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Gut Göhlis-Verkauf geplatzt

Der Investor erteilt der Stadt eine Absage. Nicht mal einstige Gegner seiner Pläne bringt das zum Jubeln.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Jens Worreschk hat kein Interesse mehr am Kauf von Gut Göhlis. Das teilte der Investor gestern telefonisch der Redaktion mit. „Die Sicherheit für Nutzer und Pferde eines Reitsportzentrums kann auf Gut Göhlis nicht gewährleistet werden“, erklärte Worrschek der SZ. Zudem seien die Pläne nicht so schnell umgesetzt worden, wie er es sich gewünscht hätte. „Unser Start dort hätte sich weit ins Jahr 2017 gezogen“, so Worreschk weiter.

Wie weiter mit Gut Göhlis?

Tilo Lindner ist Riesas Baubürgermeister und hatte oft mit dem Investor zu tun: "Ich möchte noch einmal klarstellen, dass sich die Stadt nicht gegen, sondern für den Erhalt der Vereine einsetzt. Statt Gebäude, die die Möglichkeiten der Vereine überfordern, wollten wir ihnen eine ihren Bedürfnissen angepasste Liegenschaft zur Verfügung stellen. Alle Planungsschritte wurden dem Sprungbrett e.V. in der Regel tagaktuell zur Verfügung gestellt."
Tilo Lindner ist Riesas Baubürgermeister und hatte oft mit dem Investor zu tun: "Ich möchte noch einmal klarstellen, dass sich die Stadt nicht gegen, sondern für den Erhalt der Vereine einsetzt. Statt Gebäude, die die Möglichkeiten der Vereine überfordern, wollten wir ihnen eine ihren Bedürfnissen angepasste Liegenschaft zur Verfügung stellen. Alle Planungsschritte wurden dem Sprungbrett e.V. in der Regel tagaktuell zur Verfügung gestellt."
Dr. Achim Grille gehört zur Interessengemeinschaft Discgolf auf Gut Göhlis: "Der Rückzug des Investors macht die Entwicklung unseres Discgolfparcours leichter. Zurückgestellte Maßnahmen wie der Aufbau des letzten Korbes, Beschilderungen und eine Übersichtstafel können wir nun in Angriff nehmen. Außerdem können die Kinder- und Jugendarbeit sowie touristische Angebote erweitert werden. Die Suche nach einem neuen Standort bleibt uns erspart."
Dr. Achim Grille gehört zur Interessengemeinschaft Discgolf auf Gut Göhlis: "Der Rückzug des Investors macht die Entwicklung unseres Discgolfparcours leichter. Zurückgestellte Maßnahmen wie der Aufbau des letzten Korbes, Beschilderungen und eine Übersichtstafel können wir nun in Angriff nehmen. Außerdem können die Kinder- und Jugendarbeit sowie touristische Angebote erweitert werden. Die Suche nach einem neuen Standort bleibt uns erspart."
Peter Huss ist der Vorsitzende des Hundesportvereins mit Sitz auf Gut Göhlis: "Die Nachricht macht uns als Hundesportverein nicht unbedingt unglücklich. Wir wollen nun die Vernetzungen der Vereine auf dem Gut weiter auszubauen. Hierzu bedarf es aber auch städtischer Unterstützung und Planungssicherheit. Sicherheitsbedenken der Investorenfamilie sind für uns fragwürdig. Wir selbst hatten nie persönlichen Kontakt."
Peter Huss ist der Vorsitzende des Hundesportvereins mit Sitz auf Gut Göhlis: "Die Nachricht macht uns als Hundesportverein nicht unbedingt unglücklich. Wir wollen nun die Vernetzungen der Vereine auf dem Gut weiter auszubauen. Hierzu bedarf es aber auch städtischer Unterstützung und Planungssicherheit. Sicherheitsbedenken der Investorenfamilie sind für uns fragwürdig. Wir selbst hatten nie persönlichen Kontakt."
Horst Zieger aus Poppitz hat zu DDR-Zeiten Pferdesport auf Gut Göhlis betrieben: "Ich bin von der Nachricht immer noch schockiert. Der Investor hätte dafür gesorgt, das Volksgut zu retten, das immer weiter verfällt, und außerdem den Pferdesport dort wiederzubeleben. Seit 1951 wurden auf Gut Göhlis große Turniere bestritten. Und die Riesaer Reiter waren eine echte Nummer. Es ist wirklich zu schade!"
Horst Zieger aus Poppitz hat zu DDR-Zeiten Pferdesport auf Gut Göhlis betrieben: "Ich bin von der Nachricht immer noch schockiert. Der Investor hätte dafür gesorgt, das Volksgut zu retten, das immer weiter verfällt, und außerdem den Pferdesport dort wiederzubeleben. Seit 1951 wurden auf Gut Göhlis große Turniere bestritten. Und die Riesaer Reiter waren eine echte Nummer. Es ist wirklich zu schade!"
Uta Knebel ist die Fraktionschefin der Partei Die Linke im Stadtrat: "Die Stadt war nicht in der Lage, ein Gesamtkonzept aufzustellen, das auch finanzierbar gewesen wäre. Nicht die Vereine sind die Bösewichte. Die Stadt ist gut beraten, in Zukunft erst einmal alle Punkte abzuwägen, bevor ein neues Projekt öffentlich wird. Stattdessen haben wir mal wieder den dritten vor dem ersten Schritt gemacht."
Uta Knebel ist die Fraktionschefin der Partei Die Linke im Stadtrat: "Die Stadt war nicht in der Lage, ein Gesamtkonzept aufzustellen, das auch finanzierbar gewesen wäre. Nicht die Vereine sind die Bösewichte. Die Stadt ist gut beraten, in Zukunft erst einmal alle Punkte abzuwägen, bevor ein neues Projekt öffentlich wird. Stattdessen haben wir mal wieder den dritten vor dem ersten Schritt gemacht."
Axel Weinhold nutzt als Schäfer einen Stall im alten Volksgut:"Das Gute ist, dass jetzt endlich Klarheit herrscht. Sicher wäre ich auch gern in einen neuen, modernen Schafstall umgezogen. Die große Frage aber bleibt, ob der Verkaufserlös überhaupt ausgereicht hätte, um die übrigen Gebäude für die Vereine zu herzurichten. Ich hoffe, dass die Geschichte wenigstens den positiven Effekt hat, dass das Volksgut wieder mehr in den Fokus der Stadt rückt."
Axel Weinhold nutzt als Schäfer einen Stall im alten Volksgut:"Das Gute ist, dass jetzt endlich Klarheit herrscht. Sicher wäre ich auch gern in einen neuen, modernen Schafstall umgezogen. Die große Frage aber bleibt, ob der Verkaufserlös überhaupt ausgereicht hätte, um die übrigen Gebäude für die Vereine zu herzurichten. Ich hoffe, dass die Geschichte wenigstens den positiven Effekt hat, dass das Volksgut wieder mehr in den Fokus der Stadt rückt."

