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Gute Job-Aussichten im Spielzeugparadies

Das Neugersdorfer Spreequellkaufhaus hat fast 100 Jugendliche ausgebildet. Sie müssen sich auch mit Chemie auskennen.

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© Rafael Sampedro/www.foto-sampedro.de

Von Romy Kühr

Neugersdorf. Spielsachen gehen immer gut, jetzt vor Weihnachten ganz besonders. „Die Schleichtiere sind sehr beliebt“, sagt Lucas Neumeyer. Die kleinen lebensechten Tierfiguren sind sozusagen sein Spezialgebiet. Der junge Azubi lernt in der Spielzeugabteilung des Neugersdorfer Spreequellkaufhauses. Sein Chef und Inhaber, Axel Unruh, hat ihm gleich eine eigene Aufgabe zugeteilt, Lucas ist für die Schleichabteilung zuständig. „Ich kümmere mich um die Bestellungen, sorge dafür, dass alles ordentlich aussieht“, erzählt der Lehrling.

Das gehört zur Ausbildungsphilosophie des Kaufhauses: „Wir übertragen den jungen Leuten auch Verantwortung für eigene Bereiche“, erklärt Axel Unruh. Das Konzept geht auf. Diesen Herbst beging das Kaufhaus sein 25-jähriges Bestehen. In dieser Zeit sind 98 junge Leute hier ausgebildet worden. Auch aktuell lernen sechs junge Leute in dem Neugersdorfer Kaufhaus. Zwei Berufe bildet das Spreequellkaufhaus aus: Verkäufer sowie Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel. Ausgebildet wird dabei in zwei Bereichen: Bekleidung/Textil sowie die sogenannte Hartware. Damit werden Spielwaren, Schreib- und Lederwaren bezeichnet. Das Spreequellkaufhaus bildet eigene Azubis aus, ist aber auch Praxispartner bei der überbetrieblichen Ausbildung von Bildungsträgern.

Die meisten der Azubis kamen bislang aus den umliegenden Orten. Auch das sei ein Pluspunkt seines Unternehmens, sagt Inhaber Axel Unruh. „Wir können jungen Leuten vor Ort einen Ausbildungsplatz anbieten. Sie müssen nicht weit fahren oder wegziehen.“ Gerade weite Wege seien für viele schwierig zu bewältigen, denn wer von der Schule in die Lehre kommt, ist oft erst 16 oder 17 Jahre alt. Die meisten haben da noch keinen Führerschein. Wer im Spreequellkaufhaus einen Beruf lernen will, muss vor allem eine Gabe haben: gut mit Menschen umgehen können. Denn gute Beratung und der Verkauf stehen an erster Stelle. Aber auch gute Noten in Physik und Chemie sind von Vorteil. Axel Unruh erklärt, warum: „Gerade im Textilbereich muss man sich auch mit der Textilveredlung auskennen.“

Bislang hat das Kaufhaus von den knapp 100 Lehrlingen kaum welche übernehmen können. Dennoch haben alle eine Anstellung gefunden, sagt Unruh, der sich auch im Nachhinein noch nach dem Verbleib seiner ehemaligen Lehrlinge erkundigt. Die früheren Azubis arbeiten von der hiesigen Region bis nach Garmisch-Partenkirchen verstreut. „Wir haben wenig Fluktuation“, begründet Axel Unruh, dass nur wenige Azubis bisher im Kaufhaus nach ihrer Ausbildung weiter arbeiten. Viele der Mitarbeiter sind seit Anfang an dabei. Zurzeit arbeiten im Spreequellkaufhaus noch zehn Kollegen, die seit dem Start des Kaufhauses nach der Wende dort beschäftigt sind. Insgesamt arbeiten mit der Geschäftsleitung rund 30 Mitarbeiter hier. Nur zwei seien in der Zwischenzeit weggezogen, wenige in den Ruhestand gegangen, erzählt der Chef. „Jetzt gehen so nach und nach einige Kollegen in die Rente“, so Unruh. „Daher konnten wir in den letzten Jahren einige übernehmen.“

Eine von ihnen ist Lisa Kindermann. Auch sie hat mit ihren 21 Jahren schon eine eigenverantwortliche Aufgabe bekommen. Vor zwei Jahren hat sie ihre Ausbildung im Spreequellkaufhaus beendet. Neben ihrem Job in der Abteilung für Kinderbekleidung verantwortet sie nun auch die Betreuung der Azubis. „Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, macht aber auch Spaß“, sagt die junge Frau. Sie bereitet die jungen Leute, die nur wenig jünger sind, als sie selbst, auf die Prüfungen vor, vermittelt ihnen im praktischen Arbeitsalltag das nötige Wissen, beschreibt sie ihre Arbeit. Zwei ihrer Schützlinge beenden im nächsten Jahr die Lehre. Dann will das Kaufhaus auch wieder neue Azubis einstellen. Derzeit gibt es noch freie Plätze.