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Grün ist das neue Weiß

Die Aussichten auf Schnee am Heiligen Abend in Görlitz sind mau. Aber festlegen wollen sich die Experten noch nicht.

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© Pawel Sosnowski

Von Matthias Klaus

Im Jahr 2001 hatte es  Helge Friedrich ganz schön erwischt. Der Dresdner war Weihnachten zum Dienst in die Wetterwarte nach Görlitz mit dem Auto unterwegs – und sah sich plötzlich mit unerwartet viel Schnee konfrontiert. „Ich erinnere mich noch an die Fahrt“, sagt er. Der direkte Weg nach Görlitz blieb ihm versagt, der Leiter der Wetterwarte musste einen Umweg über Niesky nehmen.

Das ist nun schon 15 Jahre her. Seit 2001 gab es nur an wenigen Weihnachtstagen noch weiße Weihnacht in Görlitz. Jens Blaschke von der Wetterwarte in Görlitz hat seit 1967 genau nachgemessen, Weihnachten, jeden Morgen 7 Uhr. Die letzte nennenswerte Schneedecke gab es demnach 2010 mit immerhin 28 Zentimetern am zweiten Weihnachtsfeiertag. Das ist nach den Messungen der Wetterwarte auch der Rekord in den vergangenen 49 Jahren. 2016 wird der wohl nicht eingestellt oder gar übertroffen werden. Vorhersagen macht Stationsleiter Helge Friedrich in Görlitz zwar nicht, sieht die Lage aber eher skeptisch für Freunde der weißen Weihnacht. In zehn Tagen, am Heiligen Abend, wird es wohl in und um Görlitz eher grau und grün sein.

Schuld sind Uwe, Valentin und Wolfgang. Die drei Hochdruckgebiete haben es sich um und über der Region bequem gemacht. Sie sorgen für die eher herbstlich kühle, nebelige Witterung. Dreimal Hochdruck bedeutet: Es tut sich einfach nichts in der Wetterküche. Bisher jedenfalls. Denn seit Dienstag sind die Meteorologen vorsichtig optimistisch, dass vielleicht hier und da doch noch ein paar Flocken fallen könnten. Bisher gibt es allerdings nur Prognosen bis zum 23. Dezember. Und die sehen mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit so aus, dass das Wetter bleibt, wie es ist. Aber: Anfang, Mitte kommender Woche könnte es sein, dass uns ein sogenannter Kaltluftpfropfen aus dem Osten erreicht. Der wiederum würde die Chancen auf Schnee bis ins Flachland erhöhen. Doch je nach Modellrechnung kann es auch sein, dass die Frostluft über dem Balkan hängenbleibt. Seriöse Temperaturprognosen für Heiligabend sind jedenfalls noch nicht möglich.

Helge Friedrich lässt das alles in diesem Jahr kalt. Zwar muss die Wetterwarte in Görlitz rund um die Uhr im Schichtdienst besetzt sein. „Aber Weihnachten habe ich in diesem Jahr frei“, schmunzelt der Stationsleiter. Insofern könnte er sich mit ein bisschen Weiß durchaus anfreunden.

Pro & Contra