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Guten Rutsch mit Atlantics

Das Unternehmen hat zwei weitere Hallen angebaut. Aber damit ist der Platz auf dem Grundstück ausgereizt.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. In diesem Monat bauen die Mitarbeiter von Atlantics im Skigebiet Golm im Montafon in Österreich den größten Waldrutschenpark der Welt auf. Er besteht aus sieben Rutschen, die zusammen 360 Rutschenmeter ergeben. Auftraggeber ist der Betreiber des Tourismusgebietes. Er will damit den Sommerurlaub in der Region attraktiver machen. „Die Gäste können mit dem Lift auf den Berg fahren und mit einer Kombination aus Wandern und Rutschen wieder ins Tal gelangen“, erklärt René Clausnitzer, technischer Leiter bei Altlantics. Die sieben Rutschen sind alle unterschiedlich. „Dabei ist auch eine Wettkampfrutsche, auf der zum Beispiel Vater und Sohn ein Wettrutschen veranstalten können“, so Clausnitzer. Die Rutschen werden in Abständen in das teils unwegsame Gelände gesetzt. Den Aufbau bezeichnet der technische Leiter als sehr anspruchsvoll. Von der Rutschenlänge her ist es der größte Einzelauftrag, den die Döbelner Firma in ihrer 25-jährigen Geschichte ausgeführt hat.

Atlantics hat in diesem Jahr aber nicht nur die bisher längste, sondern auch die kürzeste Rutsche gebaut. Diese hat eine Abgangshöhe von gerade einmal 60 Zentimetern und unterstützt jetzt die Therapie von Kindern in der Universitätsklinik Heidelberg.

Im Durchschnitt baut das Unternehmen 300 bis 400 Rutschen pro Jahr. 2001, als die Firma vom Spielwarenimport auf die Produktion von Rutschen umstieg, waren es gerade einmal drei. Mit der steigenden Zahl der Rutschen vergrößerte sich auch das Unternehmen. In diesem Jahr erfolgte mit dem Anbau der Hallen sieben und acht der fünfte und vorerst letzte Bauabschnitt. Denn mit der Erweiterung der Produktionsfläche ist Atlantics an seiner Grundstücksgrenze angekommen. Der Döbelner Stadtrat hat jedoch schon vor längerer Zeit dem Kaufantrag der Firma für das benachbarte Grundstück zugestimmt. Der Kaufvertrag für die rund 3 000 Quadratmeter große Fläche soll noch im Oktober beim Notar unterschrieben werden. „So halten wir uns die Option einer weiteren Vergrößerung offen“, meint Clausnitzer.

Neben den beiden neuen Hallen ist auf dem Außengelände ein Wendehammer für die Lastzüge entstanden. Die Logistikhalle, in der die Rutschen für den Versand vorbereitet werden, wurde an das Ende der Hallenreihe neben den Wendehammer verlegt, was das Verladen der großen Teile erleichtert. „Der fünfte Bauabschnitt gehört zu unseren größten Investitionen“, sagt Geschäftsführer Thomas Büchel, ohne eine genaue Zahl zu nennen.

Kunden müssen Geduld haben

„Durch den Anbau ist unsere Kapazität um 15 bis 20 Prozent gestiegen“, sagt René Clausnitzer. Trotzdem hat sich die Wartezeit für die Kunden nicht wie erhofft, verkürzt. Denn auch die Nachfrage sei gewachsen, meint der technische Leiter. Zwei bis vier Monate seien normal. Derzeit müssen die Auftraggeber jedoch vier bis sechs Monate warten, bis ihre Rutsche geliefert wird. Für 2018 sei das Auftragsbuch bereits gut gefüllt, so Büchel. Der Umsatz ist steigend. Laut Auszug aus dem Unternehmensregister im Bundesanzeiger betrug die Bilanzsumme zum derzeit letzten verfügbaren Jahresabschluss 2015 reichlich 2,7 Millionen Euro. Das waren rund 700 000 Euro mehr als 2014.

Die Rutschen werden von 40 Mitarbeitern gebaut. Deren Zahl hat sich seit der Firmengründung verfünffacht. Von den beiden Lehrlingen wurde einer übernommen. „Perspektivisch ist eine weitere Ausbildung vorgesehen“, meint Clausnitzer. Wann, hänge unter anderem vom Interesse und Engagement der Bewerber ab. „Wir brauchen Mitarbeiter, die sich mit der Firma und der Arbeit identifizieren können“, so Clausnitzer. Gesucht werden außerdem Metallbauer, Konstruktionsmechaniker, Monteure und Konstrukteure.

Die Rutschen aus Döbeln stehen in mehr als 40 Ländern. „Der deutsche Markt ist stabil, der Exportanteil nimmt zu“, so Clausnitzer. Neben nahezu allen europäischen Ländern liefert Atlantics unter anderem nach Australien, in die USA und die arabischen Emirate. „Am weitesten ging bisher eine Indoorrutsche für ein Hotel in Neukaledonien“, so der kaufmännische Leiter. Zu den außergewöhnlichen Aufträgen gehörten in den vergangenen Jahren eine 22 Meter hohe Indoorrutsche mit Fenstern, die sich im Comic Station in Antwerpen, einem Indoorpark über belgische Comic-Helden, über zwei Etagen schlängelt, und eine Skulptur in Form eines Rettungsrings. Der ist um den Verbindungsgang zwischen zwei Gebäuden der Uniklinik Freiburg geschlungen.