Von Britta Veltzke
Riesa. Jens Worreschk hat kein Interesse mehr am Kauf von Gut Göhlis. Das teilte der Investor gestern telefonisch der Redaktion mit. „Die Sicherheit für Nutzer und Pferde eines Reitsportzentrums kann auf Gut Göhlis nicht gewährleistet werden“, erklärte Worrschek der SZ. Zudem seien die Pläne nicht so schnell umgesetzt worden, wie er es sich gewünscht hätte. „Unser Start dort hätte sich weit ins Jahr 2017 gezogen“, so Worreschk weiter.
Wie weiter mit Gut Göhlis?
Baubürgermeister Tilo Linder bedauert die Absage ausdrücklich: „Der Verkauf wäre eine große Chance für die Stadt, das Gut und die dort ansässigen Vereine gewesen.“ Er könne die Entscheidung jedoch nachvollziehen: „Wenn Herr Worreschk mit seiner Familie dort leben möchte, braucht er auch die Gewähr, dass er dort gut leben kann. Schade, dass wir ihm dieses Gefühl nicht vermitteln konnten“, so Lindner. Schneller habe der Verkauf nicht ablaufen können, weil man auch für die Vereine eine gute Lösung habe finden wollen. Besonders der Fakt, dass die jetzigen Nutzer des Gutes unbedingt selbst ein Angebot für den Kauf vorlegen wollten, habe das Verfahren verlangsamt. „Man hätte sich diesen Zwischenschritt sparen und gleich eine einvernehmliche Lösung finden müssen“, meint Tilo Lindner. „Das Pfeifkonzert, mit dem Herr Worreschk in der entscheidenden Stadtratssitzung empfangen wurde, war zudem das völlig falsche Signal.“
Ohne das Geld eines Investors sehe er jedoch keine Möglichkeit, die Bausubstanz langfristig zu sichern. „Wir haben jede Menge Pflichtaufgaben zu erledigen, darunter die Sanierung mehrerer Schulen. Gut Göhlis steht auf der Prioritätenliste dabei nicht sehr weit oben. Einen Plan B, die Bausubstanz zu sichern gibt es derzeit nicht. Wenn wir die Sicherheit der Gebäude nicht mehr gewährleisten können, bleibt nur noch die Sperrung.“
Auch Andreas Näther, Vorsitzender des größten auf Gut Göhlis ansässigen Vereins Sprungbrett, entfährt kein Jubelschrei angesichts der Nachricht. „Zuletzt war ich optimistisch, dass wir eine Lösung gefunden haben, die beiden Seiten passt.“ Diese hätte aber der Stadt sehr viel Geld gekostet, was er den Verhandlungsführern der Stadt auch immer wieder gesagt habe, so Näther weiter. Nach dem Stadtratsbeschluss vom Juli hätte Worrschek die Gebäudeteile saniert und bezogen, die derzeit von Sprungbrett samt Schäferei, IG Dunkelbunt, IG Discgolf sowie dem Hundesportverein genutzt werden.
Gut bleibt Politikum
Für die aktuellen Nutzer war die Stadt gerade auf der Suche nach Ausweichquartieren, unter anderem in den maroden Gebäuden im nördlichen Teil des Gutes.
Andreas Näther kritisiert, dass nicht von vornherein eine gemeinsame Lösung gesucht wurde: „Unser Unverständnis darüber, dass die Stadt und der Investor ohne die jetzigen Nutzer geplant haben und die ersten Ausweichideen der Stadt wirklich nicht kritiklos annehmbar waren, hat erst dazu geführt, dass das ganze Thema so hochgekocht ist. Dadurch ist Gut Göhlis eine politische Bedeutung beigemessen worden, die es im Vergleich der wirklichen Probleme dieser Stadt gar nicht hat.“
Dass in naher Zukunft etwas mit dem Gut passieren muss, steht aber auch für Näther außer Frage. „Noch einmal zehn Jahre halten die Gebäude ohne Sanierung nicht mehr stand. Ob der Verkauf die optimale Lösung ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass zumindest der Stadtratsbeschluss vom Juli erhalten bleibt und die Pachteinnahmen zukünftig in die Sanierung fließen.“
Wenn Verwaltung und Stadtrat aber weiterhin der Meinung seien, dass die Sanierung dieses Denkmals nicht in städtischer Trägerschaft durchgeführt werden könne und das von den Vereinen eingereichte Sanierungskonzept weiter abgelehnt werde, sollte die Stadt überlegen, „die Immobilie mit dem jetzigen Nutzungskonzept und den bestehenden langfristigen Pachtverträgen in Absprache mit den Nutzern noch mal wirklich öffentlich auszuschreiben“. Von Bedrohungen, die es gegen Worreschk gegeben haben soll, distanziert sich Näther ausdrücklich. „Vonseiten der aktuellen Nutzer hat es so etwas nicht gegeben.“
Jens Worreschk sagte zum Abschluss, er hätte das Gut gern saniert, lasse sich aber nicht von Miesepetern treiben. „Wir bedanken uns dennoch bei der Stadtverwaltung für ihre Unterstützung.“