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Gutes ab Hof

Im Gutshof Tamme in Birkenhain verarbeitet Enrico Höhne Fleisch zu Wurst, Kotelett und Schinken. Damit setzt er auf einen Trend.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Das Erste, was Besucher wahrnehmen, sind eine Schar Gänse und Hühner, die auf einer Wiese nach Käfern, Würmern und Körnern suchen. Gelassen schaut das Federvieh zu dem Mann im blau-weiß gestreiften Hemd und weißen Hosen herüber, der gerade aus der Tür einer Scheune tritt. Die Tiere widmen sich wieder ihrer Futtersuche – nicht ahnend, dass Enrico Höhne Fleischer ist und die Scheune hinter ihm Endstation nicht nur fürs Geflügel, sondern auch für Rinder, Schweine, Schafe, Kaninchen und Enten. Der Gutshof Tamme liegt im kleinen Wilsdruffer Ortsteil Birkenhain, versteckt hinter Bäumen, Weiden und Büschen. Vor sieben Jahren ließen sich Enrico Höhne und seine Lebensgefährtin hier nieder. Da standen von dem ehemaligen Vierseithof noch zwei Flügel. Die neuen Eigentümer machten das Hauptgebäude bewohnbar, viele Tiere kamen hinzu. Bald nannten sie ihre kleine Wirtschaft Gutshof Tamme – nach einem Otto Tamme, der 1894 seinen Namen in den Türsturz des Bauernhauses meißeln ließ.

Das mit dem Gutshof meint Fleischermeister Höhne so, wie es klingt: Gutes vom Hof will er seinen Kunden anbieten. In die Scheune hat er ein Schlachthaus mit Fleischerei eingebaut. In den drei Räumen werden die Tiere geschlachtet, zerlegt und das Fleisch zu Wurst, Koteletts und Schinken verarbeitet. Die Tiere stammen alle aus der näheren Umgebung. Ein Teil wächst auf den Wiesen rund um den Gutshof auf. Die Schweine kauft er von einem Landwirt aus Blankenstein zu.

Enrico Höhne war beruflich lange in Freital verwurzelt. Nach Querelen entschloss er sich zu einem Neuanfang und betreibt mittlerweile einen Fleisch- und Wurststand im Norma-Lebensmittelmarkt in Krögis zwischen Meißen und Nossen. Für den Laden kauft er auch Produkte im Großhandel zu. Der Großteil jedoch stammt aus eigener Produktion und wird seit 2016 in Birkenhain hergestellt. In der Scheune des Gutshofes ist auch der Hofladen untergebracht.

„Frisches Weideschaf und Landhühnchen aus eigener Aufzucht“ steht auf der Tafel im Laden. Es gibt eingelegte Steaks, grobe und feine Roster und ein umfangreiches Wurstsortiment. Soeben zieht Höhnes Mitarbeiter ein Gestell aus dem Ofen, auf dem Knacker, Wiener, Bockwürste und Rohpolnische hängen. Die Sache mit der Schlachtung auf dem Hof und dem Laden habe sich zufällig entwickelt, berichtet der 49-jährige Fleischermeister.

Zuerst hätten Leute aus dem Dorf nachgefragt, ob er nicht mal ein Schwein schlachten könne. Lohnschlachtung nennt sich das Prinzip. Dann seien immer mehr Nachfragen gekommen. Mal ging es um Grillpartys, mal um Schlachtfeste, mal um Familienfeiern. Grundsätzlich wichtig war allen: frisches Fleisch, das von Tieren aus der Umgebung stammt. „Die Nachfrage nach einheimischen Produkten wächst“, sagt Höhne. Angebote jenseits des Massenmarktes und der Massenproduktion – da lag die Idee vom Hofladen nahe, sagt der Birkenhainer. Sein Geschäft ist immer freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Der Gutshof Tamme ist in Birkenhain, Zum Weidetrieb 12, zu finden.