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Gründerzeit am Wettiner Platz

An der Schweriner Straße verschwindet die letzte Baulücke. Wohnungen, Läden und ein Hotel sind geplant.

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© Visualisierung: REVITALIS/cube viz

Von Sandro Rahrisch

In 190 Tagen fällt der Vorhang. Mit einer Premierenfeier wird das neue Kulturkraftwerk am Wettiner Platz eröffnet. Das Theaterzentrum ist allerdings nur ein Baustein, der das Viertel zwischen Postplatz und Bahnhof Mitte in den nächsten zwei Jahren stark verändern wird.

In der alten Heizzentrale entstehen Ateliers und Arbeitsplätze für Künstler und Gründer.
In der alten Heizzentrale entstehen Ateliers und Arbeitsplätze für Künstler und Gründer. © Rahrisch

Bis 2018 soll die Schweriner Straße einen Teil ihres gründerzeitlichen Charakters zurückerhalten, der im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört worden war. Die meisten Häuser hielten den Luftangriffen damals nicht stand. Zwar wurde Anfang der 60er-Jahre die dichte Bebauung mit DDR-Wohnblöcken wiederhergestellt. Allerdings ließ die Woba die Häuser 2005 abreißen. Auf dieser Brache will der Hamburger Projektentwickler Revitalis Real Estate nun einen siebengeschossigen Riegel mit 169 Wohnungen und 126 Hotelzimmern bauen. Das Unternehmen hat bereits das Prager Carrée am Wiener Platz gebaut.

Gegen eine einheitliche Fassade an der Schweriner Straße hatte sich der Investor bereits früh ausgesprochen. Immerhin ist diese Seite etwa 150 Meter lang. Der Entwurf sieht eine kleinteilige Gestaltung vor und orientiert sich an den noch vorhandenen Gebäuden im Gründerzeitstil, sagt Unternehmenssprecherin Svea Hoffmann. Auf den Dächern sind Gauben geplant. Mit der Stadt wird derzeit noch abgestimmt, welche Materialien bei den Fassaden eingesetzt werden.

Während die Wohnungen zur Schweriner Straße hin ausgerichtet sind, wird das Hotel an der Seite zum Wettiner Platz hin entstehen – vis-á-vis zum neuen Kulturkraftwerk. Revitalis spricht von einem Boutique-Hotel, das – anders als große Hotels – individuell gestaltet wird. Welche Sterne-Kategorie die Herberge erhalten wird, steht noch nicht fest. Dazu befindet sich Revitalis noch in Verhandlungen.

Tiefgarage nur für Mieter

Am Wettiner Platz geht es dann auch in die Tiefgarage hinunter. Geplant sind 153 Stellplätze, die den Mietern vorbehalten sein werden. Außerdem sind bis zur Ecke Schweriner Straße Ladenflächen im Erdgeschoss vorgesehen. Im Entwurf ist ein Café angedacht. Entlang der Schweriner Straße wird es allerdings keine Geschäfte geben. Das wäre für diesen Bereich zu viel Einzelhandel, so Hoffmann. Außerdem ist die Altmarkt Galerie nur zehn Gehminuten entfernt. Wohnungen hätte sich Revitalis an der Schweriner Straße auch ohne das Kulturkraftwerk vorstellen können. Der Umzug der Staatsoperette und des Theaters Junge Generation an den Wettiner Platz habe jedoch den Ausschlag gegeben, an dieser Stelle ein Hotel zu bauen. Die beiden Theater erhoffen sich durch den Umzug ins Zentrum mehr Zuschauer von auswärts. So ist bereits in Österreich und der Schweiz sowie auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) für die Eröffnung des Kraftwerks geworben worden.

Mit dem neuen Riegel entsteht ein Hinterhof, in dem der Projektentwickler drei einzeln stehende Häuser mit begrünten Dächern errichten möchte. Im Oktober sollen die Arbeiten am Quartier beginnen, je nachdem, wie schnell die Stadtverwaltung den Bauantrag genehmigt. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2018 geplant.

Gründerzeitstimmung herrscht derzeit auch nur wenige Meter weiter am Wettiner Platz. Für den Dresdner Verein Neonworx wird vor dem Theaterneubau die alte Heizzentrale für Künstler und Gründer ausgebaut. Bis Mitte 2017 sollen auf 1 700 Quadratmetern Arbeitsräume für die Kreativwirtschaft entstehen. Ohne dabei den alten Industriecharme zu beseitigen, betont Vorstand Aram Haydeyan. Die Decken des Zweigeschossers sind nicht vollständig durchgezogen, sodass die Künstler auf Galerien arbeiten werden.

Eigentlich sollte die Sanierung auf das Mindeste beschränkt werden. Doch vor wenigen Wochen zeigte sich, dass die alten Milchglasfenster in so einem schlechten Zustand sind, dass sie nun durch getönte Scheiben ersetzt werden. In zwei bis drei Monaten wird dann der Trockenbau starten, sagt Haydeyan. Derzeit werde zusätzlich der Lärmschutz geprüft. Denn die Flächen, die der Verein an Künstler stunden-, tage- und monatsweise weitervermietet, soll auch für Veranstaltungen wie Ausstellungen genutzt werden.