinewerfer, der das Fenster im zweiten Obergeschoss eingeworfen hat.

Guido Hannig greift zum Telefon und ruft direkt im Polizeirevier am Haberkornplatz an, um den Einbruch zu melden. „Wir haben keine Kräfte verfügbar“, erfährt er vom Polizisten am anderen Ende der Leitung, deshalb könne es etwas dauern. Hannig schildert dem Diensthabenden, was er sieht und gibt taktische Hinweise. Die Polizisten sollten sich über das Theatergäßchen dem Tatort nähern, sagt er. Die dunklen Gestalten werden wohl über das Theatergäßchen flüchten, so die Vermutung. Eine halbe Stunde vergeht, bis sich Polizisten, von der Brüderstraße kommend, dem Schuhhof nähern.

Hannig kann beobachten, was nun passiert. Die Diebe flüchten – so wie er es vorhergesagt hatte– über das Theatergäßchen. Polizisten nehmen die Verfolgung auf, kommen aber mit leeren Händen zurück, erzählt Hannig. Am Freitag liest sich der Vorfall im Polizeibericht so: Bei Eintreffen einer Streife waren die Täter bereits geflüchtet. Ob etwas gestohlen wurde, ist gegenwärtig noch unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, der Sachschaden beträgt etwa 300 Euro.

Der „Schuhhof“ bleibt in dieser Nacht jedoch nicht der einzige Tatort. Über ein Baugerüst drangen Unbekannte in eine leere Wohnung im dritten Stock des mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshauses am Markt 20 ein. Sie zerschlugen ein Fenster. Im Inneren des Objektes verschafften sie sich mit Gewalt Zugang zu mehreren Räumen und beschädigten dabei mehrere Türen, unter anderem in der Zahnarztpraxis Zestermann. Gestohlen wurde nichts, der Sachschaden beträgt etwa 10 000 Euro. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich Carola Kunicks Modeladen „Tom Tailor“. Beim Versuch von der Rückseite in den Laden einzudringen, hebelten die Täter eine Tür aus, scheiterten jedoch an der zweiten Tür, berichtet Frau Kunick.

Begonnen hatten die Einbrüche bereits in der Nacht zum Dienstag vergangener Woche, als das Wirtshaus „Zum Alten Sack“ ins Visier der Diebe geriet. Bereits hier gingen die Täter brachial mit Pflastersteinen vor – so wie zwei Nächte später am „Schuhhof“ – und warfen die Scheibe des Doppelfensters ein, um ins Innere zu gelangen. Wirt Peter Besser ist über die Auswahl des Diebesgutes erstaunt. „Die Tiefkühltruhe wurde geplündert, eine Kiste Schnaps und Likör fehlt“, sagt er. Den teuren Whisky, der in Reichweite stand, ließen die Langfinger jedoch stehen, erzählt Besser. Rund 250 Euro soll das Diebesgut wert sein. Der Sachschaden liegt etwas höher, weil die Täter den Rückzug über die vordere Eingangstür zur Neustadt antraten. Dabei zerstörten sie das Schloss und beschädigten die Tür. In derselben Nacht warfen Unbekannte eine Scheibe von „Maiks Restaurant“ auf der Neustadt mit einem Pflasterstein ein. Inhaber Maik Nüßgen ist froh, dass es bei der Scheibe geblieben ist. „Sie waren nicht drin“, so Nüßgen.

Auch die Baustelle Rathausplatz bleibt in dieser Nacht nicht verschont. Dort ist ein abgeschlossener Container aufgebrochen worden. Die im Container gelagerten Kupferkabel verschwanden spurlos. Der Schrottwert betrug einige Hundert Euro, so Vorarbeiter Dieter Hauswald.

Eine Anfrage der SZ bezüglich der Einbruchserie in der Innenstadt bei der Polizeidirektion Görlitz steht noch zur Beantwortung aus. Der Aufwand, um alle Straftaten innerhalb des Stadtzentrums in der zurückliegenden Woche aufzulisten, sei so hoch, dass das Fachreferat Kriminalitätsbekämpfung dafür mehrere Tage benötige, erklärt Polizeisprecher Thomas Knaup.