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Gute Nacht, Kneipennacht

Heidenau freut sich über mehr Einwohner. Trotzdem schließen Gaststätten. Der Branche ist nicht zum Feiern.

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Von Heike Sabel

Es gab mal eine Kneipennacht in Heidenau. Da gab es auch noch ein paar Kneipen mehr. Jetzt gibt es keine Kneipennacht mehr, weil es in immer mehr Kneipen dunkel ist. Von den zehn Gaststätten, die 2011 an der vierten und letzten Nacht teilnahmen, gibt es gerade noch die Hälfte. Das Stadtcafé, das Tarsius, die Kegelbahn, die Beach-Bar (im Sommer) sowie die Drogenmühle laufen gut bis sehr gut. Hinzu kommen einige weitere, wie die Reichskrone, der Grieche und der Chinese.

Das Theodora (vorher Nähstübchen), das Safran, das Sportcasino, das Stella (Heidenauer Hof) und das Sachsen-Eck gibt es nicht mehr. Auch der Alte Bahnhof ist inzwischen zu. Im Sportcasino spielt jetzt der Heidenauer Schachclub, der Wirt ging vor fast drei Jahren nach Dohna. Warum scheiterten das Safran und der Alte Bahnhof?

Beispiel 1: Safran – Betreiberhaben kein glückliches Händchen

Die Wirte wechselten, der Name blieb. Das ist für viele Heidenauer ein Grund für das zweite Aus des Safran. Nach dem ersten Versuch waren viele enttäuscht. Sonnhild Ruffani, Hauseigentümerin und Geschäftsführerin der stätischen Wohnungsgesellschaft, hatte wohl kein Glück mit dem Personal und sich übernommen. Deshalb verpachtete sie die Gaststätte beim zweiten Anlauf. Der Berliner Axel Prussak startete voller Begeisterung und Engagement. Er steckte Geld rein und Kraft, am Ende zu viel Geld. Das Finanzloch wuchs, Prussak wollte zumachen. Sein Geschäftspartner, der Dresdner Werbefachmann Tom Volte, nicht, also übernahm der. Doch seit Wochen steht „Wegen Krankheit geschlossen“ an der Tür. Geöffnet wird nicht wieder, sagt Volte gestern gegenüber der SZ.

Prussak konzentriert sich jetzt auf die Weesensteiner Schlossgaststätte. Er hat sich zwar gedanklich aus Heidenau noch nicht ganz verabschiedet, ist auch weiterhin Mitglied im Zentrumsverein, macht aber erst mal einen Bogen um das Safran. So wie die meisten Leute.

Beispiel 2: Alter Bahnhof – Suchenach einem Nachfolger

Der Keil Bruno, das war eine Heidenauer Legende. Er war viele Jahre der Wirt vom Alten Bahnhof in Süd. Das Bier und das Schnitzel schmeckten, der Laden lief. Der Eigentümer war zufrieden. Auch noch, als vor über drei Jahren eine Frau die Gaststätte übernahm. „Die Pächterin hat mehrere Objekte und ist jetzt in Konkurs gegangen“, sagt der aus den alten Bundesländern stammende Eigentümer, der das Objekt vor 20 Jahren gekauft hatte. Er selbst sei inzwischen zu alt, um noch einmal eine Gaststätte zu betreiben. Deshalb sucht er einen Käufer. Einen, der vom Fach ist und der eine deutsche Gaststätte betreiben will, sagt er. „Ich werde jemanden finden.“

Das aber ist offensichtlich in Heidenau nicht ganz so einfach. „Es lohnt sich nicht“, sagt Tom Volte nach seiner Safran-Erfahrung. Obwohl Heidenau wächst, leidet die Stadt darunter, dass man in Heidenau zwar gern und gut wohnt, aber meist außerhalb arbeitet. Wer dann nach der Arbeit essen oder auf ein Bier gehen will, macht das eben in Dresden oder Pirna.

Beispiel 3: Stadtcafé – Gute Chancen

für ein Jubiläum

Doch es geht auch anders. Das Stadtcafé an der Bahnhofstraße gegenüber dem Safran gibt es seit 43 Jahren. Das ist eine Besonderheit. Eine andere ist die Tatsache, dass es in all den Jahren erst zwei Betreiber gab. 20 Jahre führte es eine Heidenauerin, seit 23 Jahren ist Ronny Hennig hier der Wirt. „Die 50 will ich schaffen“, sagt er. Die Chancen, sagt er, stünden gut.

Vielleicht auch mal wieder für eine Heidenauer Kneipennacht. Die Gastwirte im oberen Gottleubatal rund um Bad Gottleuba und Berggießhübel entdecken die Idee gerade. Hier findet am 14. November die erste derartige Nacht statt. Organisiert von den Gastwirten selbst.