Merken

Grüne Ecke wird zur grünen Mitte

Nach Bürgerprotesten hat ein Investor in Dresden-Friedrichstadt noch einmal umgeplant. Für mehr Grün gibt es weniger Wohnraum. Bäume fallen trotzdem.

Teilen
Folgen
© wtr-Architekten

Von Nora Domschke

Dresden. Heinrich Nenninger ist froh, dass sich die Dresdner gewehrt haben. Denn auch er hätte das große Einkaufszentrum an der Friedrichstraße nicht bauen wollen, sagt er. Mit seiner Unternehmensgruppe Bauwi hat Nenninger mehrere Grundstücke auf dem Areal zwischen Seminar-, Weißeritz- und Friedrichstraße gekauft.

Noch in diesem Jahr könnten die Bauarbeiten starten. Die kleine Gruppe von Birken muss den Neubauten allerdings weichen.
Noch in diesem Jahr könnten die Bauarbeiten starten. Die kleine Gruppe von Birken muss den Neubauten allerdings weichen. © René Meinig

An der Seminarstraße werden bereits Wohnhäuser errichtet – nun will Nenninger auch den Bereich an der Friedrichstraße bebauen. Dass die Idee seines Vorgängers Heinz Nettekoven, der an dieser Stelle eine riesige Einkaufspassage plante, nicht aufging, lag vor allem an den wehrhaften Anwohnern in der Friedrichstadt.

Mehr als 1 500 Menschen unterschrieben 2015 eine Petition, in der eine Bürgerinitiative forderte, das als Grüne Ecke bekannte Areal zu erhalten. Im selben Jahr wurden 300 Stellungnahmen zu diesem Bauvorhaben beim Stadtplanungsamt eingereicht. Für Kritik sorgte das große Parkdeck auf dem Dach des Einkaufszentrums. Nenninger nutzte den Protest und plante das Projekt 2016 komplett um. Anstatt einer geschlossenen Passage sollen nun im Erdgeschoss der Blockrandbebauung kleine Läden entstehen. In den Etagen darüber sind bis zu 140 Wohnungen geplant. Die Entwürfe des Dresdner Architekten Martin Richter kamen gut an, als er sie den Bürgern vorstellte. Dennoch blieben Fragen offen – auch die, was genau mit den Bäumen passiert, die auf dem Grundstück stehen.

Drogeriemarkt gewünscht

Richter plant einen grünen Innenhof sowie einen öffentlichen Zugang von der Friedrichstraße aus, der ebenfalls mit Bäumen bepflanzt werden soll. Fest steht, dass die Baumgruppe im hinteren Bereich erhalten werden kann. Die Bäume im Randbereich – darunter das kleine Birkenwäldchen und die stattliche Pappel – müssen allerdings fallen. Grund dafür ist die vom Stadtplanungsamt gewünschte Bebauung an den Außenseiten des Areals. Sie orientiert sich am ursprünglichen Bild der Friedrichstraße und Weißeritzstraße. Bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die geschlossene Häuserzeile zerstört.

Damit der Innenhof künftig auch wirklich den Namen „Grüne Mitte“ vedient, wie Architekt Richter ihn bezeichnet, verzichtet Nenninger dort nun auf einen Neubau. „Dadurch vergrößert sich die Fläche des kleinen Parks um ein Drittel“, erklärt der Bauherr. Demnächst werde ein Landschaftsarchitekt damit beauftragt, ein Konzept für die Gestaltung der Grünanlagen zu erarbeiten. Nenninger verspricht, dass dabei auch die Dresdner ein Wörtchen mitreden können. So wird es einen Workshop geben, an dem sich die Bürger beteiligen können, sagt der Investor.

Nenninger hofft, dass die Bauarbeiten an der Grünen Ecke im Herbst starten können. Derzeit gibt es in Bezug auf Fassaden und Kubatur der Neubauten noch Abstimmungen mit der Stadtverwaltung. Im Rahmen eines Fassadenwettbewerbs werden fünf Architekturbüros Entwürfe abliefern. Sobald Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) einem der Entwürfe zustimmt, wird der Bauantrag eingereicht.

Derzeit ist Nenninger im Gespräch mit potenziellen Betreibern der Geschäfte. Auf der rund 800 Quadratmeter großen Supermarktfläche könnte ein Edeka- oder ein Rewe-Markt einziehen. Ob es auch einen Drogeriemarkt geben wird, ist derzeit noch offen. Anwohnerin Alina Hermann würde sich darüber jedenfalls freuen. Die 27-Jährige ist erst vor Kurzem mit ihrem Baby in einen Neubau direkt neben der Grünen Ecke eingezogen. „Um in einem Drogeriegeschäft einzukaufen, muss ich jetzt ins Zentrum fahren“, sagt die junge Mutter. Für die Familien im Stadtteil wäre ein solches Angebot im Wohnviertel wünschenswert. Heinrich Nenninger freut sich über diesen Hinweis. Eine feste Zusage kann er dafür allerdings noch nicht geben.