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Gülle-Gestank nervt die Anwohner

Der ganze Ort riecht nach Rinderdung, schimpfen die Lorenzkircher. Die Kritik ist ungerecht, findet dagegen der verantwortliche Betrieb.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Lorenzkirch. Es stinkt gewaltig in Lorenzkirch. Und das ist nicht sprichwörtlich gemeint. Die Anwohner beschweren sich vielmehr über einen stechenden Geruch, der ihnen seit Tagen die Tränen in die Augen treibe. Der Grund: Auf den Elbwiesen wurde seit der vergangenen Woche Gülle breitgefahren. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, doch so intensiv habe es schon lange nicht mehr gestunken. Die Fenster zum Lüften öffnen oder gar Wäsche zum Trocknen raushängen, sei nicht mehr möglich. Man werde sogar von Arbeitskollegen angesprochen, dass man stinke, beschwert sich ein Anwohner. Diese extremen Gerüche über Tage hinweg seien nicht hinnehmbar, sagen sie und haben in den vergangenen Jahren auch schon bei den Behörden um Hilfe gebeten. Ohne Ergebnis.

Üblicherweise wird die Gülle mit dem Prallteller über das Gras verschleudert.
Üblicherweise wird die Gülle mit dem Prallteller über das Gras verschleudert. © Sebastian Schultz

„Geruchsbelästigungen bei Gülleausbringung lassen sich nicht vermeiden“, sagt Anne Matthies-Umhau vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Um die Geruchsbelästigung so gering wie möglich zu halten, sei die Gülle bei unbestelltem Ackerland zwar unmittelbar nach der Ausbringung einzuarbeiten. Bei Grünland wie den Elbwiesen bestehe allerdings keine Einarbeitungspflicht, um den Aufwuchs nicht zu schädigen.

Trotzdem könnten die Lorenzkircher aufatmen, denn auf Grünland und mehrjährigem Feldfutterbau dürfe nur bis zum 31. Oktober Gülle ausgebracht werden. Die Sperrfrist beginnt am 1. November und endet am 31. Januar, informiert Anne Matthies-Umhau über die Sperrzeiten, die mit dem erst im Mai in Kraft getretenen, novellierten Düngegesetz deutlich erweitert worden sind. „Ansprechpartner bei einem Verdacht auf Verstoß gegen das Düngegesetz sind unsere Außenstellen. Zeithain fällt in den Zuständigkeitsbereich unserer Informations- und Servicestelle Großenhain“, sagt sie. Dorthin könnten sich auch die Lorenzkircher bei Problemen wenden.

Beim Verursacher des Gestanks, dem Kreinitzer Milchviehhof Moddemann, reagiert man zunächst erstaunt über die Beschwerden. „Wir wollen keinen Unmut erzeugen und würden uns wünschen, erster Ansprechpartner bei solchen Beschwerden zu sein“, sagt Geschäftsführerin Carola Moddemann. Sie wirbt allerdings auch um Verständnis. „Wir haben hier Milchtiere, und müssen die Gülle ausfahren. Tierhaltung stinkt nun mal“, sagt sie.

Sie hofft, dass der Regen der vergangenen Tage den Gestank in Lorenzkirch vermindert hat. Und ab Mittwoch habe sich das Thema aufgrund der gesetzlichen Fristen sowieso erledigt. Carola Moddemann machte allerdings auch deutlich, dass der Rinderdung der natürlichste Dünger und gut für die Elbwiesen sei. Sie baut deshalb auch in Zukunft auf das Verständnis der Lorenzkircher für die Landwirtschaft und den Milchviehhof aus dem Nachbardorf.