Baubürgermeister Tilo Linder bedauert die Absage ausdrücklich: „Der Verkauf wäre eine große Chance für die Stadt, das Gut und die dort ansässigen Vereine gewesen.“ Er könne die Entscheidung jedoch nachvollziehen: „Wenn Herr Worreschk mit seiner Familie dort leben möchte, braucht er auch die Gewähr, dass er dort gut leben kann. Schade, dass wir ihm dieses Gefühl nicht vermitteln konnten“, so Lindner. Schneller habe der Verkauf nicht ablaufen können, weil man auch für die Vereine eine gute Lösung habe finden wollen. Besonders der Fakt, dass die jetzigen Nutzer des Gutes unbedingt selbst ein Angebot für den Kauf vorlegen wollten, habe das Verfahren verlangsamt. „Man hätte sich diesen Zwischenschritt sparen und gleich eine einvernehmliche Lösung finden müssen“, meint Tilo Lindner. „Das Pfeifkonzert, mit dem Herr Worreschk in der entscheidenden Stadtratssitzung empfangen wurde, war zudem das völlig falsche Signal.“

Ohne das Geld eines Investors sehe er jedoch keine Möglichkeit, die Bausubstanz langfristig zu sichern. „Wir haben jede Menge Pflichtaufgaben zu erledigen, darunter die Sanierung mehrerer Schulen. Gut Göhlis steht auf der Prioritätenliste dabei nicht sehr weit oben. Einen Plan B, die Bausubstanz zu sichern gibt es derzeit nicht. Wenn wir die Sicherheit der Gebäude nicht mehr gewährleisten können, bleibt nur noch die Sperrung.“

Auch Andreas Näther, Vorsitzender des größten auf Gut Göhlis ansässigen Vereins Sprungbrett, entfährt kein Jubelschrei angesichts der Nachricht. „Zuletzt war ich optimistisch, dass wir eine Lösung gefunden haben, die beiden Seiten passt.“ Diese hätte aber der Stadt sehr viel Geld gekostet, was er den Verhandlungsführern der Stadt auch immer wieder gesagt habe, so Näther weiter. Nach dem Stadtratsbeschluss vom Juli hätte Worrschek die Gebäudeteile saniert und bezogen, die derzeit von Sprungbrett samt Schäferei, IG Dunkelbunt, IG Discgolf sowie dem Hundesportverein genutzt werden.

Gut bleibt Politikum

Für die aktuellen Nutzer war die Stadt gerade auf der Suche nach Ausweichquartieren, unter anderem in den maroden Gebäuden im nördlichen Teil des Gutes.

Andreas Näther kritisiert, dass nicht von vornherein eine gemeinsame Lösung gesucht wurde: „Unser Unverständnis darüber, dass die Stadt und der Investor ohne die jetzigen Nutzer geplant haben und die ersten Ausweichideen der Stadt wirklich nicht kritiklos annehmbar waren, hat erst dazu geführt, dass das ganze Thema so hochgekocht ist. Dadurch ist Gut Göhlis eine politische Bedeutung beigemessen worden, die es im Vergleich der wirklichen Probleme dieser Stadt gar nicht hat.“

Dass in naher Zukunft etwas mit dem Gut passieren muss, steht aber auch für Näther außer Frage. „Noch einmal zehn Jahre halten die Gebäude ohne Sanierung nicht mehr stand. Ob der Verkauf die optimale Lösung ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass zumindest der Stadtratsbeschluss vom Juli erhalten bleibt und die Pachteinnahmen zukünftig in die Sanierung fließen.“

Wenn Verwaltung und Stadtrat aber weiterhin der Meinung seien, dass die Sanierung dieses Denkmals nicht in städtischer Trägerschaft durchgeführt werden könne und das von den Vereinen eingereichte Sanierungskonzept weiter abgelehnt werde, sollte die Stadt überlegen, „die Immobilie mit dem jetzigen Nutzungskonzept und den bestehenden langfristigen Pachtverträgen in Absprache mit den Nutzern noch mal wirklich öffentlich auszuschreiben“. Von Bedrohungen, die es gegen Worreschk gegeben haben soll, distanziert sich Näther ausdrücklich. „Vonseiten der aktuellen Nutzer hat es so etwas nicht gegeben.“

Jens Worreschk sagte zum Abschluss, er hätte das Gut gern saniert, lasse sich aber nicht von Miesepetern treiben. „Wir bedanken uns dennoch bei der Stadtverwaltung für ihre Unterstützung.“