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Lakomy-Premiere auf der Felsenbühne

Die Landesbühnen inszenieren ein neues Lakomy-Musical – eine Uraufführung.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Sächsische Schweiz. Ich, ich, ich bin der Mächtigste!“ Freudetrunken wartet Gru-Gru darauf, dass die Sonne über dem Horizont erscheint. Mit drei Pfeilen will er sie herunterschießen, dann wird sie ihm gehören. In seinem Vulkankrater will er das Licht der Welt einsperren und darüber bestimmen, für wen die Sonne scheinen darf. Der Bösewicht ist so gierig, dass er sogar seine Verbündeten, den Haifischgeneral Messerzahn und den Höllenfürsten Lichterloh, übers Ohr haut.

Am Montag traf Regisseurin Katrin Wolfram (links) die Autorin Monika Ehrhardt in Rathen.
Am Montag traf Regisseurin Katrin Wolfram (links) die Autorin Monika Ehrhardt in Rathen. © Thomas Morgenroth

Aber Gru-Gru hat seine Rechnung ohne Benjamin und Quingel gemacht, die von Kiki, dem Sonnenstrahl, alarmiert werden und mit ihm auf den Meeresgrund und in die Hölle reisen, um die Sonne zu retten. Schon zweimal haben sie Gru-Gru besiegt, als er das Wasser und die Farben stehlen wollte, um sich zum Herrscher der Welt aufzuschwingen. Ob es ihm diesmal gelingt, erfahren Kinder wie Erwachsene in dem Familienmusical „Die Sonne“ auf der Felsenbühne Rathen, das am Donnerstag seine Uraufführung erlebt. Die turbulente Geschichte beschließt die Trilogie „Die Erde soll ein Garten sein“ von Reinhard Lakomy und Monika Ehrhardt. Begonnen mit „Der Wasserkristall“ und fortgesetzt mit „Der Regenbogen“, ist im vergangenen Jahr nun „Die Sonne“ als letzter Teil auf CD erschienen. Jetzt kommen die neuen Geschichtenlieder erstmals auf die Bühne – und wie: Katrin Wolfram inszeniert mit rund 35 Mitwirkenden im Alter zwischen sieben und siebzig Jahren ein rauschendes Fest mit Musik, Gesang, Tanz, Slapstick und Abenteuer.

Dank der märchenhaften Ausstattung von Katharina Lorenz mit farbenfrohen Kulissen, aber vor allem mit atemberaubenden Kostümen und Masken ist das Stück auch ein Genuss für das Auge. Da treten strickende Nixen auf, eine allerliebste Spatzenschar, eine kunterbunte Scheuche, eine höllische Großmutter oder der Goldfisch Glückele mit Nemo und Dorie. Allein der Anblick mancher Figur dürfte für Lacher auf den Rängen sorgen. Monika Ehrhardt jedenfalls amüsierte sich am Montagnachmittag bei der Probe prächtig – nicht ohne das Geschehen kritisch zu verfolgen und sich Notizen zu machen, an welchen Stellen vielleicht noch Korrekturen nötig sind. Die Berlinerin, die zu Reinhard Lakomys Musik die Geschichten geschrieben hat, führt seit zwanzig Jahren selbst Regie für die Produktionen des Traumzauberbaumes. Sie hat „Die Sonne“ für die Bühne in Rathen eingerichtet.

„Es ist mir ein Herzensbedürfnis“, sagt Monika Ehrhardt, die viele gute Erinnerungen an die Sächsische Schweiz hat. Ein bisschen Wehmut schwingt freilich mit, weil sie nun dort alleine auf den Bänken sitzt. Ihr Mann, der Musiker und Komponist Reinhard Lakomy, starb 2013 im Alter von 67 Jahren. „Wir haben immer zusammen an den Geschichtenliedern gearbeitet, und wir waren immer davon besessen, was wir machten“, sagt Monika Ehrhardt. „Die Sonne“ ist ihr erstes Projekt ohne Lacky, allerdings mit seiner Musik und seiner Stimme bei einigen Liedern – wer gut aufpasst, wird ihn auch auf der Felsenbühne hören. Nach dem großen Erfolg des „Regenbogens“, der sechs Spielzeiten im Wehlgrund lief, hofft Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel auf eine ähnlich große Resonanz für „Die Sonne“. Er liebt die Geschichtenlieder, die für ihn „ein bisschen Weltverbesserung mit Pfiff und Augenzwinkern“ sind. Dabei werden in der Trilogie ja durchaus ernste und hochaktuelle Themen behandelt, wie Machtgier, Unterdrückung, Krieg – und Solidarität. Mit der Inszenierung ist Schöbel „sehr zufrieden“.

Für Katrin Wolfram, die als freie Choreographin unter anderem an der Semperoper und der Palucca-Schule arbeitet, ist es „eine Herausforderung, aber auch eine Ehre.“ „Ich bin mit Lakomy und Ehrhardt groß geworden“, sagt sie. Ihre Laufbahn im Theater begann sie übrigens 1988 als Tänzerin bei den Landesbühnen Sachsen. „Die Sonne“ ist nun ihre erste große Regiearbeit, bei der sie ganz unterschiedliches Personal unter einen Hut bringen muss. Neben Mitgliedern des Schauspielensembles der Landesbühnen, spielen Studierende der Theaterakademie Sachsen, Kinder, die in einem monatelangen Casting ausgewählt wurden, und die „Rathener Frauen“, also die Komparsen aus dem Ort. Die Damen treten als Quallen, Wellen und Flammen auf, während Gru-Gru seine dunklen Pläne vorantreibt. In dieser Rolle wird Tom Hantschel zum Bösewicht der Saison: In „Winnetou I“ gibt der 52-Jährige den Mörder Santer, in „Die goldene Gans“ den bösen König und nun in „Die Sonne“ den wahnsinnigen Weltzerstörer Gru-Gru, dessen Zeit freilich abgelaufen ist – da kann er noch so laut singen. Wenn es nur in der Wirklichkeit auch so wäre.

„Die Sonne“, Familienmusical von Reinhard Lakomy (Musik) und Monika Ehrhardt (Buch), geeignet für Kinder ab 5 Jahren, Premiere am 29. Juni, 16 Uhr, auf der Felsenbühne Rathen; weitere Vorstellungen im Juli und August,