Von Maik Brückner
Schmiedeberg. Hilfe, hilfe. Eine junge Frau steht im vierten Stock des früheren Verwaltungsgebäudes des VEB Ferdinand Kunert in Schmiedeberg am Fenster und schreit. Nebenan raucht es. Minuten später trifft die Dippoldiswalder Feuerwehr ein. Fast zeitgleich kommen die ersten Rettungswagen. Aus einem steigt Kai Musal aus. Der 31-jährige Rettungsassistent übernimmt die Organisation des Rettungsdienstes.
Die Großübung in Schmiedeberg
Das Stressigste hat er schon hinter sich, die Anfahrt. Denn schon im Auto musste er viel klären, ohne eine Pause einlegen zu können. Zuerst läuft Musal zum Einsatzleiter der Feuerwehr. Mit ihm klärt er, wo der Platz errichtet werden soll, an dem die Feuerwehr die verletzten Personen an den Rettungsdienst übergeben sollen. Dann kommen schon die Ersten mit Wunden am Kopf und am Arm. Musal weist die leitende Notärztin ein und zieht sich zurück.
Die junge Frau schaut sich zusammen mit den Rettungssanitätern jeden Verletzten an, entscheidet, wer welche Hilfe braucht, wer sofort und wer später ins Krankenhaus gebracht werden soll. Dann wird es hektisch. Dort stöhnt einer vor Schmerzen, auf der anderen Seite bettelt jemand um Hilfe. Mittendrin sind die Rettungsassistenten.
Immer mit der Ruhe
Alles wirkt echt. Trotzdem ist es nur eine Übung, die von den Kreisverbänden des Deutschen Roten Kreuzes in Dippoldiswalde und Freital sowie von den Johannitern und dem Arbeiter-Samariter-Bund organisiert wurde, um das Zusammenwirken mit der Feuerwehr zu proben. Und das funktioniert ganz gut. Die Feuerwehrleute suchen im Gebäude nach den Verunglückten, legen sie auf Tragen und bringen sie zu den Rettungsassistenten und -sanitätern.
Kai Musal steht etwas abseits. Immer wieder kommen junge Rettungsassistenten mit Fragen zu ihm. Der 31-Jährige beantwortet sie oder schickt sie zu dem zuständigen Helfer. Er wird nicht hektisch. Und er bleibt auch nett, wenn einer mit Fragen kommt, für die er ganz sicher nicht zuständig ist. „Da kann ich schon mal bestimmt werden“, sagt er. Herumschreien wird er nicht. „So etwas kann ich nicht.“
Fast alles geklappt
Wichtig ist, dass alle wissen, was sie zu tun haben. Denn ein Rettungseinsatz muss gut organisiert sein, sagt er. Die Grundlagen legen schon die ersten Rettungsassistenten, die so etwas wie die Grundstruktur aufbauen. Funktioniert die, läuft auch die Rettungsaktion besser, sagt der Altenberger, der schon seit acht Jahren beim Rettungsdienst arbeitet und jetzt der Leiter der Dippoldiswalder Rettungswache ist. „Großeinsätze wie diese haben wir selten“, sagt er. Der Letzte große, an den er sich erinnern kann, liegt schon Jahre zurück.
Damals brannte das Dach eines Mehrfamilienhauses im Dippoldiswalder „Russenviertel“. Hier in Schmiedeberg ist der Einsatz fast zu Ende. Die Feuerwehr holt ihre Leiter ein. Die Rotkreuzhelfer bringen letzten „Verletzten“ zu den Krankenhäusern. Kai Musal wirkt zufrieden.
Der Einsatz sei im Großen und Ganzen so abgelaufen, wie er es erhofft hat. „Einiges hätte schneller gehen können.“ Wichtig sei aber, dass alle “Schwerverletzten“ etwa 20 Minuten nach dem Eintreffen der Feuerwehr in die Krankenhäuser gebracht werden konnten.