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Gute Seiten, schlechte Seiten

Plakate mit „Checkpoints“, Kuscheltier-Wärtern und Warnhinweisen stehen seit der Nacht zu Freitag auf vier Dresdner Brücken. Besonders an Montagen solle man aufpassen. Wer steckt dahinter?

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© szo/Franziska Klemenz

„Achtung! Sie verlassen jetzt die gute Elbseite. Seien Sie vorsichtig auf der bösen Seite und achten Sie besonders an Montagen auf Ihr persönliches Seelenheil“, steht in fetten schwarzen Lettern auf dem Plakat.

Checkpoint Charlie auf der Marienbrücke? Das Plakat mit der Überschrift „Checkpoint Maria“ soll zumindest den Eindruck erwecken. Auch an Carola-, Albert- und Augustusbrücke wurden solche Plakate in der Nacht auf Freitag aufgehängt.
Checkpoint Charlie auf der Marienbrücke? Das Plakat mit der Überschrift „Checkpoint Maria“ soll zumindest den Eindruck erwecken. Auch an Carola-, Albert- und Augustusbrücke wurden solche Plakate in der Nacht auf Freitag aufgehängt. © szo/Franziska Klemenz
Checkpoint Charlie auf der Marienbrücke? Das Plakat mit der Überschrift „Checkpoint Maria“ soll zumindest den Eindruck erwecken. Auch an Carola-, Albert- und Augustusbrücke wurden solche Plakate in der Nacht auf Freitag aufgehängt.
Checkpoint Charlie auf der Marienbrücke? Das Plakat mit der Überschrift „Checkpoint Maria“ soll zumindest den Eindruck erwecken. Auch an Carola-, Albert- und Augustusbrücke wurden solche Plakate in der Nacht auf Freitag aufgehängt. © szo/Franziska Klemenz

Darüber thront ein Tiger. Und eine Giraffe. Ein Gorilla und ein Hase. Vier Schilder gibt es in Dresden. In der Nacht zu Freitag waren sie auf einmal da. Albert- und Carolabrücke, Augustus- und Marienbrücke wurden zu „Checkpoints“, wie die Initiatoren sie in einem anonymen Brief bezeichnen. Über jedem Schild ein Kuscheltier. Es soll den Grenzwärter ersetzen.

Angeblich, so berichtet die Plattform Neustadt-Geflüster aus dem anonymen Schreiben, hätten sich „Die Initiatoren aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kunst“ bei der Aktion „entgegen der früheren Ost-/West-Berliner-Tradition bewusst gegen unangenehme Personenkontrollen an den Checkpoints entschieden.“ Kuscheln statt Kuschen? Wer auch immer die Schilder aufgestellt hat, er polarisiert gern.

Die eine Seite warnt, die andere begrüßt: „Willkommen! Sie betreten jetzt die gute Elbseite. Seien Sie zuvorkommend, weltoffen und entdecken Sie die Straßen und Menschen mit Ihrem Herzen.“ Gemeint ist die Neustadt. Böse die pegidiöse Altstadt. Die Netzgemeinde ist noch unschlüssig, ob sie die Aktion lustig oder geschmacklos finden soll. Manche monieren Spalterei, andere loben die Partei.

Das politische Satire-Konglomerat bestreitet die Urheberschaft auf Anfrage der Sächsischen Zeitung. In der E-Mail, aus der Neustadt Geflüster zitiert, werden die Schilder als „wertvolle Warnung“ bezeichnet, „wenn – besonders an ,patriotischen‘ Montagen – der Weg über die Elbe auf die andere, sogenannte ,böse‘ Seite führt.“ Wer war es nun? Des Rätsels Lösung bleibt offen. Dresdens Brücken aber auch. (SZ/fak)