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„Gut für den Erosionsschutz“

Janine Pfeifer vom Verein für Biomasse erklärt Vorteile von Energieholz. In Obercarsdorf trifft sich bald die Fachwelt.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Obercarsdorf. In zwei Wochen findet in Obercarsdorf der sächsische Bioenergietag statt, veranstaltet vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Daran ist auch der „Verein zur Förderung von Biomasse und nachwachsenden Rohstoffen“ beteiligt. Die Sächsische Zeitung traf Janine Pfeifer vom Verein auf seinem Versuchsfeld am Weidegut in Colmnitz.

Frau Pfeifer, wir stehen hier mitten in jungen Pappeln. Ist das hier Wald oder Acker?

Das ist ein Acker, genauer eine Kurzumtriebsplantage. Hier wachsen sieben verschiedene Sorten Pappeln, sechs verschiedene Weiden, Rohrglanzgras und die „Durchwachsene Silphie“, eine Staudenart.

Was unterscheidet das Feld von Wald?

Die schnellen Erntezyklen. Unser Verein hat das Feld 2007 angelegt und seitdem schon zweimal geerntet. Daher spricht man ja von Kurzumtrieb. Außerdem ist die Fläche gesetzlich als Acker eingestuft. Landwirte bekommen für solche Pflanzungen die Flächenförderung. Kurzumtriebsplantagen werden bei der Landwirtschaftsförderung auch als ökologische Vorrangflächen anerkannt.

Wozu wird eine Pappel schon geerntet, die erst wenige Jahre alt ist?

Pappeln oder Weiden werden zu Hackschnitzel oder Pellets verarbeitet und als Heizmaterial eingesetzt. Die Silphie ist eine Energiepflanze, die in der Biogasanlage verwertet wird und genauso viel Energie enthält wie Mais.

Gibt es Gründe, sie dem Mais vorzuziehen?

Ja, mehrere. Es ist eine mehrjährige Pflanze, die aus den Wurzeln jedes Jahr neu austreibt und geerntet wird. Das verzweigte Wurzelwerk verhindert, dass der Boden wegrutscht. Das ist gut für den Erosionsschutz. Außerdem nimmt sie minimal Schwermetalle aus dem Boden auf. Deswegen ist sie beispielsweise für Bergbaufolgelandschaften im Erzgebirge interessant. Und sie blüht, damit gibt sie Bienen Nahrung.

Wenn auf Ackerboden Holz angebaut wird, geht das nicht auf Kosten der Nahrungsproduktion?

Kurzumtriebsplantagen eignen sich für bestimmte Standorte. Auf einem guten Acker wird jeder Landwirt weiterhin Getreide oder Raps anbauen. In dem Betrieb, in dem ich arbeite, haben wir eine Kurzumtriebsplantage auf eine Fläche gepflanzt, die viel Steine hat und sehr der Erosion ausgesetzt war. Wegen der Steine war sie schwierig zu bearbeiten und wegen der Hanglage ist dort bei Starkregen immer wieder der Boden ins Dorf geschwemmt worden. Das ist jetzt vorbei.

Wie werden solche Plantagen geerntet?

Dafür gibt es Spezialtechnik. Im Prinzip funktioniert es wie ein Häcksler, der die Bäume gleich zu Hackschnitzel verarbeitet. Man kann die Bäume auch für die Papierindustrie länger wachsen lassen, bis zu zwanzig Jahren. Dann wird Technik aus dem Forst eingesetzt, beispielsweise Harvester.

Was ist das Ziel ihres Vereins?

Wir wollen diese einheimische Energiequelle bekannter machen und dazu beitragen, dass sich auch in der Region Abnehmer finden.

An wen denken Sie dabei?

Kommunen kämen infrage, wenn sie beispielsweise für eine Kita eine neue Heizungsanlage planen oder Mehrfamilienhäuser.

Wie verbreitet sind solche Kurzumtriebsplantagen in der Region?

Im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind mir drei bekannt. Unser Sortengarten in Colmnitz, eine Fläche von 1,2 Hektar in Kreischa und der Bioenergiehof Böhme in Obercarsdorf, mit rund 23 Hektar einer der größten Energiewaldanbauer in Sachsen.

Sächsischer Bioenergietag am 16. September ab 10 Uhr im Gasthof Obercarsdorf, 14 Uhr Betriebsführung Bioenergiehof Böhme. Anmeldung bis 10. September.

Kontakt per Telefon unter 035242 6317204.

Janine Pfeifer stammt aus Tharandt. Sie hat in Kassel Ökologische Landwirtschaft (Bachelor) studiert und einen Master in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz angeschlossen. Anschließend arbeitete die heute 30-Jährige beim Biomasse-Verein in der Öffentlichkeitsarbeit. Seit diesem Jahr ist sie bei der Agrargenossenschaft Bergland Clausnitz angestellt.