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Gymnasiasten laufen für Flüchtlinge

Beim Spendenmarathon am Donnerstag in Zittau sind mehr als 6 000 Euro zusammengekommen. Aber nicht alle Schüler, die mitrennen wollten, konnten teilnehmen.

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© SZ Thomas Eichler

Von Jan Lange

Philipp Meichsner liegt gut in der Zeit. Etwas über zwei Minuten braucht der Neuntklässler für eine Runde. Gut 500 Meter ist die Laufstrecke, die durch das Waldstück hinter den neuen Sportgebäuden im Weinaupark-Stadion führt, lang. Der 14-jährige Zittauer Gymnasiast mit der Startnummer E09 gehört nicht zu den Schnellsten. Er ist eher im Mittelfeld der etwa 100 Läufer zu finden. Aber um Schnelligkeit geht es beim Spendenmarathon des Christian-Weise-Gymnasiums auch nicht.

Vielmehr darum, so viele Runden wie möglich zu schaffen. Denn jede Runde ist bares Geld wert. Die Schüler haben sich im Vorfeld einen Sponsor gesucht oder einen Spender zugeteilt bekommen, der für jede gelaufene Runde eine bestimmte Summe gibt. Mit dem Geld sollen Flüchtlinge unterstützt werden. Der Schülerrat des Christian-Weise-Gymnasiums hatte sich Gedanken gemacht, wie sie Asylbewerbern helfen können. Zum einen haben die Schüler eine Sachspendenaktion gestartet. Viele Dinge wurden schon abgegeben wie zum Beispiel Wintersachen, Spielzeug und Dinge für den Freizeitbedarf. Die Sachspenden sollen nächste Woche gesichtet und sortiert werden. Wo und wann die Spenden übergeben werden, steht noch nicht fest.

„Wir haben uns überlegt, was wir darüber hinaus noch machen können“, berichtet Erik-Holm Langhof, Mitglied des Schülerrates. So entstand die Idee des Spendenmarathons. „Die Lehrer sind beeindruckt, mit wie viel Engagement die Schüler diese Veranstaltung vorbereitet haben“, lobt Bernd Ebert, stellvertretender Schulleiter des Christian-Weise-Gymnasiums. Die Schüler würden sich nicht nur Sorgen um die Flüchtlinge machen, sondern sich auch aktiv für sie einsetzen.

Ungefähr 80 Sponsoren haben die Gymnasiasten für den Spendenmarathon begeistert, einige von ihnen unterstützen sogar mehrere Schüler gleichzeitig. So auch die Zittauer Johannisapotheke, die insgesamt 20 Schülern die Teilnahme an dieser Aktion sponsert.

Eltern verbieten Teilnahme

Eine ganze Reihe von Gymnasiasten hätte auch gern bei der Laufveranstaltung mitgemacht, ihnen wurde eine Teilnahme allerdings von den Eltern verboten. Das traf auf etwa jeden vierten interessierten Schüler zu, wie Langhof berichtet. Philipps Eltern hatten nichts dagegen, dass sich ihr Sohn für Flüchtlinge einsetzt – auch wenn die Familie bisher nichts mit Asylbewerbern zu tun hatte.

Philipps Vater hatte sich sogar in seiner Firma stark gemacht, dass sie den 14-jährigen unterstützen. 7,50 Euro gibt es pro Runde. Mit diesem Betrag liegt Philipp Meichsner deutlich über dem Durchschnitt. Die meisten Gymnasiasten bekommen zwischen einen und vier Euro. Auch Max Jungmichel erläuft vier Euro pro Runde. Am Ende kommen bei ihm 112 Euro zusammen, denn er ist 28 Runden gelaufen.

Max gehört damit zu den Schülern, welche die längste Rennstrecke absolviert haben. Für Philipp Meichsner ist bei 20 Runden Schluss. Nicht der Kräfte wegen, der 14-Jährige könnte durchaus noch ein paar Meter weiterlaufen. 20 Runden ist einfach genug. Vor dem Start hatte er sich das Ziel gesetzt, zwischen 15 und 20 Runden zu schaffen. Besonders vorbereitet hat sich der Neuntklässler auf den Spendenmarathon nicht. „Das mach ich aus dem Stehgreif“, sagt er selbstbewusst vor dem Beginn des Rennens.

In seiner Freizeit ist er früher öfter in der Weinau gelaufen, seit einigen Monaten spielt er nun Basketball bei den Zittauer Falcons. Und macht nebenbei auch noch Kraftsport. Das muss ausreichen, um den Spendenmarathon durchzuhalten.

Wie sich zeigt, behält der Zittauer Gymnasiast recht. Seine letzten Runden meistert er sogar noch ein paar Sekunden schneller als die ersten. Andere Schüler sind zu diesem Zeitpunkt schon völlig außer Puste und haben das Rennen beendet. Aber selbst wer weniger Runden läuft, kann am Ende auf einen stattlichen Geldbetrag kommen. So wie Zoë Marie Balla, die 17 Runden rennt, aber 340 Euro erläuft. Denn pro Runde bekommt sie die stolze Spende von 20 Euro. Damit liegt sie ganz klar an der Spitze.

Mit seinen 7,50 Euro hat Philipp Meichsner immerhin 150 Euro in die Spendenkasse gebracht. Die füllte sich am Ende mit mehr als 6 000 Euro. „Eine stolze Summe!“, meint Erik-Holm Langhof. Mit einem Teil davon werden Schüler des Gymnasiums Flüchtlingen in Friedersdorf Deutschunterricht geben. Der andere Teil soll dem geplanten zweiten Asylbewerberheim in Zittau zugute kommen.