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Kreisrat kritisiert Aus des Fahrgastbeirates

Sebastian Walter vermutet Kalkül hinter der Entscheidung des Verkehrsverbundes. Dieser hält jedoch dagegen.

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© Archiv/André Braun

Mittelsachsen. Die überraschende Auflösung des Fahrgastbeirates des Verkehrsverbundes Mittelsachsen (VMS) haben die mittelsächsischen Grünen „mit großer Verwunderung“ aufgenommen. Das teilte Sebastian Walter, Grünen-Kreisrat, Verkehrspolitiker und Mitglied im Beirat Schülerbeförderung des VMS, mit. Er vermutet Kalkül: „Offensichtlich sollen mit der Abschaffung des Fahrgastbeirates kritische Stimmen totgeschwiegen werden. Ich erlebe seit Monaten, wie etwa zwischen Chemnitz und Leipzig ständig Züge ausfallen. Anstatt einmal die Fehler abzustellen, wird den Kritikern der Ton abgedreht.“ Die Geschäftsführung des VMS müsse sich ernsthaft fragen lassen, „ob sie ihr Angebot verbessern oder weiter herumwurschteln will wie in den letzten Jahren“. Fahrgastforen könnten daher nur ein ergänzendes Element der Beteiligung sein, aber nicht die dauerhaft fachlich arbeitenden Gremien liquidieren. „Nur wenn wir die Fahrgäste fachlich einbinden, erreichen wir einen besseren Nahverkehr, nicht mit Alibi-Beteiligung“, so Sebastian Walter.

Der ehemalige Fahrgastbeirat ist 2003 von 13 Mitgliedern gegründet worden. Dies waren sowohl Privatpersonen als auch Personen von Interessengruppen aus dem Verbundgebiet. „Seine Aufgabe war es, Fahrgastanliegen vorzutragen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen beziehungsweise den VMS über Probleme zu informieren“, erklärte VMS-Sprecherin Jeanette Kiesinger auf DA-Nachfrage. Es habe regelmäßige Sitzungen gegeben, an denen auch Mitarbeiter des VMS teilnahmen.

Grundsätzlich habe der Fahrgastbeirat keinesfalls schlechte Arbeit geleistet. Seine Aufgaben würden demzufolge nicht wegfallen. Vielmehr solle nun allen Fahrgästen die Möglichkeit gegeben werden, Lob, Kritik, Anregungen sowie Vorschläge im persönlichen Gespräch an den VMS heranzutragen. „Inwiefern sich der Versuch, den engeren Kreis auf alle Fahrgäste auszuweiten, als gelungen herausstellt, werden die zukünftigen Veranstaltungen zeigen“, so Jeanette Kiesinger. Anliegen, die durch die jeweiligen Verkehrsunternehmen selbst geklärt werden müssen, wie zum Beispiel Kritik an Zugausfällen, würden durch den VMS an die entsprechenden Partner weitergegeben.

Jeanette Kiesinger nimmt Stellung zur Anfrage von Kreisrat Sebastian Walter und dem Beispiel von vermeintlich „zahlreichen Ausfällen“ auf der Linie RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig: „Eine Überprüfung der Ausfälle von Zugleistungen auf dieser Strecke ergibt eine Zahl von insgesamt 17 Zügen in den vergangenen vier Wochen.“ 36 Züge verkehren insgesamt montags bis sonnabends zwischen den beiden Großstädten. Das macht insgesamt 144. „Gemessen daran, sind 17 für diesen Zeitraum eine zwar manchmal vermeidbare, aber dennoch geringe Zahl von Ausfällen“, ergänzte sie. In den meisten Fällen sei zudem ein Busnotverkehr eingesetzt worden, um die Fahrgäste von A nach B zu bringen. Walters Beispiel zeuge „von einer unzulänglichen Recherche“. „Wir sind darüber hinaus recht erstaunt über Herrn Walters Argumentation, da er sich unseres Wissens nach in den vergangenen Jahren weder an der Arbeit des Fahrgastbeirates noch an einer der öffentlichen Verbandssitzungen des Zweckverbandes Verkehrsverbund Mittelsachsen beteiligt hat – geschweige denn jemals selbst an uns herangetreten ist.“ Walter sei deshalb eingeladen, „sich zukünftig an unseren Fahrgastforen zu beteiligen, um sich damit eine Meinung bilden zu können, die weniger auf Mutmaßungen und Erfindungen beruht, sondern sich stattdessen auf dem festen Fundament eigener Erfahrung aufbaut“, so Jeanette Kiesinger. (DA/sol)