Merken

Guck mal, was da sprießt

In den Wäldern der Sächsischen Schweiz sind derzeit viele Pilzsammler unterwegs. Doch nicht jeder Fund ist genießbar.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Katarina Gust

Die vielen Autos am Waldrand kündigen es an. In und um Sebnitz sprießen wieder Pilze. Doch welche von ihnen sind genießbar? Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt seinen Fund von einem Pilzberater untersuchen. Eine von ihnen ist Heidrun Wawrok. Die Pirnaerin weiß, welche Pilze in die Pfanne dürfen und welche im Wald stehenbleiben sollten.

In welchen Gegenden der Sächsischen Schweiz aktuell die meisten Speisepilze sprießen, darauf will sich die Pilzberaterin nicht festlegen. „Das ist jedes Jahr unterschiedlich, je nach Wetter“, erklärt Heidrun Wawrok. Die langanhaltende Trockenheit im Sommer sei jedoch zu spüren. In Wäldern, die von Gräben durchzogen sind, könnten Sammler in diesem Herbst mehr Glück haben. Denn dort sammle sich das Wasser. Am Ende sei es jedoch auch Glückssache. „Pilze sind sehr eigenwillig“, weiß die Pirnaerin. Jahrelang könnten sie an einem bestimmten Fleckchen wachsen, dann plötzlich nicht mehr. Da helfe nur eines: Selbst in den Wald gehen und gucken.

In dieser Saison hat die Pilzexpertin besonders viele Perlpilze, auch Fleischchampignons genannt, entdeckt. Auch der flockenstielige Hexen-Röhrling landete bei ihr schon häufiger im Korb. Letzterer ist roh zwar unverträglich, gekocht gilt er jedoch als leckerer Speisepilz. Zu den bekanntesten Pilzen, die in der Sächsischen Schweiz vorkommen, zählt aber ein anderer: der Steinpilz. Auch Pfifferlinge gedeihen in den teils sandigen Böden gut. Bei Sammlern sind beide Sorten sehr beliebt.

Steinpilze nur für den Eigenbedarf

„Die meisten wissen jedoch nicht, dass Pfifferlinge und Steinpilze unter Naturschutz stehen“, sagt Heidrun Wawrok. Sie dürfen deshalb zwar trotzdem abgeschnitten werden. Allerdings nur für den Eigenbedarf. Das entspricht in der Regel einem Kilogramm pro Person. Wenn besonders eifrige Sammler gleich kiloweise Steinpilze aus den Wäldern schleppen, kann Heidrun Wawrok daher nur den Kopf schütteln. Und das passiere öfter. Manche würden ihre Funde fotografieren und damit im Internet prahlen. Meist jedoch wohl aus Unwissenheit. Der Expertin ist es deshalb wichtig, Menschen aufzuklären.

Und mit einigen Gerüchten aufzuräumen. Zum Beispiel, dass in Ostsachsen Satanspilze wachsen. Immer wieder werde behauptet, dass der Giftpilz, der einen blutroten Stiel hat, gefunden worden sei. „Dabei wächst der Satanspilz nicht in unserer Region“, ist Heidrun Wawrok überzeugt. Zumindest hätte ihr noch nie ein Sammler ein Exemplar zeigen können. Sie glaubt, dass die Sorte vielmehr mit dem ähnlich aussehenden Schönfußröhrling verwechselt wird. „Der häufigste Giftpilz im Kreis ist jedoch der Karbol-Champignon, auch Giftchampignon genannt“, erzählt die Pilzberaterin. Dieser sehe einem essbaren Champignon zum Verwechseln ähnlich. Und wachse auch noch auf gleichem Territorium: in Gebüschen und Gärten. Beide rein äußerlich zu unterscheiden, das sei für Laien schwer. Wer Zweifel hat, kann zum Messer greifen und die Stilbasis anschneiden. Beim Giftpilz verfärbt sich diese chromgelb. Der bekannte und äußerst giftige Grüne Knollenblätterpilz wachse in hiesigen Gefilden dagegen nicht so häufig.

Heidrun Wawrok hat schon in viele Körbchen schauen dürfen. Sie kommt aber nicht nur zum Einsatz, wenn es um Waldpilze geht. Die Pirnaerin wurde schon zu Kitas gerufen, auf deren Gelände „komische, weiße“ Pilze entdeckt wurden. Diese waren hochgiftig. „Man sollte Kindern so zeitig wie möglich eintrichtern, nie Pilze zu essen“, betont sie. Schon ihre Eltern hätten ihr das eingebläut. Auch von Bären, die an Sträuchern wachsen, sollten Kinder grundsätzlich die Finger lassen, rät die Expertin. Kinder mit zum Pilzesammeln zu nehmen, dagegen spreche jedoch nichts. Ganz im Gegenteil. „Man sollte sein Wissen unbedingt an die nächste Generation weitergeben.“ Das klappe laut Heidrun Wowrak im ländlichen Raum von Natur aus besser, als in größeren Städten.