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Gut gepolstert ins Rennen

Wenn am Wochenende die Oldtimer an den Start gehen, gewinnt nicht unbedingt der schnellste Fahrer.

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© Sebastian Schultz

Von Julia Solinski

Riesa. Es ist ein ungewohnter Anblick: An jedem Baum, jedem Verkehrsschild und jedem Zaun entlang der Straßen zwischen Mautitz, Groptitz und Weida sind Strohsäcke befestigt. An einigen Bäumen lehnen sogar Matratzen. „Schön muss es nicht sein, nur halten“, sagt Thomas Macioschek fast entschuldigend. Gemeinsam mit einem halben Dutzend Helfern ist der groß gewachsene Mann die Strecke mit einem Lkw voll Strohsäcken abgefahren.

Der 38-jährige Schornsteinfeger leitet die Streckensicherungsarbeiten für das 10. Weidaer Dreieck.

Zufälligerweise fällt die alljährliche Oldtimer-Rallye für Zwei- und Dreiräder in diesem Jahr mit dem Riesaer Stadtfest zusammen. Wenn sich am Wochenende Budenzauber und Jahrmarktsatmosphäre in Riesas Innenstadt ausbreiten, werden nur wenige Kilometer entfernt rund 200 Motorräder und Mopeds einrollen. Kein Karussellgebimmel, sondern Motorengeräusche werden dann über das Land dröhnen.

Der Geruch von Benzin

Statt süßem Zuckerwatteduft wird der Geruch von Benzin und verbranntem Gummi in der Luft hängen. „Das ist hier schon etwas besonderes“, meint Thomas Macioschek nicht ohne Stolz. Schließlich hat Motorradsport in Riesa Tradition: Schon sein Vater fuhr hier 1969 sein erstes Rennen, „Rundstrecke, den Humboldtring entlang“, erzählt Hans-Jürgen Macioschek. Anders als damals geht es heutzutage aber nicht mehr darum, als erster ins Ziel zu kommen. Es gewinnt, wer dieselbe Strecke mehrmals in gleichbleibender Geschwindigkeit fährt. Transponder an den startenden Zwei- und Dreirädern messen bis auf die 100-stel Sekunde, wer seine Geschwindigkeit am besten halten kann.

„Wir wollen die alten Maschinen ja nicht überfordern“, erläutert Organisator Hans-Jürgen Macioschek. Das älteste Motorrad ist eine „Wanderer“ aus dem Jahr 1920. Keine Maschine darf jünger als Baujahr 1985 sein.

Angemeldet haben sich rund 170 Fahrer. Die meisten reisen aus Deutschland an, einige kommen aber auch aus der Schweiz, Österreich, Tschechien und Frankreich. Sie alle treten in sechs Klassen um zwei Preise an: den alljährlichen Rundstreckenpreis und, in diesem Jahr erstmalig, den Bergpreis. Der Aufwand für die Vorbereitungen sei enorm, aber Hans-Jürgen Macioschek sieht darin mehr als nur Fansport: „Wir machen das nicht nur für uns, sondern auch für die Riesaer“.